„Lebenswerte Dolomitentäler brauchen verkehrsberuhigte Pässe“

Verkehr in den Dolomiten: „Grenzen des Möglichen überschritten“

Mittwoch, 04. September 2024 | 08:08 Uhr

Von: mk

Sellajoch – In der Hochsaison im Sommer wälzen sich endlose Autokolonnen durch die malerischen Straßen der Tourismusregionen in Südtirol. Betroffen sind vor allem die Dolomitenpässe. Angesichts der Verkehrsbelastung, die viele als drängendes Problem empfinden, hauen die Alpenvereine der ladinischen Täler auf den Tisch und sagen: Genug ist genug.

Vertreterinnen und Vertreter der AVS-, CAI- und SAT-Sektionen im Gader-, Grödner-, Fodom- und Fassatal fordern endlich Taten gegen die Verkehrsbelastung rund um die Dolomitenpässe, vor allem auf den Sellapässen. Der Verkehr auf den Pässen hat in den Sommermonaten inzwischen ein unerträgliches Maß erreicht und schadet sowohl der Lebensqualität der Einheimischen als auch dem Erlebnis der Touristen. Zeitweilige Straßensperren sind die sinnvollste Lösung.

Die Alpenvereine der ladinischen Täler sind sich einig: Das Maß sei überschritten. Der Verkehr in den Dolomitentälern habe inzwischen unerträgliche Ausmaße angenommen. „Die Belastung durch den Zustrom von Autos, Sportwägen und Motorrädern ist dermaßen angestiegen, dass sowohl Einheimische als auch Touristen eine signifikante Verschlechterung der Lebensqualität spüren.“ Die lokalen Alpenvereinssektionen Lia da Munt (AVS-Sektion Ladina und CAI-Sektion Val Badia), Lia da Mont (AVS-Sektion Gröden und CAISektion Val Gardena), CAI-SAT Alta Val di Fassa und CAI Livinallongo-Colle Santa Lucia vertreten insgesamt 3.700 Bergbegeisterte im Gebiet. Sie fordern endlich konkrete Handlungen gegen die Überlastung.

Sportwägen und Motorräder als Problem

Viele Menschen in den ladinischen Tälern verdienen ihren Lebensunterhalt durch den Tourismus. Trotzdem seien immer mehr Bewohnerinnen und Bewohner der Täler der Meinung, dass die Grenzen des Möglichen inzwischen überschritten sind, vor allem in Sachen Verkehrsbelastung. „Schließlich geht es nicht nur um den Verkehr auf den Pässen selbst, sondern auch um die überlasteten Zubringerstrecken“, erklärt Davide Schuen von der Lia da Munt Ladinia – Val Badia. Aktionen wie die (von der Quästur Bozen verbotene und nicht stattgefundene) Fahrraddemo der Lia per Natura y Usanzes am Grödner Joch zeigen, dass die Lokalbevölkerung genug hat vom Verkehrschaos.

Die lokalen Alpenvereinssektionen identifizieren zwei wichtige Problemfelder: Einerseits ist es die schiere Menge an Verkehr, die die Passstraßen während der Sommermonate verstopft, die Mobilität der Einheimischen einschränkt und die Umwelt verpestet. Andererseits nutzen zunehmend Sportwagen und Motorräder die bekannten Panoramarouten als private Rennstrecken. „Die Lärm- und Abgasbelastung durch diese Fahrzeuge ist noch einmal größer. Zudem sind viele mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs, hier sind strengere Kontrollen als bisher notwendig“, erklären die Verbände.

Zeitfenster als „beste Lösung“

Eine Maut auf den Passstraßen, wie kürzlich von Tourismus- und Wirtschaftsverbänden vorgeschlagen, halten die ladinischen Alpinisten für wenig sinnvoll: „Leute, die sich einen Porsche leisten können, werden sich auch von einer Maut nicht abschrecken lassen“, meint Norbert Frenademez vom CAI Val Badia dazu. Stattdessen wiederholen sie eine Forderung, die Alpin- und Umweltverbände schon seit Jahren äußern: zeitlich begrenzte Sperrungen der Passstraßen für den Privatverkehr in den Sommermonaten.

Zuletzt forderten Umweltverbände die Pässe in einem Zeitfenster von 9.00 bis 16.00 Uhr für den motorisierten Privatverkehr zu schließen. Von einer solchen Regelung ausgenommen wären Einheimische, Gewerbetreibende und öffentliche Verkehrsmittel. Alternative Verkehrsinfrastruktur, wie etwa Seilbahnen, ist in den Dolmitentälern bereits ausreichend vorhanden, finden die lokalen Alpenvereinssektionen. Die Frequenz der Linienbusse müsste hingegen verstärkt werden und vor allem provinzübergreifendes Angebot geschaffen werden. Eine ähnliche Lösung wurde für kurze Zeit am Sellajoch getestet, aber wieder abgeschafft, bevor sie wirklich Erfolg zeigen konnte. Die Alpenvereine der Dolmitentäler sind aber überzeugt, dass ein mehrjähriges Pilotprojekt auch Skeptiker überzeugen könnte.

„Zeit zum Handeln“

„Seit mehr als 20 Jahren fordern wir eine Lösung für das Verkehrsproblem auf den Dolomitenpässen“, kritisiert AVS-Präsident Georg Simeoni. Bisher wurden aber wenige konkrete Maßnahmen durchgeführt, die Landesverwaltung versteckt sich hinter fehlenden Kompetenzen, Personal oder Kooperation mit den Nachbarprovinzen. Die Debatte um die Verkehrssituation auf den Sellapässen zeige, dass weiterhin dringender Handlungsbedarf besteht.

Die Vertreter der Alpenvereinsgruppen sind überzeugt, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen eine Balance zwischen Lebensqualität für die einheimische Bevölkerung und Tourismus finden könnten und einen nachhaltigen Weg in die Zukunft weisen würden. Jetzt sei es Zeit für mutige und innovative Entscheidungen, um die Schönheit und Ruhe der Dolomiten zu bewahren und gleichzeitig die Region für zukünftige Generationen zu schützen.

Bezirk: Pustertal, Salten/Schlern

Kommentare

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23 Kommentare auf "Verkehr in den Dolomiten: „Grenzen des Möglichen überschritten“"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
monia
monia
Superredner
2 h 29 Min

Wie wäre es wenn man generell nur noch E-Motorräder und E-Autos erlauben würde? Geräuschlos, emissionslos und umweltfreudlich!

Gredner
Gredner
Kinig
1 h 46 Min

@monia sind Hybrid-Autos inklusive? Ihre Batterien haben oft nur eine Autonomie von 100 km und danach verpesten und lärmen sie genauso viel wie ein Verbrenner.

Doolin
Doolin
Kinig
1 h 32 Min

…brauchen natürlich keinen Platz…

😜

bern
bern
Universalgelehrter
1 h 7 Min

@monia
geht nicht, da die Mitglieder des Alpenvereins noch mit Verbrennern fahren.

TheP
TheP
Grünschnabel
39 Min 3 Sek

Nach meinrm Wissensstand rollen auch E-Fahrzeuge auf Gummireifen und verursachen so Rollgeräusche, Mikroplastik und blockieren die Passstraßen für andere Verkehrsteilnehmer, Fußgänger und Radfährer.

World
World
Superredner
4 Min

Auf dem Foto schön ein LKW von 0-Km-Milchprodukten…😬

horst777
horst777
Tratscher
2 h 24 Min

Das angestrebte Ziel der Touristiker führt zu einer Entfremdung und Ausschlachtung der einheimischen Bevölkerung. Dazu kommt noch die schleichende Enteignung von Lebensraum wie z.b auf den Straßen aber auch Wohnraum. Die Politik muss regulieren. Es brauch eine Buchungsquote d.h. der Zugang zu Südtirol wird zeitlich quantifiziert. So z.b. dürfen Gastwirte von März bis Juni nur 70% ihrer Betten verbuchen. Das selbe gilt auch für die Passtraßen. Die Einheimischen brauchen wieder eine Nebensaison damit der Unmut nicht überschwabt.

Doolin
Doolin
Kinig
2 h 6 Min

…Grödner und Gadertaler haben die Dolomiten selber mit Touris zugepflastert und jetzt haben sie den Salat…im restlichen Südtirol ist man auf dem besten Weg dort hin…also nicht plärren…

🤪

netzexperte
netzexperte
Grünschnabel
1 h 45 Min
@horst Abgesehen davon dass sämtliche Forderungen geltendem Recht widersprechen, müsste dann dasselbe auch für die Südtiroler gelten – Gardasee, Jesolo nicht mehr in diesem Umfang verfügbar. Und übrigens – wieso sollte ein Südtiroler aus dem Oberpustertal mehr Rechte haben die Grödner Pässe oder den Reschensee zu besuchen als einer aus dem Trentino? Wo fängt man da an und wo hört das auf? Leuchtet vielleicht ein, dass man niemanden auf Grund seiner Herkunft diskriminieren darf? Wohl aber kann man Zufahrtsbeschränkungen einführen, aber auch nur für bestimmte Strecken – man kann nicht einfach eine Landes- oder Staatsstraße sperren, und schon gar nicht… Weiterlesen »
Gredner
Gredner
Kinig
1 h 42 Min

@horst777 im Frühling und Herbst erreicht kaum ein Gastwirt eine Bettenauslastung von über 70%. Ja, die meisten Hotels in den Dolomiten haben in April, Mai, Oktober und November sogar komplett geschlossen. Und darf dann das einzige Hotel, das in Wolkenstein im April geöffnet hat, nicht mehr als 70% auslasten ?!?

TheP
TheP
Grünschnabel
36 Min 1 Sek

@netzexperte Im Text steht klar Passtrassen, also spezifische Strecken wie von dir gefordert. Bin aber bei dir dass Fshrverbote für alle Freizeitfahrer gelten muss. Ich hoffe, dass der Text damit eigentlich Anrainer meinte…

horst777
horst777
Tratscher
31 Min 17 Sek

Ich muss doch irgendwie garantieren dass das Gleichgewicht zwischen Einheimischen und Touristen wieder hergestellt wird. Das ist ein öffentliches Interesse, das nur mit politischen Maßnahmen umsetzbar ist. Warum gibt es z.b. in der Jagd bestimmte Quoten damit möchte man das Gleichgewicht aufrechterhalten. Regulierende Marktwirtschaft hat es z.b. auch mit der Milchquote gegeben. Ich verstehe nicht was daran so schlimm ist Quoten zu definieren.

Skye
Skye
Tratscher
2 h 44 Sek

Leider hat es sich besonders in diesem Sommer deutlich gezeigt, dass eine solche Maßnahme zur Beruhigung der Pässe absolut notwendig ist. Ich war auch etliche Male (mit dem Bus) auf dem Sella und was sich dort so auf der Straße tut ist völlig inakzeptabel. Bis hinauf zur Langkofelscharte hört man die Motoren der Motorräder…

bern
bern
Universalgelehrter
1 h 6 Min

@Skye
wenn es dir dort nicht gefällt, warum bleibst du dann nicht zuhause?

Astronaut
Astronaut
Tratscher
2 h 7 Min

Zeitfenster für Touris scheint mir schnell und einfach umsetzbar. Bitte loslegen.

N. G.
N. G.
Kinig
1 h 20 Min

Und wie regelst du das das alle die selbe Chance haben?

gogogirl
gogogirl
Superredner
1 h 13 Min

Astronaut
am besten schon am Brenner😀

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
2 h 16 Min

Dolomiten Unesco Heritage…na, na  des teischt la, do hom no a haufe plotz hota gsog…😂👎

Montegiovi
Montegiovi
Grünschnabel
1 h 45 Min

Die Hotel und Gaststättenbetreiber können Ihren Kanal nicht voll genug bekommen. Runter mit den Übernachtungszahlen um mind. 33% und eine Sperrung der Pässe für Tagestouristen (nur der Nachweis von mind. 3 Übernachtungen erlaubt die Benutzung der Passstraßen) So würde wieder Ruhe einkehren. 

lumbumba
lumbumba
Tratscher
50 Min 17 Sek

AUF DER ERDE LEBEN ZU VIELE MENSCHEN…..DIE GRENZE IST ÜBERSCHRITTEN…..WAS MACHEN WIR JETZT…..EINE SCHLAGZEILE MUSS HER!!!!!

N. G.
N. G.
Kinig
50 Min 14 Sek

Wunderbar, von 9.00 – 16.00 mehr oder weniger geschlossen. Das wird alle Radfahrer freuen.

eshobollerecht
eshobollerecht
Grünschnabel
40 Min 17 Sek

Na na weiter so mitn Verkehr. Dei homs jo olle so gewellt…. (Geld Geld Geld). Iatz sollnse dorstickn…. I als Einheimischer finde volle Traurig, dass i in di Sommermonate u Winterzeite dei Orte meid. Ober jo Politiker wosn dou wos tian kannten u dei Turismustreibenden griagn holt i Hols nia voll v Geld. Olle rednse fünf vor 12 dorweil isches schun holbzwoa. Inser schians Landl Südtirol geaht aso schian lomgsom unter. Danke

Singer1
Singer1
Grünschnabel
39 Min
Sperren ja für Touristen. Den Südtiroler darf der Zugang zu den Bergen nicht genommen werden. Was dringend notwendig ist der Ausbau der öffentlichen Verbindungen auf die Berge. Vorallen mehrere Fahrten pro Tag, nicht nur zweimal Vormittag hin und zweimal am Nachmittag zurück. Auch die Zeiten müssen verlängert werden, vorallen in den Abendstunden. Viele fahren um 16uhr das letzte Mal runter vom Pass, Berg. Mindest bis 19/20Uhr. Was auch ganz wichtig ist diese Busse sollen auch im Frühjahr und Herbst für uns Einheimischen möglich sein. In vielen Täler, Pass strassen gibt es das Angebot nur für ein paar Wochen im Sommer… Weiterlesen »
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