Von: mho
Bozen – Die Freude im Palais Widmann und Bozner Rathaus war groß, als vom französischen Konsortium RATP (“Régie autonome des transports parisiens”), welches sich für den Bau und Betrieb der geplanten Bozner Straßenbahn bewirbt, einen unwiderstehlicher Vorschlag eingebracht wurde. Nicht nur, dass das private Unternehmen einen großen Teil der Baukosten tragen und die Infrastruktur für 20 Jahre verwalten würde, sondern: statt nur einer Tram-Linie soll eine zweite dazukommen, wie der Alto Adige in seiner Sonntagsausgabe berichtet.
Tram-Linie 2 soll die ganze Stadt “zusammenhalten”
Zunächst war in Bozen bekanntlich nur eine Straßenbahnlinie geplant. Sie soll vom Zentrum nach Sigmundskron verlaufen und das Krankenhausgebiet durchqueren. Die Linie 2 soll nun über die Romstraße, Dalmatienstraße, Europaviertel und Reschenstraße fahren. In Sigmundskron soll sie sich mit der Linie 1 in Richtung Stadtgrenze verbinden. “Es ist die Lösung für unsere Probleme”, war man sich im Gemeinderat einig. Die Straßenbahn wäre angesichts der Masse an Pendler, die sie nutzen könnten, ein großer Beitrag zur nachhaltigen Mobilität in der Landeshauptstadt. Mit einer einzigen Linie wäre der größte Teil der Stadt und ihrer Bewohner ausgeschlossen geblieben, da rund 60 Prozent der Bozner in den südlichen Vierteln leben.
Eine zweite Linie galt ursprünglich als ferne Zukunftshypothese. Das italienisch-französische Konsortium überraschte nun aber mit einem juristisch-technischen Dossier, welches durch eine realitätsgetreue Filmanimation umrahmt wurde. Zwei Linien, die die ganze Stadt zusammenhalten. Verlockend auch, dass große Teile der Mehrkosten durch Einsparungen im Management, Synergien beim Mitteleinsatz, leichtem Zugang zum Materialmarkt und vor allem dem Wettbewerb bei den Baukosten nach dem PPP-Schema (Public Private Partnership) eingedämmt werden könnten.
Kosten für zwei Linien angeblich sogar geringer
Stadt und Provinz würden somit für zwei Linien angeblich sogar weniger ausgegeben als für nur eine, die ursprünglich geplanten 120 Millionen Euro. RATP hat im Verkehrssektor viel Erfahrung. Das Konsortium hat unter verschiedenen Tochterfirmen die Pariser Straßenbahnlinien betrieben, zuletzt die von Florenz und vielen anderen europäischen Städten. Diese rege Aktivität bietet RATP die Möglichkeit, modernste Straßenbahnen zu niedrigeren Preisen zu erwerben, da sie in großer Zahl gekauft werden.
Erst im Oktober wurde zwischen Land, Gemeinde, SASA und STA (Südtiroler Verkehrsbetriebe) eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.