Von: luk
Eppan – Erreichte Ziele und offene Fragen – darum ging es bei der Veranstaltung #5 heute in der Sportzone Rungg in Eppan.
Die Arbeitslosigkeit wurde gesenkt, Menschen mit Behinderung stärker einbezogen, Menschen auf der Flucht aufgenommen und die Gesundheitsversorgung für die Zukunft aufgestellt: Bei der Veranstaltung #5Jahre5anni zum Ende der Legislaturperiode blickte Landesrätin Martha Stocker auf die Arbeit im Ressort Gesundheit, Soziales, Arbeit, Sport und Chancengleichheit zurück. “Wir haben die Verantwortung, nicht nur an heute zu denken, unsere Aufgabe ist es, für die Zukunft die Weichen richtig zu stellen”, sagte sie.
Beschäftigungsquote auf Rekordhoch
Am Anfang ihrer Amtszeit stand der Bereich Arbeit im Fokus. “Zu Beginn der Legislatur 2014 standen wir in Südtirol vor der ungewohnten Situation, dass aufgrund der Krise gar einige Betriebe in Schwierigkeiten waren”, sagte Stocker, vor allem in der Baubranche. Mittlerweile sei die Beschäftigungsquote so hoch wie nie zuvor, in vielen Branchen sei es sogar schwierig, Arbeitskräfte zu finden. “Mit der Jobbörse des Landes haben wir auch eine Plattform geschaffen, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenbringt”, blickte die Landesrätin zurück. Darüber hinaus habe man einen lokalen Solidaritätsfonds geschaffen, der die Lohnausgleichkasse abgelöst hat – durch den Zusammenhalt der Sozialpartner im Lande auch eine autonomiepolitische Maßnahme, wie Stocker meinte.
Im Jahr 2015 dann dominierte der Umgang mit Flüchtlingen und Migranten die öffentliche Diskussion. “Es ging uns von Anfang an darum, diese große Herausforderung im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit und der Humanität zu bewältigen. Wenn die Menschen da sind, haben wir einerseits alles dafür zu tun, sie ankommen zu lassen und sie andererseits aufzufordern, alles für ein gelingendes Ankommen in unserer Gesellschaft zu tun”, sagte sie. In vielen Verhandlungen sei es nicht nur gelungen, die Menschen auf den Bahnhöfen zu versorgen, es seien schließlich auch 30 CAS-Zentren im ganzen Land eingerichtet worden, in denen derzeit 1370 Menschen untergebracht sind. “550 von ihnen arbeiten. Das ist im europäischen Vergleich ein Spitzenwert und die beste Grundlage, hier auch ein Leben aufzubauen”, sagte sie.
Leitmotiv Gerechtigkeit
Darum, Menschen mitzunehmen und möglichst viel Selbständigkeit zu ermöglichen, geht es bei der Unterstützung von Menschen mit Behinderung. “Wir haben das neue Inklusionsgesetz beschlossen und architektonischen Barrieren weiter abgebaut”, erklärte die Landesrätin. Auch die Situation am Arbeitsmarkt sprach Stocker an: In jedem Jahr gelinge es, 170 Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Weitere wichtige Themen im sozialen Bereich waren das neue Gesetz zur Sachwalterschaft, die Prävention und Bekämpfung von Suchterkrankungen und die Erhöhung des Mietbeitrages für Niedrigrentner. “Mir ist es in meinem Leben immer um Gerechtigkeit gegangen”, sagte Stocker, da sei es nur gerecht, Menschen, die zum Aufbau dieses Landes beigetragen haben, im Alter zu unterstützen. Die Pflegesicherung trage zur Stärkung der Pflege zuhause und zum stetigen Ausbau der Senioren- und Pflegeheime bei. Dies sei ein klarer Auftrag in der alternden Gesellschaft.
Gerechtigkeit sei auch das Leitmotiv im Bereich der Chancengleichheit. “In den Führungsgremien konnten wir die Präsenz der Frauen in den vergangenen Jahren erhöhen, für eine gerechte Beteiligung der Frauen an den gesellschaftlichen Entscheidungen liegt aber noch viel Arbeit vor uns”, sagte sie. Sowohl Lohn- als auch Rentenschere würden nämlich immer noch weit auseinanderliegen, was vor allen Dingen an den nach wie vor vorherrschenden Rollenaufteilungen in der Familienarbeit liege.
Neuordnung der Gesundheitsdienste
Wichtige Weichen für die Zukunft wurden mit dem neuen Gesundheitsplan 2016-2020 gestellt. Stocker erinnerte an die großen Herausforderungen unserer Zeit, die eine Neuordnung der Gesundheitsdienste erforderlich machen: die alternde Gesellschaft mit der Zunahme der chronischen Erkrankungen, die enormen Entwicklungen in der Medizin, den Fachkräftemangel und nicht zuletzt die gestiegenen Erwartungen der Menschen. Im Mittelpunkt der Neuausrichtung stehen zuallererst die Gesundheitsförderung und Prävention, deren zentrales Ziel ein möglichst gesundes Leben bis ins hohe Alter ist. “Bewegung und Sport ist immer noch die beste Präventionsmaßnahme”, sagte Stocker und zeigte sich erfreut darüber, dass 58 Prozent der Südtiroler Sport betreiben. Das sei in erster Linie der Verdienst der vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen und Verbänden. Deswegen sei es neben dem Bau von Sportanlagen und der Förderung des Spitzensports auch darum gegangen, diese in ihrer Tätigkeit zu unterstützen, sagte die Sportlandesrätin. Die zweite zentrale Säule sei die wohnortnahe medizinische Versorgung durch die neue Vernetzung der Hausärzte untereinander und mit den Apotheken und Sprengeln vor Ort. Die Notfallversorgung sei durch die optimale Zusammenarbeit mit dem Weißen Kreuz und dem Roten Kreuz gestärkt worden, vor allem auch durch den Ausbau der Tagesrandflüge der Hubschrauber.
Im Bereich der Krankenhausversorgung sprach Stocker auch die vielen Bürgerproteste an und betonte: “Bei der Neuausrichtung des Gesundheitsbereichs ging es nie darum, ein Krankenhaus zu schließen. Es ging vielmehr darum, in Zeiten des Fachkräftemangels unsere sieben Krankenhäuser im Verbund zu sichern und festzulegen, welche Leistung in welcher Einrichtung in welchem Rahmen angeboten werden kann.” Natürlich seien die Wartezeiten in den Notaufnahmen und für nicht dringende Visiten zu lang, sagte Stocker, sie wies aber auch darauf hin, dass heute im Schnitt 23.000 medizinische Leistungen am Tag erbracht werden, eine Million Leistungen im Jahr mehr als noch vor fünf Jahren. Trotz Fachkräftemangels. Die Weichen seien gestellt, die Veränderung im Sanitätsbetrieb mit seinen 10.000 Mitarbeitenden könne aber nicht von heute auf morgen erwartet werden. Mehr als die Kritik der Gegner habe ihr in der Diskussion um die Krankenhäuser das Schweigen der Befürworter zugesetzt. “Ich appelliere deshalb an sie alle: Unterstützen sie Menschen, die etwas weiterbringen wollen, wenn sie selbst von der Sache überzeugt sind”, richtete Stocker einen abschließenden Wunsch an die über hundert Anwesenden.