Kompromiss zur Finanzierung für Artenschutz

UNO-Artenschutzkonferenz finalisiert Finanzierungsplan

Freitag, 28. Februar 2025 | 11:20 Uhr

Von: APA/dpa

Auf der “Weltnaturkonferenz” in Rom haben sich fast 200 Länder auf einen mehrjährigen Finanzierungsplan zum Schutz von Natur und Artenvielfalt geeinigt – und dafür seltenes Lob von Umweltschützern bekommen. Vier Monate nach einem Misserfolg in Kolumbien verständigte sich die 16. UNO-Konferenz zur biologischen Vielfalt (COP16) praktisch in letzter Minute auf einen Kompromiss. Die USA waren allerdings nicht dabei.

Beschlossen wurde auch eine regelmäßige Überprüfung, wie es mit der Umsetzung der gesetzten Ziele bis 2030 beziehungsweise 2050 vorangeht. Anhand 40 wichtiger Kriterien müssen die Staaten künftig berichten, ob es beim Schutz gefährdeter Arten und Regionen Fortschritte gibt – oder weitere Rückschläge. Insbesondere in ärmeren Regionen der Welt geht die Artenvielfalt seit Jahrzehnten drastisch zurück.

Washington gehört dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) von 1992 nicht an. Der ins Weiße Haus zurückgekehrte Präsident Donald Trump will sich auch nicht an die Beschlüsse der Weltklimagipfel halten.

Einigung erst kurz vor Mitternacht

Im Grundsatz hatten sich ärmere und reichere Staaten schon vor vier Jahren auf einen “Weltnaturvertrag” mit Zielen verständigt, die bis 2030 erreicht werden sollen. Dazu gehört, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen zu schützen. Zudem sollten die beteiligten Industrieländer jedes Jahr 20 Milliarden Dollar (etwa 19 Milliarden Euro) zum Schutz der Artenvielfalt bereitstellen. 2030 sollen es dann 30 Milliarden sein.

Bis jetzt war jedoch nicht konkret geklärt, wie die Finanzierung geregelt wird. Rom war nach Meinung von Experten dafür die letzte Chance. Das Treffen ging nach drei Tagen kurz vor Mitternacht zu Ende. Im November war die COP16 in der kolumbianischen Stadt Cali noch gescheitert – auch, weil nach zwei Wochen nicht mehr genug Staaten zusammen waren. Viele Delegierte hatten sich schon auf den Heimweg gemacht. Umweltschützer sprachen damals von einer “Blamage”.

Privatsektor und Entwicklungsbanken sollen helfen

Nun wurde eine überarbeitete “Strategie zur Mobilisierung von Ressourcen” beschlossen, um das Geld zum Schutz der Artenvielfalt zusammenzubekommen. Dazu sollen neben der staatlichen Finanzierung auch der Privatsektor und internationale Entwicklungsbanken in den Blick genommen werden. Das Treffen diente auch der Vorbereitung des nächsten Weltklimagipfels (COP30), der im November in Brasilien stattfindet.

Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt ein Bericht der Umweltstiftung WWF und der Zoologischen Gesellschaft London. Demnach gingen weltweit die Populationen von insgesamt 35.000 Wildtierarten im vergangenen halben Jahrhundert um durchschnittlich 73 Prozent zurück.

Schritte in die richtige Richtung für NGOs

Angesichts der nunmehrigen Einigung sprach die Umweltschutzorganisation WWF von “Schritten in die richtige Richtung”. Den Einigungen müssten jetzt aber Taten folgen, forderte WWF-Experte Joschka Brangs in einer Aussendung und kritisierte, dass die bisher bereitgestellten Gelder weiterhin unter den selbst gesteckten Zielen der Staatengemeinschaft seien.

Für Greenpeace sei die Einigung ein Signal für Bewegung in der Finanzierungsfrage. “Jetzt braucht es die schnelle Auszahlung der versprochenen jährlichen 20 Milliarden Dollar ab diesem Jahr. Denn das Überleben unzähliger Arten hängt davon ab, dass das Geld auf den Tisch gelegt wird, damit endlich Maßnahmen umgesetzt werden. Dazu zählt auch, umwelt- und klimaschädlichen Subventionen endlich einen Riegel vorzuschieben”, sagte die Sprecherin der NGO, Ursula Bittner.

Tag des Artenschutzes am 3. März

Umweltdachverband und Naturschutzverband forderten im Vorfeld des Tages des Artenschutzes am 3. März auch mehr Tempo für Renaturierung. Mehr als 80 Prozent der europarechtlich geschützten Arten und Lebensräume in Österreich seien in einem schlechten Erhaltungszustand. Ursache seien vor allem Flächenfraß, Zerschneidung von Lebensräumen und eine intensive Landnutzung, so die Verbände in einer Aussendung am Freitag. Sowohl die Bundesländer als auch eine neue Bundesregierung müssten ihre Verantwortung wahrnehmen. Dabei gehe es vor allem darum, die steigende Versiegelung zu stoppen, um intakte Ökosysteme zu erhalten.

“Natürliche Flussläufe schützen uns vor Überschwemmungen, Moore und gesunde Böden speichern Kohlenstoff, artenreiche Landschaften sind die Basis für stabile Ökosysteme. Der Schutz und die Wiederherstellung von Natur ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch eine zentrale Maßnahme für den Klimaschutz”, so Thomas Wrbka, Präsident des Naturschutzbundes. Das EU-Renaturierungsgesetz müsse deshalb zur politischen Priorität gemacht werden, sagte Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes. “Artenschutz darf nicht länger ein Randthema sein – er ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.”

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