Von: mk
Bozen/Gröden – Der Dachverband für die Natur- und Umweltschutz hatte gemeinsam mit anderen Organisationen bereits im Vorfeld der Entscheidung in Reykjavik davon abgeraten, die Schiweltmeisterschaften 2029 in Gröden auszutragen. Viel zu groß wären die negativen Auswirkungen aufs Land.
„Der internationale Schiverband hat anscheinend die Warnrufe der Südtiroler Umweltverbände übernommen und die Weltmeisterschaft 2029 nach Norwegen vergeben“, sagt augenzwinkernd Hanspeter Staffler, Geschäftsführer des Dachverbandes. Aber was dann hinter den Kulissen passiert sei, gelte für die einen als gelungener Clou und für die anderen als visionslose Politik.
„Großveranstaltungen hatten in der Vergangenheit ihre Berechtigung, weil sie Ortschaften und Täler aus dem Dornröschenschlaf wachküssten. In Gröden ist das perfekt gelungen, seit der WM im fernen Jahr 1970 hat das Bergtal den touristischen Turbo gezündet“, so die Umweltschützer. Gröden sei heutzutage eine Tourismushochburg mit luxuriösen Hotels, einer verkabelten und umgepflügten Industrielandschaft, Menschenmassen wie am Corso in Rom und mit unbezahlbarem Wohnraum für viele ansässige Menschen. „Gröden ist satt!“, unterstreicht der Dachverband.
„Anstatt neue Wege zu beschreiten und echte Visionen zugunsten der Bevölkerung, des Klimas und der Natur zu entwickeln, holt Südtirols Tourismuspolitik ein visionsloses Wachstumsprojekt aus der Mottenkiste und drückt es in Reykjavik – wahrscheinlich mit der Hilfe von stramm wachstumsgläubigen politischen Nothelfern – durch,“ sagt Josef Oberhofer, Präsident des Dachverbandes. Anders könne man sich die ungewöhnliche Vorgehensweise des Internationalen Schiverbandes FIS nicht erklären, zwei Weltmeisterschaften gleichzeitig zu vergeben.
Auf ein touristisch vollkommen gesättigtes Land noch eine Schi-WM draufzupacken, sei toxisch. Es würden – wie derzeit für die Olympiade 2026 in Antholz – hunderte Millionen Euro in den Ausbau von Straßen, Seilbahnen und Pisten fließen. „Wald wird gerodet, neue Beschneiungsbecken sammeln den letzten Tropfen Wasser. Gröden wird regelrecht ausgebeutet.“
Was aber bleiben werde, seien die sozialen und ökologischen Probleme, warnen die Umweltschützer: „Wohnen wird noch teurer, die Bodenversiegelung nimmt zu, natürliche Ruhezonen werden zerschnitten und die ansässige Bevölkerung wird nicht einmal gefragt, ob sie den ganzen Rummel will?“