Von: ka
Bozen – Als die Südtiroler am letzten Freitagabend auf den Bergen Feuer erblickten, sahen sich nicht wenige an Herz-Jesu-Feuer erinnert. Diesmal waren es allerdings die Bauern, die auf den Wiesen und Almen Mahnfeuer gegen den Wolf entzündeten und um – vielleicht auch göttliche – Hilfe gegen das gefräßige Raubtier baten. Die Bauern, die nicht ganz zu Unrecht um ihre Existenz fürchten, forderten „ein Wolfsmanagement, das eine Regulierung des Wolfsbestands ermöglicht, und wolfsfreie Zonen, wenn der Wolf mit der ortstypischen Weidewirtschaft nicht vereinbar ist“. Am liebsten wäre den Bauern natürlich ein „wolfsfreies Südtirol“.
Aber gibt es dafür eine Chance? Zu Recht freut sich EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann darüber, dass der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs in einer Stellungnahme bestätigte, „dass eine Ausnahmeregelung für geschützte Arten möglich ist, wenn damit das Erreichen des günstigen Erhaltungszustands nicht verhindert wird“. Das ist – betrachtet man die strengen Schutzbestimmungen der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union – ein großer Fortschritt.
Aus Sicht der Bauern ist das aber nur ein kleiner Schritt, wobei zusätzlich anzumerken ist, dass es Mitgliedsstaaten und eben nicht autonome Provinzen sind, die Ausnahmeregelungen beantragen dürfen. Damit ist der Weg der nächsten Monate vorgezeichnet. Bozen kann nur in Abstimmung und mit der Unterstützung von Rom in der Wolfsfrage weiterkommen. Gehen tut es aus bäuerlicher Sicht dabei im besten Fall um Wolfsmanagement und um die Entnahme von sogenannten „Problemwölfen“.
Um das Wolfsproblem in den Griff zu bekommen, ist ein Zusammenspiel aus Herdenschutzmaßnahmen, Entschädigungen und – so das Ziel – ein „forscheres“ Wolfsmanagement, das notfalls auch Abschüsse vorsieht, notwendig. Wir haben die Chance, über die Zusammenarbeit mit Rom, wo sich am 21. Mai das Verfassungsgericht zum ersten Mal mit dem Südtiroler Wolfsgesetz befassen wird, und über „unseren“ EU-Parlamentarier in Straßburg und Brüssel ein Zustandekommen eines „flexibleren Wolfsmanagements“ zu erreichen, aber es ist gleichzeitig auch Aufgabe der Politik, den Bauern reinen Wein einzuschenken.