Von: mk
Langtaufers – Nord- und Osttiroler Heimatpfleger sprechen sich genauso wie die Heimatpfleger Südtirols, der Österreichische und der Deutsche Alpenverein, der Alpenverein Südtirol und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz sowie die Umweltschutzgruppe Vinschgau, der CAI, die CIPRA und andere Organisationen gegen die geplante skitechnische Verbindung von Langtaufers ins Kaunertal aus.
Vor der geplanten Abstimmung äußern die Vereine und Verbände ihre Bedenken und verweisen die negativen Gutachten der Fachkommissionen.
Der Verein für Heimatschutz und Heimatpflege in Nord – und Osttirol möchte in einem offenen Brief auf einen weiteren Aspekt hinweisen. „Seitens der Befürworter des Vorhabens wird der hohe zu erwartende betriebs- und volkswirtschaftliche Nutzen ins Treffen geführt. Nach genauer Durchsicht der Machbarkeitsstudie, welche von der Projektwerberin zusammen mit dem Umweltbericht bei der Gemeinde Graun im Vinschgau vorgelegt wurde, ergibt sich jedoch ein ganz anderes Bild: Ein betriebswirtschaftlicher Nutzen des Projektes und/oder ein aus dem Projekt resultierender positiver volkswirtschaftlicher Effekt für die Region Obervinschgau können nicht in nachvollziehbarer Weise aus der Machbarkeitsstudie abgeleitet werden“, erklärt Konrad A. Roider vom Verein.
Die Machbarkeitsstudie enthalte keine plausiblen Annahmen über die zu erwartenden Umsätze der Aufstiegsanlagen, geschweige denn eine entsprechende Szenario- oder Sensitivitätsanalyse, wie sie bei seriösen wirtschaftlichen Betrachtungen üblich sei. Vielmehr gehe sie davon aus, dass “Umsätze dargestellt werden, welche die Aufstiegsanlage benötigt, um selbständig (d.h. ohne Kapitalaufstockung) arbeiten zu können.”
Ein unter solchen Annahmen errechnetes Betriebsergebnis könne für eine Bewertung der Wirtschaftlichkeit nicht herangezogen werden, zumal die angesetzten Auslastungen in erheblichem Widerspruch zu den Erfahrungen aus dem Kaunertal stünden und die angesetzten Kosten nicht belegt seien und in einigen Punkten nicht der technischen Beschreibung entsprechen würden.
Die Annahmen für die errechneten Steigerungen der Wertschöpfung in der Region und die daraus resultierenden “mindestens 76 neuen Arbeitsplätze im Tourismus” seien nicht empirisch belegt. Sie würden sich auf Fallbeispiele aus anderen Regionen stützen, deren Vergleichbarkeit mit der Region Obervinschgau nicht nachgewiesen werde, und darauf, dass aus vermuteten Korrelationen in unzulässiger Weise Kausalitäten abgeleitet würden.
Es gebe somit aus ökonomischer Sicht keine Veranlassung, die Feststellung aus dem “Fachplan Aufstiegsanlagen und Skipisten” (genehmigt mit Beschluss der Landesregierung Nr. 1545 vom 16. Dezember 2014) zu revidieren, wonach “eine Verbindung zwischen Langtaufers und dem Kaunertaler Gletscher … einerseits den Wettbewerb zwischen den Skiregionen des Obervinschgaus verschärfen und folglich auch das prekäre regionale Gleichgewicht aufs Spiel setzen” würde, argumentieren die Heimatpfleger.
„Uns ist nicht bekannt, dass zwischenzeitlich belastbares Zahlenmaterial vorgelegt oder dass die Machbarkeitsstudie durch Szenario- bzw. Sensitivitätsanalysen ergänzt worden wäre. Das vorgeblich positive Ergebnis der Studie hinsichtlich volkswirtschaftlicher oder betriebswirtschaftlicher Aspekte kann daher nach wie vor in keiner Weise als valide angesehen werden. Es erschiene uns daher aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus in hohem Maße bedenklich, wenn die Südtiroler Landesregierung dem Vorhaben die Zustimmung erteilen sollte, da dieses keinerlei Aspekte enthält, die auf die Besonderheiten des Langtauferertales eingehen, sondern einer phantasielosen Fortschreibung bestehender und abgenützter Konzepte nach dem Motto ‚mehr vom Gleichen‘ entspricht. Die einseitige Präjudizierung der Ausrichtung auf Massentourismus kann kein tragfähiges und nachhaltiges Konzept für Südtirol insgesamt – und schon gar nicht für ein sensibles Ökosystem wie das Langtauferertal – sein“, schreibt Konrad A. Roider weiter.
Dem Verein für Heimatschutz und Heimatpflege in Nord- und Osttirol fern liege es fern, eine Haltung der “Fundamentalopposition” gegenüber Tourismusprojekten einzunehmen, sondern man hege nur ernstliche Bedenken hegen gegenüber mikro- und makroökonomisch fragwürdigen Vorhaben, die massive und kaum (und nur mit hohem Aufwand der öffentlichen Hand) reversible Eingriffe in das ökonomische und ökologische Gefüge unseres Landes darstellen würden, heißt es im Brief abschließend.