Von: apa
Als “Inspiration für Millionen Gläubige und weit darüber hinaus” sowie “Wegweiser der Hoffnung” hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen den verstorbenen Papst Franziskus gewürdigt. Er sei ein “Papst für soziale Gerechtigkeit” gewesen und “ganz nah den Menschen”. Für Kanzler Christian Stocker (ÖVP) ist der Tod von Franziskus “ein schmerzlicher Verlust für die katholische Kirche und für viele Menschen rund um den Globus”. Tief betroffen zeigten sich auch die Bischöfe.
“Er reiste nach Lampedusa zu den Flüchtlingen und gedachte dort der vielen Toten im Mittelmeer. Er setzte sich für die Bewahrung der Schöpfung ein. Er sorgte dafür, dass Obdachlose in der Nähe des Petersplatzes duschen können. Er kritisierte menschenverachtende Worte und Gesten”, erinnerte Van der Bellen an Franziskus. “‘Ich war fremd. Und ihr habt mich aufgenommen’, diese Bibelstelle hat er nicht nur öffentlich zitiert, er hat sie gelebt.” Franziskus habe nie weggeschaut -“er schaute hin, und mit ihm die Welt”. Immer wieder habe er einen Scheinwerfer dorthin gerichtet, wo er das Wohl der Menschen gefährdet gesehen habe. Für ihn werde der Name Franziskus immer für Nähe und Menschlichkeit stehen, so Van der Bellen.
Auch Kanzler würdigt verstorbenen Papst
Für Kanzler Stocker wird “der unermüdliche Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Toleranz” des Papstes unvergessen bleiben, meinte er in einer Aussendung. “Sein Wirken als Verbinder zwischen Nationen, Religionen und Kulturen hat unzählige Menschen inspiriert. Papst Franziskus’ Glaube, seine Demut und sein Dienst an den Schwächsten der Gesellschaft werden als sein Vermächtnis weiterleben.” Franziskus habe in seinem Dienst als Nachfolger Petri weltweit viele Menschen inspiriert, betonte auch die für Religionsfragen zuständige Kanzleramtsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) in einem Tweet – “durch seine Bescheidenheit, seinen Einsatz für Gerechtigkeit & den offenen Dialog mit allen”.
Schönborn: “Alle, alle, alle” bleibt
Kardinal Christoph Schönborn sah es in einer Sonder-“ZiB” im ORF auch als “Zeichen des Himmels”, dass Franziskus an einem Ostermontag gestorben ist – dies vor dem Hintergrund, dass im Christentum der Tod nicht das letzte Wort ist. Er erinnerte daran, dass auch der Tod von Papst Johannes Paul II. in die Osterwoche, allerdings an deren Ende, gefallen war. Die Botschaft von Franziskus sei von Anfang an gewesen: “Vergesst die Armen nicht!” Drei Worte hätten ihn gekennzeichnet, die für Schönborn auch bleiben würden: “Todos, todos, todos” (Alle, alle, alle). Jeder Mensch habe eine unveräußerliche Würde. Dies habe auch etwa Franziskus’ Einsatz gegen die Todesstrafe gezeigt.
Lackner: “Stimme für den Frieden in einer Welt des Krieges”
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, kündigte an, dass am Ostermontag um 17.00 Uhr in ganz Österreich die Kirchenglocken für zehn Minuten läuten, Kirchen und kirchliche Gebäude werden schwarz beflaggt. Franziskus habe “die Kirche gezeigt, die sich den Armen zuwendet, den Benachteiligten, den Unterdrückten; die all jenen nachgeht, die ihr fern sind”, so Lackner laut Kathpress. “Er war eine Stimme für den Frieden in einer Welt des Krieges, er weinte öffentlich um das Leid der Unschuldigen.”
Franziskus habe mit seinem Auftreten nach seiner Wahl überrascht, betonte Lackner. Und zuletzt habe er nochmals überrascht, “als er noch einmal alle Kräfte sammelte, um nach schwerster Erkrankung zur Feier der Auferstehung bei den Menschen sein zu können”.
Auch die katholischen Laienverbände zeigten sich betroffen: Der Präsident des Katholischen Laienrats Österreichs (KLRÖ), Wolfgang Mazal, nannte den letzten Ostersegen “Urbi et orbi” des Papstes laut Kathpress “bezeichnend für sein Pontifikat”. “Als Segen für Kirche und Welt hat er die letzten Jahre geprägt: Der Einsatz für jene, die am Rand der Gesellschaft stehen, ohne auf jene zu vergessen, die sich redlich im Weinberg des Herrn mühen.” Inhaltlich hätten viele der Gedanken von Franziskus für Beifall wie auch für Widerstände gesorgt, meinte Mazal. Dies betreffe zentrale Aussagen zu Umweltfragen ebenso wie zur Bedeutung der Familie in Kirche und Gesellschaft. Für Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler war Franziskus ein “echter Caritas-Papst”. Sein Engagement sei “nie bloße Theorie – sondern gelebte Nächstenliebe” gewesen.
Kritischer zeigte sich die Vorsitzende der Plattform “Wir sind Kirche”, Martha Heizer. Franziskus sei in der Frauenfrage “weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben”. “Das mag auch mit ihm als altem Mann einer südamerikanischen Kultur zu tun haben”, so ihr Urteil laut Kathpress .
Würdigung auch von anderen Religionsvertretern
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka würdigte den Einsatz des Papstes für die Schöpfung und in sozialen Fragen. Franziskus habe “das Evangelium glaubwürdig in der Welt verkündet”, sei konsequent für Verständigung und Versöhnung eingetreten und habe sich intensiv für die Bewahrung der Schöpfung in der ganzen Welt eingesetzt, hieß es in einer Aussendung. Kritisch merkte er an, dass sich in Franziskus’ Amtszeit “die Hoffnung, dass das gemeinsame Abendmahl zwischen katholischen und evangelischen Christen möglich werde, sich jedoch nicht erfüllt hat”. In dieser Frage habe sich nichts Substanzielles bewegt.
Die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreichs (IGGÖ) nannte Franziskus in einer Aussendung einen “unermüdlichen Förderer des interreligiösen Dialogs”, der sich stets für Verständigung insbesondere zwischen Christentum und Islam eingesetzt habe. “Seine Botschaft von Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Frieden ist ein bleibendes Vermächtnis”, hieß es. Der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria und Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich, Arsenios, nannte den Tod des Papstes auch für die Orthodoxie gegenüber Kathpress einen “großen Verlust”. Als “Friedenspapst” würdigte ihn der Wiener armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan. Für die altkatholische Bischöfin Maria Kubin stand Franziskus für “christliche Offenheit allen Menschen gegenüber, er setzte sich sowohl für wiederverheiratete Geschiedene als auch für queere Menschen ein, und ein großes Anliegen war ihm der Kinderschutz”.
Zahlreiche Reaktionen aus der Politik
Mit Franziskus verliere die Welt “einen Brückenbauer, der dafür bekannt war, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen”, betonte Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) auf X. “Er stritt für Reformen und Erneuerung und wurde nie müde, Haltung zu zeigen und Ungerechtigkeiten anzusprechen. Seine starke Stimme für Gerechtigkeit, Kinder- und Menschenrechte und ein solidarisches Miteinander hat vielen Menschen Kraft gegeben.”
Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) erinnerte daran, dass Franziskus noch am gestrigen Sonntag den Ostersegen gespendet habe. Er habe sich der Reform der Kirche und dem Frieden verschrieben, meinte sie auf X.
“Tief betroffen” äußerte sich FPÖ-Chef Herbert Kickl in einer Aussendung. Die Welt verliert mit dem verstorbenen Papst nicht nur das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, sondern auch eine “herausragende moralische Instanz unserer Zeit”. “Sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit, seine klaren Worte gegen Ausgrenzung, Armut und Umweltzerstörung sowie sein stetiger Appell zu Frieden und Dialog haben weltweit Wirkung gezeigt.”
Grünen-Bundessprecher Werner Kogler betonte in einer Aussendung, dass die Welt mit dem Tod von Franziskus “eine große geistliche und ethische Instanz” verliere. Sein Wirken als “Papst vom anderen Ende der Welt” sei von tiefer Menschlichkeit, eindringlichem Engagement für sozialen Zusammenhalt und Gerechtigkeit geprägt gewesen, so Kogler in einer Aussendung. Unmissverständlich sei auch sein Bekenntnis und Engagement für den Umwelt- und Klimaschutz gewesen.
Auch zahlreiche Landeshauptleute äußerten sich betroffen über den Tod von Franziskus. “Er war weltweit ein Licht für die Christen und auch andere Glaubensgemeinschaften”, meinte etwa der Salzburger Landeschef Wilfried Haslauer (ÖVP), derzeit auch Vorsitzender der Landeshauptleute-Konferenz, in einer Aussendung. “Seine Reformen, seine Toleranz und seine Menschlichkeit werden mir in besonderer Erinnerung bleiben. Er war kurz gesagt ein ganz besonderes Kirchenoberhaupt.”
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