Wäre der Panzer getroffen worden, hätte dies den sofortigen Tod bedeutet

Wie ein ukrainischer Soldat den Spitznamen “Kamikaze” erhalten hat

Mittwoch, 13. September 2023 | 18:12 Uhr

Von: mk

Kiew – Der 128. Gebirgsjägerbrigade der Ukraine ist eigenen Angaben zufolge in der Region Saporischschja ein schwerer Treffer gegen die russischen Linien gelungen. Erstmals wandte die ukrainische Armee die Kamikaze-Taktik nicht bei Drohnen, sondern bei einem von Russland erbeuteten Kampfpanzer an, wie die Online-Ausgabe vom Merkur die Kyiv Post vom Dienstag zitiert.

Das Brigademitglied Yaroslav Halas berichtete am Sonntag in einem Facebook-Post, dass seine Einheit in der Region Saporischschja einen militärischen Erfolg erzielte: Entscheidend waren eine neue Taktik und der Mut eines Soldaten.

Der Begriff Kamikaze kommt aus dem Japanischen und bedeutet „göttlicher Wind“. Im Zweiten Weltkrieg benutzten japanische Piloten diese Taktik im Einsatz gegen Schiffe der Alliierten und führten Angriffe auf militärische Ziele als „Selbstmordkommandos“ durch. Der Tod des Piloten wurde dabei in Kauf genommen. Im Zusammenhang mit Drohnen bezeichnet der Begriff ein unbemanntes Fluggerät, das nur einmal verwendet werden kann, da es beim Einsatz zerstört wird.

Der Kamikaze-Einsatz mit dem Panzers erforderte allerdings menschliche Steuerung. Vasyl Dudynets, der als Fahrzeugmechaniker dient, hatte sich freiwillig für die Kamikaze-Aktion gemeldet. Ihm sei bewusst gewesen, dass er es vielleicht nicht zurückschaffen würde, sagte der Soldat.

Ziel war es, einen mit Sprengstoff und Granaten gefüllten erbeuteten russischen Panzer bis knapp vor die russischen Verteidigungslinien zu fahren und dann in die Luft gehen zu lassen. „Es hätte den sofortigen Tod bedeutet, wenn der Panzer getroffen worden und der Sprengstoff explodiert wäre“, zitierte Halas den Freiwilligen.

Im normalen Kampf, „wenn dir Arme und Beine abgerissen werden können und deine Frau oder deine Kinder dir dann im Rollstuhl helfen“, sei dies nicht der Fall. Für ihn gebe es nur zwei Optionen: Entweder er kommt unversehrt aus dem Krieg zurück oder er stirbt. Deshalb habe er sich sofort gemeldet, als die Kommandeure diesen Kampfeinsatz vorschlugen, erklärt der Soldat.

Um nicht zu viel über die eigene Taktik zu verraten, bleibt der Bericht der Gebirgsjägerbrigade vage – etwa was den genauen Ort und Zeitpunkt der Aktion anbelangt. Dem Bricht zufolge soll der Freiwillige den Panzer so nah wie möglich an die Linien der russischen Truppen herangefahren haben und im letzten Moment abgesprungen zu sein. Im Anschluss lief in Richtung der ukrainischen Stellungen zurück und zündete den Sprengstoff im Panzer aus der Ferne. Laut Halas hat der Soldat Dudynets von seinen Kameraden den Spitznamen „Kamikaze“ erhalten.