Von: mk
Bozen – Immer mehr Südtiroler überwinden Vorurteile und Ängste und öffnen ihr eigenes Zuhause für Flüchtlinge. Das Tagblatt Dolomiten hat einige Beispiele gesammelt.
Die Gründe, warum Flüchtlinge in Südtirol auf der Straße landen, sind vielfältig: Neuankömmlinge, für die sich zunächst keine öffentliche Stelle zuständig fühlt, kann das genauso passieren wie anerkannten Flüchtlingen, die auf dem Wohnungsmarkt keine Chance haben. Vielen bleibt dann nur ein Platz unter der Brücke oder in der Kälte-Notunterkunft. Manche haben allerdings auch Glück und finden bei Privaten ein offenes Herz.
Zum Haushalt von Cornelia dell’Eva und ihrem Partner Norberto aus Bozen gehört etwa seit geraumer Zeit auch ein junger Mann aus Pakistan. Er hat zwar einen Job, aber keine Wohnung. Als das Paar erst vor Kurzem Urlaub machte, hat der Gast in der Zwischenzeit das Haus gehütet.
Weil eine gute Freundin, die Italienisch in einem Flüchtlingsheim unterrichtet, von einem ihrer Schüler erzählt hatte, der nun die Struktur verlassen musste und buchstäblich auf der Straße stand, kam es zu einem Treffen. „Wenn man einer Person in die Augen schaut und weiß, die wird nun auf der Straße leben müssen, dann wird alles andere nebensächlich“, erklärt dell’Eva gegenüber den „Dolomiten“.
„Eine Schwangere kann man nicht auf der Straße lassen“
Ein Pärchen aus Nigeria hat hingegen Silvia Rier aus Kastelruth bei sich in ihrer Ferienwohnung untergebracht. Die Wohnung wird über den Winter nicht vermietet. „Die beiden stünden sonst auf der Straße, und sie ist doch schwanger“, erklärt Rier gegenüber den „Dolomiten“.
Eine Schwangere könne man bei diesen Temperaturen nicht auf der Straße lassen. „Wenn man dann selber alles hat, dann stellt man sich schon die Frage, warum es auf der Welt so ungerecht verteilt ist“, meint Rier laut „Dolomiten“.
Sechsköpfige Familie im Gartenhaus
Gleich einer ganzen Familie hat Katharina Strachwitz in Lana „Unterschlupf“ gewährt. Das Paar aus dem Iran und die vier Kinder mussten nach dem positiven Asylbescheid das Heim verlassen, fanden allerdings zunächst keine Wohnung. Weil die Caritas vermittelt hat, kamen die sechs den Sommer über in das Gartenhaus von Strachwitz und ihrer Familie. Im Oktober haben die Flüchtlinge eine Mietwohnung gefunden.
Katharina Strachwitz ist froh, die Erfahrung mit der netten Familie gemacht zu haben. Allerdings merkt sie laut „Dolomiten“ an: „Mit der Aufnahme übernimmt man auch Verantwortung und damit jede Menge Bürokratie, mit der selbst wir überfordert waren. Ganz zu schweigen von unseren Gästen. Da hatten wir schon manchmal das Gefühl, allein gelassen zu werden.“