Fallprüfung

Veranstaltungen: Doch kein generelles Alkoholverbot in Bozen

Dienstag, 13. Juni 2017 | 12:00 Uhr
Update

Von: luk

Der Bozner Bürgermeister, Renzo Caramaschi, hat es gestern angekündigt: Bei Großveranstaltungen wird es ab sofort nicht ein generelles, sondern ein fallweises Alkoholverbot geben, welches der Stadtrat aussprechen kann.

Ursprünglich hatte Caramaschi angekündigt, dass bei Großveranstaltungen kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden darf. Jetzt hat sich der Bozner Stadtrat für ein fallweises Alkoholverbot ausgesprochen, das heißt, dass in Zukunft jede Veranstaltung vorher geprüft wird, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Gemeinsam mit der Quästur wird dann darüber entschieden, ob Alkohol ausgeschenkt wird oder nicht. „Vor jeder Veranstaltungen müssen uns die Organisatoren mitteilen, wie viele Leute erwartet werden, wo die Sicherheitsausgänge und Notwege sind, ob genügend Sicherheitspersonal vorhanden ist und wir werden dann gemeinsam mit der Quästur die notwendigen Maßnahmen beschließen“, erklärt Caramaschi dem Tagblatt Dolomiten.

Die Ankündigung von Bürgermeister Renzo Caramaschi hat sofort für zahlreiche Reaktionen – auch innerhalb der Mehrheit – gesorgt.

Als „alljährliches, leidiges Thema zu Beginn des Sommers“, bezeichnet SVP-Fraktionssprecher Sebastian Seehauser die gesamte Angelegenheit. „Für die Sicherheit zu sorgen ist in Ordnung und auch das Verbot von Glasflaschen geht in Ordnung, da es inzwischen ja umweltfreundliche Mehrwegplastikbecher gib“, sagt Seehauser. Jedoch sei er gegen Radikallösungen, wie sie zu Beginn von Caramaschi vorgeschlagen wurden.

„Wir sind nicht ganz glücklich mit der Ankündigung von Caramaschi“, kommentiert Stadtrat Luis Walcher. Deshalb habe man gestern beschlossen, dass mehrere Instanzen, eben die für die Sicherheit zuständigen Gemeindebeamten, die Quästur und das Wirtschaftsamt, in die Entscheidung mit einbezogen werden sollen. „Damit können wir dann das Risiko einer Veranstaltung besser einschätzen“, schildert Walcher. Derzeit sieht er große Veranstaltungen, wie etwa das heuer anstehenden Stadtfest, jedoch nicht in Gefahr.

FH: „Alkoholverbot bei Festen ist der falsche Weg“

Der Freiheitliche Landtagsabgeordnete Sigmar Stocker kritisiert den Vorstoß des Bozner PD-Bürgermeisters Renzo Caramaschi, welcher bei Festen und Veranstaltungen ein Alkoholverbot anmahnt. Mit Verboten und Regelungen einem Problem begegnen, das vollkommen an einer anderen Stelle zu verorten ist, ist laut Stocker der falsche Weg. Die Aktivitäten und Veranstaltungen von ehrenamtlichen Vereinen würden mit einem Alkoholverbot in Misskredit gebracht und das Problem des Alkoholmissbrauchs würde sich damit nicht lösen.

„Oftmals bieten diese Feste leider die Bühne für Vorfälle, die mit dem Alkoholmissbrauch verbunden sind. In etlichen Fällen wurden von Jugendlichen – vor dem Festbesuch – superalkoholische Getränke konsumiert oder werden auf die Veranstaltungen mitgenommen, da dort diese aus guten Gründen nicht angeboten werden. Kommt es zu Vorfällen, so stehen die Veranstalter sofort in der Kritik, obwohl sie hierfür nicht verantwortlich sind“, erklärt Stocker.

Das Problem liege nicht bei den Veranstaltungen und Organisatoren, denn sie hätten ein Interesse an einem reibungslosen und gesitteten Ablauf der Feste. Bewusst werde bei vielen Veranstaltungen auf die Ausgabe von hochprozentigen alkoholischen Getränken verzichtet. Vielmehr fehle es bei der Aufklärungsarbeit und der Suchtprävention bei Jugendlichen.

„Es stellt sich die berechtigte Frage inwieweit die bisherige Tätigkeit des Forums Prävention bisher gefruchtet hat, da nicht nur die Alkoholproblematik bei Jugendlichen weiterhin besteht, sondern sich ein regelrechter Drogensumpf im Land ausbreitet. Es scheint so, als ob das Forum keinen Ansatz bei den Jugendlichen findet, denn ansonsten gäbe es keine derartige Zuspitzung im Suchtverhalten von Jugendlichen in Südtirol. Bezeichnend ist auch ein Interview des Direktors des Forums, Peter Koler, in der letzten Ausgabe der Sonntagszeit ‚Zett‘, in dem er zu seinen ‚Outs‘ den Begrüßungsschnaps beim Landesüblichen Empfang zählt“, kritisiert der Freiheitliche Landtagsabgeordnete abschließend.

Bürgerunion: “Nein zur Zwangs- und Verbotsgesellschaft”

Die BürgerUnion wendet sich entschieden gegen den Hang zur Zwangs- und Verbotsgesellschaft in welcher Staat, Land und Gemeinden glauben, die Bürger mit Zwängen und Verboten quasi vor sich selbst schützen zu müssen.

“Sowohl beim geplanten Alkoholverbot auf Großveranstaltungen im Bozen als auch den geforderten noch strengeren Veranstaltungsregeln schießen Politik und Verwaltungen mit Kanonen auf Spatzen, sozusagen mit den Zwangs- und Verbotskanonen auf die Bürger”, kritisiert der Landtagsabgeordnete Andreas Pöder (BürgerUnion).

“Dabei geben die jeweils verantwortlichen Politiker wie der Bozner Verbots-Bürgermeister Renzo Caramaschi natürlich vor, nur das Beste für die Bürger zu wollen. Die Bürger müssen scheinbar von Politik und Verwaltung zu ihrem Glück gezwungen werden”, kritisieren Pöder sowie der Jugendsprecher Stefan Taber und auch Wirtschaftssprecher Dietmar Zwerger.

“Man kann immer auch alles eine Nummer kleiner machen, anstatt mit Regeln und Verboten für Veranstaltungen quasi das Feiern zu verbieten. Veranstalter zur Selbstverantwortung anzuhalten evtl. auf Superalkoholika zu verzichten und alkoholisierten Personen ab einem bestimmten Punkt nichts mehr auszuschenken ist allemal besser als mit dem Holzhammer vorzugehen”, so Pöder. “Nebenbei muss durchaus kritisch und polemisch angemerkt werden, dass die Vorschläge für Alkoholverbote von bestimmten Politikern so wirken, als würden Metzger für den Veggie-Day eintreten.”

Bezirk: Bozen