Von: mk
Rom – „Mit reichlicher Verspätung ändert Europa die Strategie in der Agrarpolitik: Zu lange Zeit haben Subventionen große Betriebe und Massentierhaltung belohnt. Endlich hat man nun damit begonnen, jene Betriebe zu fördern, die auf Nachhaltigkeit achten. Darunter befinden sich auch jene in Berggegenden“, betonte SVP-Senatorin Julia Unterberger in der Debatte über das EU-Programm „Farm to Fork“ und die Nährwertkennzeichnung „Nutri-Score“ im Plenum des Senats.
Die Landwirtschaft sei Ursache und Opfer des Klimawandels. „Ursache, weil die intensive Viehhaltung, die Abholzung von Wäldern für Weidezwecke, die Methanemissionen, die verwendeten Materialien sowie der Energie- und Wasserverbrauch ca. 18 Prozent der globalen Erwärmung verursachen. Opfer wegen der zunehmenden Produktionsausfälle durch übermäßige Trockenheit oder Überschwemmungen. Ganz zu schweigen von der Geflügel- und der Schweinepest: Epidemien, die mit der Störung des natürlichen Gleichgewichts zusammenhängen. Das Mantra des immer Mehr, immer schneller und immer billiger führt in eine Sackgasse“, so Unterberger.
Man müsse auf Nachhaltigkeit und Qualität setzten, sich auf kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe und auf regionale Produkte konzentrieren und übermäßig lange Produktionsketten vermeiden. Die Massentierhaltung müsse überwunden werden.
„Die zahlreichen Petitionen zeigen, dass dies von immer mehr europäischen Bürgerinnen und Bürgern gefordert wird. Sie tolerieren die Misshandlung von Tieren nicht mehr und sind bereit, für qualitativ hochwertige Lebensmittel angemessen zu bezahlen. Sicher wird eine solche radikale Umstellung die Preise für bestimmte Lebensmittel erhöhen. Aber sie wird auch dazu beitragen, deren wahre Kosten zu verringern. Denn ein Schnitzel, für welches man zwei Euro bezahlt, würde eigentlich 20 Euro kosten, wenn man die gesellschaftlichen Belastungen berücksichtigen würde: die Kosten für den Verlust der Artenvielfalt, die Wasserverschmutzung, die globale Erwärmung, sowie die höheren Gesundheitsspesen infolge ungesunder Ernährung“, erklärte Unterberger.
Europa als einer der weltweit führenden Produzenten von Lebensmittel auf dem globalen Markt müsse entschlossen auf Nachhaltigkeit setzen und sich gegen unlauteren Wettbewerb wehren, indem die Einfuhr jener Produkte mit Zöllen bedacht wird, welche nicht den europäischen Standards im Umwelt-, Arbeits- und Lebensmittelbereich entsprechen.
„Das Bestreben, eine Lebensmittelkennzeichnung einzuführen, ist grundsätzlich zu begrüßen. Aber das System ‚Nutri-Score‘ ist leider irreführend. Es unterscheidet nicht zwischen hochverarbeiteten- und wenig verarbeiteten Lebensmitteln. Dies, obwohl alle Studien zeigen, dass jene Produkte, die einen besonders hohen Verarbeitungsgrad aufweisen, besonders ungesund sind. Diese verzerrte Kommunikation wird sicher keine ausgewogene Ernährung zur Folge haben. Sie verteufelt die falschen Produkte. Daher ist es richtig, dass Italien seine Zweifel an der Methode des Nutri-Score vorbringt. Dies sollte aber dazu dienen, den Einsatz für einen ökologischen Wandel zu stärken und nicht zu schwächen“, so Unterberger.