Von: mho
Sanaa – Die Welt blickt auf Syrien, nicht auf den zweijährigen Mohammed. Die Haut hängt faltig an den dünnen Ärmchen und am Hals wie bei einem Greis. Am Brustkorb spannt sich die dünne Haut über die Rippen. Wegen Unterernährung liegt er in einem Krankenhaus im Jemen.„Es ist ein immenser Schmerz, wenn ich meine sechs Kinder so sehe. Das einzige wofür ich noch bete ist, dass ich Brot finde, um ihren Hunger zu stillen”, so die 40-jährige Umm Mohammed in einem Dpa-Artikel. Die Familie lebe häufig nur von trockenem Brot und Wasser, erzählt Umm Mohammed. Hilfslieferungen mit Milch, Reis oder Öl erreichten sie nur selten. „Wann hört der Krieg endlich auf?“, fragt die Frau verzweifelt. „Er hat uns nur Zerstörung und Hunger gebracht.“
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) schätzt, dass rund 31 Prozent der Kinder unter 5 Jahren im Jemen an Unterernährung leiden. Nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef sind dies 2,2 Millionen Kinder. Der Gesundheitszustand der Kinder sei noch nie so schlecht gewesen. Mit der Unterernährung gingen häufig andere Krankheiten einher: Durchfall etwa, Mangelerscheinungen oder Atemwegserkrankungen. Nach Schätzungen von Unicef stirbt im Jemen alle zehn Minuten ein Kind an den Folgen dieser Krankheiten.
Mit ihrer Familie lebt Umm Mohammed in der Provinz Hudaida im Westen des Jemen. Die Region wird ebenso wie große Teile des Nordens von den schiitischen Huthi-Rebellen kontrolliert. Hudaida gehört zu den ärmsten Regionen des ohnehin schon bitterarmen Jemen. Viele Menschen arbeiteten als Fischer oder Bauern. Aber Kämpfe und Belagerung machen das Leben zu einem täglichen Kampf auch für die Zivilisten. „Wir hatten ein gutes Leben“, sagt Umm Mohammed, „mein Mann arbeitete als Fischer. Aber der Krieg hat alles zerstört.“ Wegen der Kämpfe und der Luftangriffe der saudischen Koalition sei es zu gefährlich zu fischen. Das Einkommen fiel weg. „Denn die Luftangriffe unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.“