Von: mk
Bozen – „Welche Aussagen stammen von faschistischen Diktatoren, welche von heutigen Parlamentariern oder Südtiroler Landtagsabgeordneten?“ Mit dieser Frage und einer Auswahl an einschlägigen Zitaten machen Promemoria_Auschwitz, die oew-Organisation für Eine solidarische Welt und eine Gruppe Südtiroler Jugendliche am Samstag auf die Gefahren rassistischer Rhetorik aufmerksam.
Gut 70 Jahre nach dem Ende des Faschismus in Europa werden rassistische und diskriminierende Aussagen wieder salonfähig und halten Einzug in den öffentlichen Diskurs. Von Bemerkungen wie „Faulheit gehört zum Charakter der Schwarzen“, „Weg mit dem Abschaum“, „Man muss sie wie Ratten vernichten“ bis hin zu „Gsindel“ ist alles dabei. Gegen Aussagen wie diese gehen Promemoria_Auschwitz und die oew in der Internationalen Woche gegen Rassismus auf die Straße. Mit einer Gruppe Südtiroler Jugendlicher, die im Februar 2018 das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz besucht hat, regen sie Passantinnen und Passanten rund um den Landhausplatz in Bozen zu einem Gedankenspiel der etwas anderen Art an.
Adrian Luncke ist Bildungsreferent bei der oew und war bei der Vorbereitung dieses „Bildungsüberfalls“ federführend. „Der Vergleich zu den Täterinnen und Tätern von damals soll die Gesprächspartner wachrütteln und zum Denken anregen. Vor allem die Abwertung ganzer Personengruppen, Religionsgemeinschaften oder Ethnien führte in der Vergangenheit zu den größten Gräuel der Menschheitsgeschichte“, sagt er. Angesichts der Ängste, die Zuwanderung heute auch in Südtirol wachruft, sei das Thema aktueller denn je. „Es ist ein Leichtes, Politik auf dieser rassistischen Logik aufzubauen und sich ihrer – gerade in Zeiten des Stimmenfangs – zu bedienen“, so Luncke weiter.
Im Rahmen des überregionalen Projektes Promemoria_Auschwitz, das von Arciragazzi, der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste und dem Verein Deina getragen wird, haben sich 165 junge Südtirolerinnen und Südtrioler zwischen 17 und 25 Jahren mit Rassismus und der Macht von diskriminierender Sprache auseinandergesetzt. „Es ist wichtig, politische Dynamiken kritisch zu hinterfragen und die Parallelen mit der Vergangenheit zu erkennen. Darauf baut unser Bildungsprogramm auf“, sagt Alessandro Huber vom Verein Deina. Die Jugendlichen setzen bei der Aktion ein deutliches Zeichen und zeigen auf, wie sehr die politische Rhetorik von heute auf das Gedankengut der Diktaturen des 20. Jahrhunderts zurückgeht.
Die Aktion, die um 10.30 Uhr auf dem Landhausplatz beginnt, wendet sich ausdrücklich auch an alle Parteien, die sich in diesem Jahr der Südtiroler Landtagswahl stellen, und fordert von ihren politischen Vertretern einen respektvollen und fairen Wahlkampf, der nicht auf Kosten von Minderheiten und Menschen am Rand der Gesellschaft ausgetragen wird.
Zitate-Challenge gegen Rassismus mit Jugendlichen
Samstag, 24. März 2018 um 10.30 Uhr
Bozen, Landhausplatz
Mit Monika Thaler, Mitarbeiterin der oew und zehn bis 20 Schülerinnen und Schülern, die am Projekt Promemoria_Auschwitz teilgenommen haben