Von: mk
Gröden – Fünf Südtiroler Umweltverbände haben einen Appell an die FIS gerichtet, die Alpinen Skiweltmeisterschaften 2029 nicht nach Gröden zu vergeben. Die Entscheidung darüber wird beim FIS-Kongress in Reykjavik auf Island fallen. In dem gemeinsamen Appell wird gefordert, Gröden vor dieser Belastung zu bewahren, da es sich um ein „bereits durch den Tourismus überlastetes Gebiet“ handle.
Die Bewerbung Grödens für die Skiweltmeisterschaften 2029 war von Anfang an umstritten und von Protesten begleitet. Nachdem die Idee, sich gemeinsam mit Alta Badia zu bewerben, aufgrund der negativen Entscheidung der Gemeinde Abtei noch im Jahr 2021 aufgegeben worden war, sind die Stimmen des Widerstands auch aus der lokalen Bevölkerung nicht verstummt.
Jetzt, kurz vor der Entscheidung für die Bewerbung 2029, schließen sich die Umweltverbände dem Appell und der großen Sorge um das Tal an. Bereits 1991 wurde in Gröden eine Volksabstimmung über eine mögliche Bewerbung für die Skiweltmeisterschaften abgehalten.
56 Prozent der Wählerinnen und Wähler sagten Nein bei einer Wahlbeteiligung von 77 Prozuent. Im Jahr 2022 organisierte die Lia Natura y Usanzes eine Umfrage, um die Meinung der Bürger zum Thema Ski-WM zu erfahren: Von 937 Teilnehmern sprachen sich 66,2 Prozent gegen eine Austragung der Veranstaltung in Gröden aus.
Nachdem die Kandidatur nun in vollem Gange ist, fordern Teile der Bevölkerung und die Umweltschützer weiterhin eine Volksbefragung – eine Forderung, die von den Gemeindeverwaltungen bisher nicht beachtet wurde. Die Arbeiten an der Kandidatur hätten mehr oder weniger hinter verschlossenen Türen stattgefunden, der angekündigte partizipative Prozess sei außer auf der Ebene der Interessenvertretungen nie wirklich umgesetzt worden, heißt es in einer Aussendung. Das bei der FIS eingereichte Dossier bleibt vertraulich, aber es wird angekündigt, dass es sich um eine Weltmeisterschaft im Zeichen der Nachhaltigkeit handeln würde. „Die von den Veranstaltern immer wieder betonte Nachhaltigkeit dieser Weltmeisterschaft ist ein Paradebeispiel für Greenwashing. Es braucht endlich eine starke und visionäre Positionierung der Gemeinden, die auch den Verzicht auf solche Massenveranstaltungen beinhaltet, denn Nachhaltigkeit und Masse haben nichts miteinander zu tun“, so Julia Perathoner von Lia Natura y Usanzes.
„Gröden braucht keinen zusätzlichen Medienpush, der wieder einmal zur Steigerung der Touristenströme beiträgt“, sagt Elide Mussner, Grödnerin und Tourismuslandesrätin der Gemeinde Abtei, die sich gegen die Ski-WM 2029 ausgesprochen hat. Ihrer Ansicht nach ein Verzicht die nachhaltigste Variante. „Die Mehrheit der Bevölkerung ist dagegen“, fährt sie fort, „sie kämpft mit dem überteuerten Wohnraum, der irrsinnige Preise erreicht hat, mit der ständigen Verstopfung der lokalen Mobilität und mit dem Tagestourismus, der immer mehr Unannehmlichkeiten für die Bewohner des Tals mit sich bringt.“ Dies seien die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft, die die Bevölkerung beunruhigten und die sicherlich nicht durch eine Ski-WM im Tal gelöst würden.