Von: mk
Mals – Luftmessungen an vier verschiedenen Standorten im Vinschgau 2018 ergaben das Vorhandensein verschiedener Pestizide. Bürgermeister Ulrich Veith sieht sich in der Verantwortung zum Schutz der Bevölkerung.
Die Messungen, die das Umweltinstitut München e.V. im Laufe des Jahres 2018 von Februar bis August an vier verschiedenen Standorten mit Hilfe von Passivsammlern durchführen ließ, ergaben laut Karl Bär, Agrarreferent des Umweltinstitutes, eine eindeutige Aussage: Während in der Zeit vom 23. Februar 2018 bis zum 16. März keine Pestizide nachgewiesen wurden, ergeben die Ergebnisse aller anderen Messwerte im Zeitraum von Ende März bis August, dass an allen Standorten Pestizide in der Luft nachgewiesen werden konnten. Auch beide Passivsammler, die in der Gemeinde Mals aufgestellt waren, einer in einem Garten im Dorf Mals und der andere in einem Seitental der Gemeinde Mals, belegten nicht nur, dass Pestizide in der Luft sind, sondern auch, über welche Distanzen sie verfrachtet werden. Wichtig, sagte Karl Bär, sei vor allem, die Wirkungen von Pestizid-Cocktails nicht zu unterschätzen. Das Beispiel Thiacloprid – im letzten Jahr an drei Standorten gefunden – illustriere die Cocktail-Wirkung sehr anschaulich, so Bär: „Bienen sind in der Lage, dass eigentlich hochgiftige Thiacloprid abzubauen. Doch wenn gleichzeitig ein Enzym-blockierendes anderes Gift ausgebracht wird, können sie Thiacloprid eben nicht mehr abbauen.“
Für Bürgermeister Ulrich Veith beweisen die Ergebnisse, was die Gemeinde schon lange vermutet hat – und auch, worauf die Spielplatzstudie vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz im Jahr 2017 hingedeutet hat. „Als Bürgermeister bin ich für die Gesundheit der Bevölkerung verantwortlich. Und egal in welcher Konzentration, Pestizide haben auf öffentlichen Plätzen, auf Kinderspielplätzen und schon gar nicht in der Luft etwas zu suchen. Meiner Meinung nach gibt es hier nur einen sinnvollen Grenzwert, und der ist Null“, betont Veith.
Dass Grenzwerte nicht wissenschaftliche, sondern politische Grenzwerte seien, erklärte Johannas Fragner-Unterpertinger, der auf die Tatsache verwies, dass hormonell wirksame Stoffe keine Grenzwerte hätten, sondern unabhängig von der Dosis schadhaft sein könnten. Außerdem erläuterte er, dass der aktuelle Weltagrarbericht die sich hartnäckig haltende Behauptung, man könne die Welt nur ernähren, wenn man Pestzide benutze, nun dementiert habe und dass die Welternährung ohne Pestizide durchaus funktioniere. Kritik an den Messmethoden kam von Michael Oberhuber, Direktor des Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrums Laimburg, der darauf hinwies, dass die Messgeräte immer genauer würden, so dass es heute besser möglich sei, Pestizide in der Luft nachzuweisen.
Bürgermeister Ulrich Veith richtete einen Wunsch an Landespolitik und Laimburg: „Wir in Südtirol sind sehr gut organisiert und haben sehr gute Strukturen, wir verfügen über exzellente Dienstleister wie den Bauernbund, die Laimburg, den Beratungsring. Wir könnten viel früher als viele andere die notwendigen Schritte für den flächendeckenden biologischen Landbau in Südtirol gemeinsam einleiten.“