Gesundheitspersonal im Land halten – ein Kommentar

Von Speck und Mäusen

Donnerstag, 14. September 2023 | 01:14 Uhr

Von: ka

Bozen – Die Gewerkschaften und die Landesregierung bemühen sich redlich, für das heimische Gesundheitswesen neues Personal zu gewinnen. Neben dem Aufbau eines Medizinstudiums in der Landeshauptstadt soll die Erhöhung des Taschengelds für Krankenpflege-Studierende an der Claudiana mehr junge Mitmenschen dazu zu bewegen, diese Berufswege einzuschlagen. Zudem erreichten die Gewerkschaften, dass die Gehälter der Sanitätsbediensteten endlich angepasst und die inflationsbedingten Verluste weitgehend ausgeglichen werden.

APA/APA/THEMENBILD/HELMUT FOHRINGER

In Bozen hofft man inständig, dass diese Bemühungen Früchte zeigen. Ob dies genügen wird, steht aber in den Sternen, denn gegenüber dem nahen Ausland – Österreich, Deutschland und der Schweiz – ist immer noch ein deutliches Lohngefälle spürbar, was viele Südtiroler Ärzte und Pflegekräfte dazu verleitet, dort ihr berufliches Glück zu suchen, wobei die gemeinsame Kultur und Sprache die Einarbeitung erleichtern.

Neu hingegen ist der sich ständig verstärkende Trend, dass medizinische Fachkräfte sich mit der Aussicht, dort sehr gut zu verdienen, auch in sehr ferne Länder locken lassen. Besonders Saudi-Arabien und die Golfstaaten, wo fürstliche Gehälter von monatlich 7.000 bis 20.000 Euro winken, ziehen immer mehr Ärzte und Pfleger an. Schätzungen zufolge ließen sich bisher bereits mehr als 500 Fachkräfte des Gesundheitswesens aus Italien von den Saudis oder von den Gesundheitsbehörden der Golfemirate dazu überzeugen, für sie zu arbeiten.

Facebook/Ministry of Health – وزارة الصحة السعودية

In Bozen sollte der Tatsache, dass medizinisches Fachpersonal international sehr gefragt ist und auch heimische Ärzte und Pfleger immer mobiler werden, Rechnung getragen werden. Maßnahmen wie Stipendien für Studierende an die Verpflichtung zu binden, mindestens mehrere Jahre in Südtirol zu bleiben, könnten dabei mithelfen, heimisches Gesundheitspersonal an die hiesigen Krankenhäuser zu binden.

Letztendlich gilt aber immer noch die ewige Wahrheit, dass man Mäuse am besten mit Speck fängt. Sollten die Gehälter der Ärzte, aber insbesondere jene der Pflegekräfte langfristig unter denen der „Konkurrenz“ bleiben, wird Südtirol dem drohenden Notstand kaum entgehen können. Die kommende Landesregierung wird also wohl noch einmal in die Tasche greifen müssen.

Bezirk: Bozen