Von: mk
Leifers – Eine breite Allianz von Umweltverbänden, Klimaschützern und Wissenschaft spricht sich vehement gegen die Ausweisung einer neuen Torfabbaugrube in Leifers aus. Landeshauptmann Arno Kompatscher müsse ein deutliches Zeichen setzen und den Klimaplan konsequent umsetzen. Dies sei die Nagelprobe für den Klimaplan Südtirol 2040, der ein striktes Verbot des klimaschädigenden Torfabbaus vorsehe, erklärt die Südtiroler Biologenvereinigung in einer Aussendung.
Am 14. Dezember 2022 wurde die Umweltvorstudie zum Torfabbau betreffend die GP 153/1, 169/6, 670/6, E 670/5 in der KG Leifers auf der Website der Landesagentur für Klima- und Umweltschutz veröffentlicht. In einem von der Firma Nord Torf GmbH vorgelegten Projekt soll innerhalb von fünf Jahren Torf im Ausmaß von 22.342 Kubikmeter abgebaut werden. Die Vereinigung Südtiroler Biologinnen und Biologen, WWF Trentino Alto Adige /Südtirol, Scientists for Future South Tyrol, Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde AVK, Herpeton, Fridays for Future Südtirol und Climate Action South Tyrol sprechen sich aus mehreren Gründen gegen dieses Projekt aus und fordern die Landesregierung und die zuständigen Entscheidungsgremien auf, dieses nicht zu genehmigen.
„Torfabbau ist mit Klimazielen des Landes unvereinbar“
Das Projekt stehe in klarem Widerspruch zum neuen Klimaplan des Landes Südtirol, dessen ersten Teil die Landesregierung mit Beschluss Nr. 606 im August 2022 genehmigt habe. Dieser formuliert im Aktionsfeld 6.12 (langfristige CO2-Senken), „keinen neuen Abbau von Torf zu genehmigen und die erteilten Genehmigungen auslaufen zu lassen“. „Vor diesem Hintergrund war bereits die Verlängerung der Konzession für den Torfabbau in Salurn im letzten Jahr ein klarer Widerspruch zum Klimaplan und durch keinen sachlichen und fachlichen Grund gerechtfertigt“, so die Biologen.
Wie aus einer vor kurzem erstellten Studie von EURAC Research und der Universität Innsbruck hervorgeht, seien Torflagerstätten im Unterland bedeutende Kohlenstoffspeicher, die für Südtirol in Zeiten eines massiven Klimawandels von enormer Bedeutung seien.
Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen: Seit der ersten Genehmigung zum Torfabbau im Jahre 1979 wurden in Südtirol rund zwei Millionen Kubikmeter an Torfmaterial auf einer Fläche von 40 bis 45 Hektar abgebaut, dies entspricht Emissionen von rund 400.000 Tonnen CO2-Equivalenten. Die derzeit aktiven Konzessionen von Torfstichen im Unterland erlauben einen Abbau von bis zu 1,5 Millionen Kubikmeter, was zu weiteren Emissionen von rund 300.000 Tonnen CO2-Eqivalenten führen würde. Werden die Torfschichten abgebaut, wird nicht nur ihre Fähigkeit, große Menge an Kohlenstoff zu binden, zunichte gemacht, sondern es entweichen durch den Betrieb auch große Mengen von klimaschädlichem Methan in die Atmosphäre. Pro Jahr und Hektar würden 15.906 Tonnen CO2-Equvalente durch den Torfabbau emittiert werden.
Torfabbau erschwert zukünftige Renaturierung von Feuchtlebensräumen zum Erhalt der Biodiversität
„Durch Torfabbau geschaffene Wasserflächen können temporär durchaus eine Bedeutung für gefährdete Amphibienarten und Vögel haben. Da diese Flächen aber durch wirtschaftliche Tätigkeit einer Veränderung unterliegen, bieten sie keinen gesicherten Lebensraum für diese Tiere. Daraus ergibt sich kein dauerhafter Vorteil für die Biodiversität“, erklären die Biologen. Im Gegenteil: Die gängige Praxis der Torfentnahme mit nachträglichem Einbringen von standortfremdem Material (z.B. Schotter etc.) erschwere eine zukünftige Renaturierung erheblich. Das Gesteinsmaterial müsste wieder entfernt werden. „Nur die Torfschichten im Untergrund sorgen für die notwendige hydrologische Dynamik. Torfschichten sind integraler Bestandteil für ein gesundes Auwaldökosystem einerseits, aber auch für weitere Feuchtlebensräume wie Weiher, Tümpel oder Totarme“, so die Biologen.
Aus diesem Grund fordern die Wissenschaftler und die Umweltschützer die Landesregierung und alle im Entscheidungsprozess involvierten Gremien auf, den eigenen Klimaplan einzuhalten und nicht gegen die selbst gesteckten Ziele zu verstoßen sowie keine weiteren Torfabbaukonzessionen im Lande zu genehmigen.
Außerdem sollte das Kataster der Moore und Feuchtgebiete Südtirols aktualisier werden, wobei sämtliche vorhandenen Moorflächen und Feuchtgebiete in Südtirol neu zu erfassen und effizienter zu schützen seien. Degradierte Flächen, wie z.B. ehemalige Torfgruben sollten restauriert werden und wo immer möglich sollten Auwaldfächen ausgeweitet und neu geschaffen werden, heißt es in einer Aussendung.