Von: mk
Schlanders – Vier Großprojekte für den Vinschgau schwirren im Raum, doch die Umweltschutzgruppe Vinschgau findet, dass die Bevölkerung unzureichend informiert ist. Mit einem Vortragsabend in Schlanders am 23. Jänner im Kulturhaus Karl Schönherr will die Umweltschutzgruppe Klarheit für Bürgerinnen und Bürger schaffen. Beginn ist um 19.00 Uhr.
Ist eine Untertunnellung des Stilfserjoch vom Vinschgau in die Lombardei geplant? „Das Großprojekt würde eine Bauzeit bis zu zehn Jahren beanspruchen, bis zu 2.5 Millionen Kubikmeter Aushubmaterial generieren, bis zu 1.3 Milliarden Euro verschlucken und könnte bis zu 5.8 Millionen jährliche Betriebskosten bedeuten. In den etlichen Varianten dieser Vor-Machbarkeitsstudie, die aus dem Fond der Nachbargemeinden und damit auch von der Autonomen Provinz Bozen finanziert wird, stehen sieben Straßen- und sechs Bahnvarianten zur Diskussion“, erklärt die Umweltschutzgruppe Vinschgau. Hauptsächlich vorangetrieben werde die Studie von der Infrastrutture Lombarde S.p.A., die eine ganzjährige Anbindung über den Vinschgau nach Deutschland und Österreich bevorzugt. Doch auch eine Bahn, die Lkw, Autos und Busse transportieren würde, könnte dem Vinschgau deutlich mehr schaden als nützen, so die Umweltschützer: Nutznießer wäre das Valtellina (Veltlin) in der Nachbarregion Lombardei. Im Parkplan des Naturparks Stilfserjoch sei die Untertunnelung bereits eingetragen.
Und was sind die konkreten Pläne für eine großräume Umfahrung von der MeBo bis nach Plaus? Oder die einer großräumigen Umfahrung im Obervinschgau? Mit Hilfe des Verkehrsexperten Helmuth Moroder und des Verkehrsplanungsexperten Hermann Knoflacher werden am 23. Januar im Schlanderser Kulturhaus Karl Schönherr ab 19.00 Uhr die jeweiligen Varianten vorgestellt und daraufhin bewertet, ob sie die jeweils besten Lösungen für den Vinschgau darstellen. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion kommen neben den beiden Referenten auch Rosalinde Gunsch-Koch (Bürgermeisterin Taufers i.M.), Hanspeter Staffler (Landtagsabgeordneter der Grünen Südtirol), Andreas Tappeiner (Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau) und Ulrich Veith (Bürgermeister Mals) zu Wort.
Bereits vor exakt fünfzehn Jahren wurden die Ergebnisse der in Südtirol ersten bezirksweiten Verkehrsstudie von Hermann Knoflacher für den Vinschgau bekanntgegeben – doch die Öffentlichkeit sei über den Stand der Umsetzung des Maßnahmenkatalogs bis heute nicht informiert worden. Die hohe Beteiligung der Vinschgauer Haushalte (69 Prozent) an einem Fragebogen im Rahmen dieser Studie zeigte nicht nur das Interesse der Vinschger und Vinschgerinnen an einer Lösung des Problems Verkehr, sondern auch, welche Wünsche im Vordergrund standen: „Maßnahmen, die im Vinschgau realisiert werden sollen, müssen in Zukunft daran gemessen werden, ob sie geeignet sind, den Autoverkehr zu Gunsten öffentlicher Verkehrsmittel und des Rad- und Fußgeherverkehrs zu reduzieren“. Des Weiteren war den Befragten folgende Punkte enorm wichtig: „Luftqualität, Qualität des Landschaftsbildes, Verkehrssichereit, Rücksichtnahme auf die Umwelt“. (Auszug Mitteilung für die Medien/Studie Hermann Knoflacher, 22. Dezember 2005).
Der Abend diene dazu, bewerten zu können, welche sozio-ökologischen Auswirkungen die Verkehrsplanung im Vinschgau habe und in welcher Weise die möglichen Varianten den Klimaschutzzielen angepasst sind, sagt die Vorsitzende der Umweltschutzgruppe Vinschgau, Ingrid Karlegger. „Es geht darum, die Bevölkerung endlich darüber informieren zu können, wohin gemäß der politisch Veranwortlichen die Reise gehen soll.“