Von: ka
Bozen – Schön ist sie, die Südtiroler Tourismuswerbung. Schön in eine Berg- und Wiesenlandschaft eingebettet, sind auf den Bildern altehrwürdige Höfe mit steinbeschwerten Schindeldächern und blumenbekränzten Balkonen zu sehen. Die von Flecht- und Speltenzäunen umgebenen Gemüse- und Kräutergärten runden das harmonische Landschaftsbild einer unversehrten Heimat ab.
Die Wirklichkeit sieht dann aber immer öfter ganz anders aus. Kleine Apfelbäumchen stehen unter hohen Betonstützen, die ein dichtes Geflecht aus Seilen und Hagelnetzen tragen. Bereits von ganz nah und offen wenig angenehm anzusehen, sehen die betreffenden Obstwiesen bei zugezogenen Netzen aus, als würde die ganze Tallandschaft Trauer tragen. Am Berg sieht es wenig besser aus. Vor vielen Höfen, die mit ihren Ziegel- und Betonfassaden genauso gut in Norddeutschland oder in der Poebene stehen könnten, türmt sich in Plastikfolie eingehüllte „Bauernmozzarella“.
Alles zusammen ergibt ein Gesamtbild, in dem beworbener Traum und angetroffene Realität immer weiter auseinanderklaffen. Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer hat das Problem erkannt und sucht bei den Tourismustreibenden nach „Querfinanzierungen“. Es gäbe aber auch einen anderen Ansatz. Über Jahre hinweg ist für die Südtiroler Bauernwelt ein kompliziertes und ausgefeiltes Beitragssystem geschaffen worden, das unter anderem auch Erschwernispunkte vorsieht. Wie wäre es – anstatt nur den Touristikern in die Brieftasche zu greifen – Bauern, die mit baulichen Maßnahmen zum Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft beitragen, mit „Bonuspunkten“ zu belohnen? Umgekehrt könnte man „Sündern“ gerne auch manchen Beitrag verwehren.
Das Land ist nicht hilflos. Es bräuchte nur etwas mehr Mut. Dank des Beitragssystems besitzt das Land sehr wohl die Macht, diesen Auswüchsen zu begegnen. Das ist auch dringend notwendig. Ist die Landschaft einmal verhunzt, werden nicht nur die Urlauber ausbleiben, sondern auch viele Südtiroler weniger Gefallen daran finden, die Bauern bei der Pflege des Landschaftsbilds zu unterstützen. Eine rücksichtslose Landwirtschaft, die die Heimat nur als Geldquelle sieht, verliert früher oder später den Rückhalt in der Bevölkerung. Das wäre eine gefährliche Entwicklung.