Wieder Datenkabel zwischen Helsinki und Rostock

Wieder Schaden an Ostsee-Kabel

Freitag, 21. Februar 2025 | 16:32 Uhr

Von: APA/dpa/AFP

Nach der Entdeckung neuer Schäden an einem Ostsee-Datenkabel hat die schwedische Polizei erneut Ermittlungen wegen möglicher “Sabotage” aufgenommen. Die Untersuchung wurde eingeleitet, wie die Behörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson erklärte auf X: “Wir nehmen alle Berichte über mögliche Schäden an der Infrastruktur in der Ostsee sehr ernst.” Man müsse sie im Zusammenhang mit der ernsten Sicherheitslage sehen.

Der schwedische Polizeisprecher Mathias Rutegard bestätigte am Freitag die Sabotage-Untersuchung gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben Rutegards ereignete sich der Vorfall östlich der Insel Gotland in der schwedischen Wirtschaftszone. Es sei eine Untersuchung eingeleitet worden, derzeit gebe es keinen Verdächtigen. Zuvor am Freitag hatte die schwedische Küstenwache, die ebenfalls an der Aufdeckung beteiligt ist, bestätigt, dass man dem Verdacht eines neuen Kabelbruchs auf dem Grund der Ostsee nachgehe. Es soll ein Kabel zwischen Finnland und Deutschland betreffen.

Wieder Datenkabel zwischen Helsinki und Rostock

Es handelt sich somit erneut um das Datenkabel C-Lion1, das zwischen Helsinki und Rostock verläuft und bereits bei zwei separaten Vorfällen Ende 2024 beschädigt worden war. An dem Seekabel seien kleinere Schäden festgestellt worden, teilte der Betreiber Cinia mit. Die Funktionsfähigkeit der über das Kabel laufenden Kommunikationsverbindungen sei dadurch aber nicht beeinträchtigt. Der Datenverkehr laufe normal.

In den vergangenen Monaten sind immer wieder Beschädigungen an Kommunikationskabeln und Stromleitungen in der Ostsee aufgetreten. In mehreren der Fälle wurde wegen möglicher Sabotage ermittelt. Die Ursache für die Schäden ist weiterhin unklar, doch es steht der Verdacht im Raum, dass vorbeifahrende Schiffe sie – vorsätzlich oder unabsichtlich – mit ihren Ankern beschädigt haben. Verdächtige Schiffe wurden im Zuge der Ermittlungen immer wieder tagelang festgehalten, dann aber wieder freigegeben.

Russland steht dabei besonders im Fokus und unter Verdacht, an zumindest einzelnen der Vorfälle mit seiner sogenannten Schattenflotte beteiligt gewesen zu sein. Damit sind Tanker und andere Frachtschiffe mit undurchsichtigen Eigentümerstrukturen gemeint, die der Kreml benutzt, um wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine verhängte Sanktionen etwa beim Ölexport zu umgehen. Gegen Dutzende dieser Schiffe hat die EU Sanktionen erlassen, doch ihr tatsächlicher Umfang dürfte weitaus größer sein.

EU-Maßnahmenpaket

Die EU-Kommission stellte am Freitag in Helsinki ein Maßnahmenpaket vor, das schnellere Reparaturen der Untersee-Infrastruktur, eine bessere Überwachung und eine engere Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft vorsieht. Konkret sollen unter anderem eine Reserve spezialisierter Mehrzweck-Kabelschiffe aufgebaut und die Kapazitäten bestehender EU-Reparaturschiffe erhöht werden. Zudem ist ein Netzwerk von Unterwassersensoren und ein Drohnenüberwachungsprogramm geplant, um mögliche Sabotage schneller zu erkennen. Auch die Zusammenarbeit mit der NATO soll verstärkt werden.

“Die Zahl der Vorfälle, die sich in den letzten Monaten in unserer kritischen Unterwasserinfrastruktur ereignet haben, gibt Anlass zu großer Sorge”, sagte die zuständige EU-Kommissarin Henna Virkkunen bei einem Besuch in Helsinki. Diese Vorfälle würden lebenswichtige Dienste wie die Stromübertragung stören.

Schäden nicht immer unter Vorsatz

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 sind in der Ostsee bereits mehrfach wichtige Telekommunikations- und Stromkabel beschädigt worden. Die NATO hatte verstärkte Patrouillen angekündigt. Mit Kriegsschiffen, Aufklärungsflugzeugen, Satelliten und Drohnen will das Verteidigungsbündnis bei der Mission “Baltic Sentry” das Seegebiet überwachen.

Schäden an Unterseekabeln sind allerdings nicht immer vorsätzlich. Der stellvertretende Leiter der Internationalen Fernmeldeunion (ITU), Tomas Lamanauskas, hatte kürzlich gesagt, dass 80 Prozent der registrierten Schäden auf Fischerei und Ankern zurückzuführen seien.

Kommentare

Aktuell sind 6 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen