Von: APA/dpa/Reuters
Im Gazastreifen wird ungeachtet der Appelle auf Feuerpausen oder Waffenruhen weiter gekämpft. Die israelische Armee berichtete am Donnerstag von neuen schweren Kämpfen im Westen der Stadt Khan Younis im Süden des Gazastreifens. Israelische Kampfflugzeuge haben nach Angaben von Augenzeugen Ziele in Rafah im Süden des Gazastreifens bombardiert. Die USA und Frankreich zeigten sich besorgt, die Vereinten Nationen warnten vor einer Hungersnot im Gazastreifen.
In den vergangenen 24 Stunden sind laut der israelischen Armee Dutzende Terrorverdächtige bei Kämpfen an verschiedenen Orten im Gazastreifen getötet sowie Dutzende weitere festgenommen worden. ach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bei israelischen Angriffen binnen 24 Stunden 130 Palästinenser getötet. Rund 170 weitere seien in dem Zeitraum verletzt worden, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Seit Beginn des Kriegs am 7. Oktober sei die Zahl der getöteten Menschen in dem Küstenstreifen damit auf mindestens 27.840 gestiegen. Mehr als 67.300 weitere seien verletzt worden. Die Zahlen ließen sich wie immer nicht unabhängig überprüfen.
Bewohner Rafahs berichteten, beim Beschuss von zwei Häusern seien mindestens elf Menschen getötet worden. Panzer hätten zudem Gebiete im Osten der Stadt beschossen. In Rafah ist ein Grenzübergang zwischen den Gazastreifen und Ägypten, über den Hilfsgüter in den palästinensischen Küstenstreifen gebracht werden. Hunderttausende Palästinenser haben im Süden des Gazastreifens Zuflucht vor der israelischen Bodenoffensive gesucht. Die Vereinten Nationen sind wegen des Vorrückens israelischer Bodentruppen in Richtung Rafah besorgt über das Schicksal der Zivilbevölkerung.
Der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond teilte am Donnerstag bei X, vormals Twitter, mit, bei israelischem Beschuss seien ein Sanitäter getötet und zwei weitere verletzt worden. Das Team sei auf einem Einsatz zur Bergung von Verletzten im Gazastreifen gewesen.
Die französische Regierung zeigte sich “sehr besorgt” angesichts der anhalten Kämpfe im Gazastreifen und insbesondere nahe dem Grenzübergang in Rafah. “Rafah ist ein wichtiger Ort für den Transport von Hilfsgütern in den Gazastreifen”, sagte der Sprecher des französischen Auslandsministeriums, Christophe Lemoine. Es verstoße gegen internationales Recht, die Zivilbevölkerung daran zu hindern, humanitäre Hilfe zu erhalten.
US-Außenministeriumssprecher Vedant Patel erklärte, Washington habe bisher noch keine Beweise für eine “ernsthafte Planung” eines israelischen Einsatzes in Rafah gesehen. Einen solchen Einsatz “ohne Planung und wenig Nachdenken” in einem Gebiet vorzunehmen, in dem eine Million Menschen Zuflucht suchten, “wäre eine Katastrophe”, argumentierte Patel. Die USA würden einen solchen Einsatz nicht unterstützen.
Die Vereinten Nationen warnten unterdessen vor einer Hungersnot im Norden des Gazastreifens. “Mindestens 300.000 Menschen in diesem Gebiet sind für ihr Überleben auf unsere Hilfe angewiesen”, erklärte Philippe Lazzarini, Chef des UNO-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) im Onlinedienst X, vormals Twitter. Das Hilfswerk war jüngst massiv unter Druck geraten wegen des Vorwurfs, von palästinensischen Terroristen unterwandert zu sein. Mehrere Staaten, darunter Österreich, stellten ihre Zahlungen an UNRWA ein.
UNO-Menschenrechtskommissar Volker Türk kritisierte Israel angesichts von Berichten über die Zerstörung von Gebäuden im Gazastreifen entlang der Grenze. Israels “umfangreiche Zerstörung von Eigentum, die nicht durch militärische Notwendigkeit gerechtfertigt ist”, stelle “ein Kriegsverbrechen” dar, erklärte der österreichische Spitzendiplomat. Er reagierte auf Berichte, wonach Israel an der Grenze eine “Pufferzone” errichten wolle.
In den israelischen Grenzorten zum Gazastreifen gab es am Donnerstag erneut Raketenalarm. Trotz der israelischen Bodenoffensive haben extremistische Palästinenser im Gazastreifen in den vergangenen vier Monaten mehr als 14.500 Geschosse auf Israel abgefeuert.