Von: apa
Drei Jahre ist es her, dass Russland seinen umfassenden Feldzug gegen die Ukraine begonnen hat. Nur mithilfe seiner Verbündeten kann die Ukraine dem Angriffskrieg standhalten. Welchen Umfang diese – militärische, humanitäre und budgetäre – Gesamthilfe im bisherigen Zeitraum erreicht hat, hat das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel ermittelt: Auf 267 Milliarden Euro beläuft sich der sogenannte Ukraine Support Tracker. Den Löwenanteil schultert Europa, knapp vor den USA.
Betrachtet man die Summen, die allein in Auf- und Nachrüstung der Ukraine flossen, haben die USA jedoch etwas mehr gegeben als Europa (EU und ihre Mitgliedstaaten plus Großbritannien, Island, Norwegen und Schweiz). Hier steht es laut dem IfW 64 zu 62 Mrd. Euro. Bei der nicht-militärischen Hilfe liegt Europa aber 20 Milliarden vor den Vereinigten Staaten. 50 Mrd. Europa haben die USA aufgewendet, 70 Mrd. die europäischen Ukraine-Verbündeten.
Die seit Kriegsbeginn erfolgte Gesamthilfe der USA beläuft sich somit auf 114 Mrd. Euro, jene Europas auf 132 Mrd. Euro. Gemeinsam kommen die beiden Blöcke auf 246 Mrd. Euro. Der Restbetrag von 21 Mrd. (von 246 auf die 267 Mrd. Gesamthilfe aller Ukraine-Verbündeten) entfällt auf andere, verbündete Geberländer.
Österreich in Europa an 17. Stelle
Wie der Ukraine Support Tracker zeigt, ist die europäische Hilfe in den drei Jahren relativ stabil geblieben, während es bei den USA ein Auf und Ab gab. So schrumpfte die US-Hilfe zwischenzeitlich, als die Republikaner im Kongress Unterstützungszusagen des früheren Präsidenten Joe Biden blockierten. Das IfW gibt auch zu Bedenken, dass noch 2022 knapp 1,9 Mrd. Euro an humanitärer Hilfe der USA über die Entwicklungshilfeorganisation USAID an die Ukraine floss. Das hat sich stark reduziert, und unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump steht USAID als Behörde vor Auflösung in der bisherigen Form. Diese Entwicklung “streicht die Unsicherheit hervor, mit der die künftige US-Hilfe behaftet ist, hervor”, schreibt das IfW.
In absoluten Zahlen ist Deutschland jener Einzelstaat in Europa, der bilateral am meisten zur Unterstützung der Ukraine beigetragen hat: 17 Mrd. Euro. An zweiter Stelle folgt Großbritannien (15 Mrd.), dahinter Dänemark (8 Mrd.). Österreich liegt hier an 17. Stelle mit Aufwendungen im Bereich von einer Milliarde, die alle unter humanitäre und finanzielle Hilfe fallen. Militärische Hilfe hat das neutrale Österreich nicht geleistet.
Gemessen am Anteil ihres Bruttoinlandsprodukts haben die baltischen und nordeuropäischen Staaten am meisten zur bilateralen Ukraine-Hilfe beigetragen. Hier liegen Estland und Dänemark mit mehr als 2,5 Prozent des BIP ganz vorne.
Von Waffenbeständen zu neuer Rüstungsproduktion
Für die Militärhilfe stellt das IfW eine klare Umstellung im Laufe des Kriegs fest. In der Anfangsphase standen die Geber der Ukraine zu 70 Prozent mit Waffen und Munition aus vorhandenen Beständen bei. Mittlerweile stammen zwei Drittel der Aufrüstung aus neuer Produktion und nur mehr ein Drittel aus vorhandenen Beständen.
Inzwischen läuft die militärische Hilfe auch viel stärker über multilaterale Kanäle statt zuvor bilateral. Hier nennt das IfW den International Fund for Ukraine, die Munitionsinitiative Tschechiens und die NATO.
NGO-Appelle zum dritten Jahrestag
Vor dem Hintergrund des dritten Jahrestags des Kriegsbeginn appellieren Hilfsorganisationen unterdessen, nicht bei der Unterstützung nachzulassen. “Wir dürfen uns an die furchtbaren Nachrichten aus der Ukraine nicht gewöhnen, der Krieg dort geht in voller Brutalität weiter und kostet täglich Menschenleben. Gerade weil sich die Situation der Menschen durch die lange Dauer des Krieges zuspitzt, wird unsere Hilfe weiterhin so dringend benötigt”, erklärte etwa Andreas Knapp, Vorstandsvorsitzender von NACHBAR IN NOT und Generalsekretär Internationale Programme der Caritas Österreich.
13 Millionen Menschen in der Ukraine, jeder Dritte Einwohner des Landes ist demnach auf humanitäre Hilfe angewiesen. Eine Besserung ihrer Lage sei derzeit nicht in Sicht. Durch tägliche Luftalarme und die Unsicherheit, was die Zukunft bringt, seien viele Menschen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch erschöpft, so Knapp.
Die Volkshilfe warnte am Montag davor, die Mittel für die Auslandshilfe Österreichs zu kürzen. “Zwischen Februar 2022 und November 2024 wurden laut UN beinah 40.000 Zivilist*innen in der Ukraine getötet oder verletzt. 3,6 Millionen Menschen wurden intern vertrieben. Und die massive Vertreibung setzt sich weiter fort”, schreibt die Volkshilfe.
“Laut Schätzungen der UNHCR (UNO-Flüchtlingshochkommissariat, Anm.) brauchen 12,7 Millionen Menschen in der Ukraine humanitäre Soforthilfe. Diese Notlage wird sich auch im Fall eines Friedensabkommens nicht in Luft auflösen. All diese Menschen brauchen weiterhin Unterstützung. Es braucht eine langfristige Perspektive, Wiederaufbauhilfe und Traumabewältigung”, appelliert deren Direktor Erich Fenninger.
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