Von: mk
Bozen – Die geplante Ablehnung der Skiverbindung Langtaufers-Kaunertal in der Sitzung der Landesregierung vom Dienstag hat wieder nicht stattgefunden. Die Entscheidung ist verschoben worden. Dies stellt der Heimatpflegeverband mit Bedauern fest. „Obwohl alle Argumente gegen das Projekt sprechen und sogar der Bürgermeister von Graun sich inzwischen dagegenstellt, treiben die Projektwerber die Skiverbindung weiter voran und die Landesregierung kann sich nicht zu einer klaren Entscheidung durchringen“, erklärt der Verband in einer Aussendung
Chronologie der Ereignisse
Im Jahr 2017 hat die Landesregierung über die Zusammenlegung der beiden Skigebiete Kaunertal und Langtaufers entschieden und dem damals vorgelegten Projekt eine Absage erteilt. Wegen rechtlicher Widrigkeiten zog die Landesregierung den Beschluss 1423/2017 im Frühjahr 2018 zurück. Somit musste das Projekt nochmals vom Umweltbeirat behandelt werden.
Negative Gutachten
Das Gutachten des Umweltbeirates fiel auch bei der erneuten Überprüfung eindeutig negativ aus: Man rechnet mit massiven Umwelteinwirkungen und einem negativen Einfluss auf eine Vielzahl von Lebensräumen, so zum Beispiel auf gefährdete Arten wie dem Schnee- und dem Steinhuhn. Doch auch das sozioökonomische Gutachten – das von der Politik meistens eingesetzt wird um den Umweltgutachten etwas entgegensetzen zu können – fiel eindeutig negativ aus: „Unter Berücksichtigung […] der zu erwartenden sozioökonomischen und touristischen Auswirkungen sowie der Mobilitätsaspekte wird das Projekt negativ begutachtet.“
Plötzlich Befangenheitsverdacht
Damit wäre die Entscheidung eigentlich klar gewesen, doch plötzlich war das sozioökonomische Gutachten nicht mehr gültig, weil es einen Befangenheitsverdacht gegen ein Mitglied der sozioökonomischen Kommission gegeben hat. Ein neues sozioökonomisches Gutachten wurde angeordnet.
Das Amt für Natur, Landschaft und Raumentwicklung empfiehlt die Ablehnung
Für die Sitzung der Landesregierung am Dienstag hat das zuständige Amt laut Tagesordnung die Ablehnung des Projekts empfohlen. Doch dazu kam es nicht. „Die Entscheidung wurde vertagt, weil das neue sozioökonomische Gutachten für einige Landesregierungsmitglieder – im Gegensatz zu den Experten im zuständigen Amt – nicht eindeutig genug war“, so der Heimatpflegeverband.
„Was nicht passt, wird passend gemacht“
Die Heimatpfleger hegen folgenden Verdacht: Es werden so lange neue Gutachten gemacht und Verfahrenstricks angewendet, bis das Projekt gegen alle Widerstände durchgedrückt werden kann. Gleichzeitig würden die Kritiker durch die Verzögerungstaktik mürbe gemacht. „Einen Präzedenzfall für dieses Vorgehen gab es heuer schon: Auch die umstrittene Neuerschließung im Skigebiet Gitschberg-Jochtal wurde auf ähnliche Weise schlussendlich genehmigt. Die Landesregierung täte gut daran, von dieser undemokratischen Taktik Abstand zu nehmen“, betont der Heimatpflegeverband.
Kein „ergänzender Eingriff“, sondern eine Neuerschließung
Verkauft werde das Projekt als „ergänzender Eingriff“, tatsächlich werde hier aber ein komplett neues Skigebiet mit all seinen Folgewirkungen aus dem Boden gestampft. „Gleichzeitig ist der volkswirtschaftliche Nutzen für die Bevölkerung laut sozioökonomischem Gutachten mehr als bescheiden“, so die Heimatpfleger. Der Alpenverein Südtirol, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz, der Heimatpflegeverband und die Umweltschutzgruppe Vinschgau fordern die Landesregierung erneut auf, den Fakten Rechnung zu tragen und die Skiverbindung Langtaufers-Kaunertal endgültig abzulehnen.