76 Tote nach ukrainischer Himars-Attacke

Weiterer Landgewinn der Ukrainer am Ostufer des Dnipro

Montag, 20. November 2023 | 08:11 Uhr

Von: mk

Cherson – Das ukrainische Militär kann einen Sieg am umkämpften Dnipro-Ufer im Süden in der Region Cherson für sich verbuchen. So gelang es den Ukrainern, russische Streitkräfte am vom Russland kontrollierten Ostufer des Flusses zurückzudrängen – teilweise handle es sich um eine Strecke von acht Kilometern. Auch Russland räumt den Vorstoß ukrainischer Streitkräfte ein.

Die vorläufigen Schätzungen über den Landgewinn schwanken „zwischen drei und acht Kilometern“, je nach der Beschaffenheit und Geografie des Ufers, wie Armeesprecherin Natalia Gumenjuk im ukrainischen Fernsehen erklärte.

Der Fluss stellt seit gut einem Jahr die Frontlinie im Süden dar. Gerechnet wird mit „mehreren Zehntausend“ russischer Soldaten, die in dem Gebiet im Einsatz sind. Auch der russische Artilleriebeschuss wurde nicht unterbrochen.

Insgesamt habe man noch viel Arbeit vor sich, fügte Gumenjuk am Sonntag hinzu.

76 Tote nach ukrainischer Himars-Attacke

Unterdessen berichtet der Militärexperte Chris Owen in einem Thread auf X, vormals Twitter, über einen ukrainischen Angriff, bei dem mindestens 76 russische Soldaten getötet worden sein.

Der Vorfall soll sich bereits am 10. November in der Nähe von Luhansk ereignet haben. Vermutungen zufolge soll das russische Militär die Soldaten bereitwillig geopfert haben – eine Taktik, die dem Kreml immer wieder vorgeworfen wird.

Wie es im VChK-OGPU-Telegramkanal heißt, sollen die Soldaten von ihrem Kommandeur als „lebende Ziele“ eingesetzt worden sein.

Demnach seien sie in ein „Fortbewegungsmittel“ gesetzt worden, das keine ausreichende Ausstattung hatte. Höchstwahrscheinlich erfolgte der Abschuss durch einen ukrainischen Himars-Raketenwerfer.

Russland soll erklärt haben, den Fall untersuchen zu wollen. „Es soll versucht werden, die Fakten zu verdecken, dass ein krimineller Befehl des Kommandeurs der Gruppe erteilt wurde“, heißt es unterdessen in dem Betrag auf X.

37.052 tote russische Soldaten

Das unabhängige russische Medienunternehmen Mediazona hat in Zusammenarbeit mit BBC Russia überhaupt einen Anstieg gefallener russischer Soldaten in der Ukraine vermeldet.

Demnach konnten laut Datenstand bis 15. November über öffentliche Quellen wie Nachrufe, Beiträge von Angehörigen in sozialen Medien, Nachrichten in regionalen Medien und Berichte von lokalen Behörden die Namen von 37.052 Militärangehörigen bestätigt werden.

Allein innerhalb von zwei Wochen sei ein Zuwachs um 1272 Tote registriert worden. Wahrscheinlich liegen die tatsächlichen Zahlen jedoch wesentlich höher. Der Anstieg steht laut Mediazona im Zusammenhang mit den Versuchen der russischen Armee, Awdijiwka einzunehmen.

In die Auflistung wurden zudem 14 Namen mit dem Rang eines Oberstleutnants oder höher aufgenommen, was laut Mediazona “fast einen neuen Rekord darstellt”.

Dutzende russische Angriffe abgewehrt

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben an der fast 1.000 Kilometer langen Front im Osten und Süden erneut Dutzende russischer Angriffe abgewehrt. Der Lagebericht des Generalstabs in Kiew von Montagmorgen verzeichnete für Sonntag 46 russische Sturmangriffe. Sie seien alle zurückgeschlagen worden, hieß es. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin traf unterdessen zu einem Besuch in Kiew ein.

“Ich bin hier, um eine wichtige Botschaft zu überbringen”, schrieb Austin auf X. “Die Vereinigten Staaten werden weiterhin an der Seite der Ukraine in ihrem Kampf für Freiheit gegen die russischen Aggressoren stehen, heute und in der Zukunft.”

Schon am Vortag hatte Austin nach Pentagon-Angaben mit dem ukrainischen Verteidigungsminister Rustem Umjerow telefoniert. Sie bereiteten die kommenden Beratungen der Länder vor, die die Ukraine militärisch unterstützen. Das sogenannte Ramstein-Format tagt am kommenden Mittwoch (22. November) als Video-Konferenz. Mit Austin kam der Oberbefehlshaber der US-Truppen in Europa, General Christopher Cavoli, nach Kiew, wie Botschafterin Bridget Brink mitteilte.

Der ukrainische Generalstab gab die aktuellen Schwerpunkte der Kämpfe in den Städten Marjinka (16 russische Angriffe) und Awdijiwka (12 Angriffe) nahe der russisch kontrollierten Donbass-Hauptstadt Donezk an. Diese Militärangaben sind nicht sofort unabhängig überprüfbar. Allerdings lassen die genannten Zahlen der Einzelgefechte jeweils auf die Intensität der Kämpfe schließen. Internationale Beobachter wie das Institut für Kriegsstudien in den USA (ISW) bestätigten die heftigen Kämpfe um Awdijiwka.

Russische Truppen versuchen seit Wochen, die ukrainischen Verteidiger in der Stadt einzukesseln. Derzeit mache das nasse Herbstwetter beiden Seiten das Kämpfen schwer, hieß es aus dem britischen Verteidigungsministerium. Nach zwei Nächten mit schweren russischen Luftangriffen war es den ukrainischen Angaben zufolge in der Nacht auf Montag ruhig.