Von: mk
Kiens – Nach dem erfolgreichen Start des Tirol-Konvents in Innsbruck, diskutierten politische Vertreter aus Süd- und Osttirol gestern beim zweiten Themen-Abend in Kiens darüber, wie die Europaregion Tirol mit Leben erfüllt werden kann, damit Tirol wieder zusammenwächst und welche Rolle zukünftig die Region Trentino/Süd-Tirol einnehmen soll. Zusammen mit dem Publikum wurden auch konkrete Vorschläge für gemeinsame Projekte ausgearbeitet, die nun grenzüberschreitend in die politische Arbeit der Landtage und des Regionalrates einfließen werden.
Die Landtagsabgeordneten Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit), Brigitte Foppa (Grüne), Walter Blaas (Die Freiheitlichen), Andreas Pöder (BürgerUnion) und Josef Schett (Impuls Tirol) zeigten anhand der Themenschwerpunkte Verkehrspolitik, Tourismus, Wirtschaft, Gesundheitspolitik, Arbeitsmarkt und Migrationspolitik auf, in welchen Bereichen die Europaregion Tirol gut bzw. gar nicht funktioniert und was getan werden muss, um die Europaregion Tirol mit Leben zu erfüllen.
Dabei wurde auch die zukünftige Rolle der Region Trentino-Südtirol beleuchtet, die kaum politische Bedeutung mehr habe und daher dringend neu konzipiert werden müsse. Die Europaregion Tirol könnte eine Brückenfunktion anstelle der Region Trentino-Südtirol einnehmen, müsse aber mit Projekten gefüllt werden, die die Menschen im alltäglichen Leben auch spüren, da nur so ein Zusammengehörigkeitsgefühl wachsen kann, so der Landtagsabgeordnete Sven Knoll.
Die Landtagsabgeordnete Brigitte Foppa ortet vorallem in der Verkehrspolitik viele Chancen der Zusammenarbeit, zumal der Erhalt einer lebenswerten Umwelt dabei im Vordergrund steht. Die Europaregion Tirol sei für viele Menschen allerdings noch nicht greifbar und vor allem vielen Italienern in Südtirol völlig fremd.
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Europaregion Tirol brächte viele Vorteile für die Betriebe, die bisher aber auf unterschiedliche gesetzliche Rahmenbedingungen stoßen. Insbesondere im Pustertal führe dies dazu, dass Südtiroler Betriebe ihre Standorte nach Osttirol verlagern. Die hohe Qualität und der gute Umgang mit den Mitarbeitern würden in Osttirol sehr hoch geschätzt, so der Landtagsabgeordnete Walter Blaas.
Der Landtagsabgeordnete Andreas Pöder unterstrich die Notwendigkeit einer besseren Kooperation der Landesteile in beide Richtungen, da bisher die Zusammenarbeit meistens nur in Richtung Nordtirol funktioniere, und nur selten umgekehrt. Gemeinsame Strukturen könnten Abhilfe schaffen, damit die Bevölkerung in Nordtirol auch Dienstleistungen in Südtirol in Anspruch nimmt.
Insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Osttirol und dem Pustertal biete vielfältige Chancen, die bisher aber kaum oder nur schlecht genutzt würden. Die Wiederinbetriebnahme der direkten Zugverbindung Lienz-Bruneck-Innsbruck wäre eine spürbare Gemeinsamkeit, die die Landesteile einander näher brächte und sich auch für den Tourismus positiv ausnehmen würde, so der Landtagsabgeordnete Josef Schett.
Um gut zusammenarbeiten zu können, müsse man sich gegenseitig kennen. Der Informationsaustausch zwischen den Landtagen funktioniere bisher aber so gut wie gar nicht. Es sei daher notwendig, dass auch die Abgeordneten sich gegenseitig über die Entscheidungen in den jeweiligen Landtagen informieren und gemeinsame Projekte vorbringen.
Nach den Diskussionsrunden in Innsbruck und Kiens wird in den nächsten Wochen ein dritter Themenabend im Trentino organisiert. Im Frühjahr 2018 sollen dann die Regierungsparteien mit den Ergebnissen des Tirol-Konvents konfrontiert werden.