Von: mk
Bozen – Rund 200 interessierte Teilnehmer:innen aus den Bereichen Planung, Natur- und Landschaftsschutz sowie Politik kamen am Donnerstag, 28. November zur Tagung „Eingriffe in Natur und Landschaft – Planung, Bewertung und Ausgleich“ in der Sparkasse Academy in Bozen zusammen. Im Fokus standen sowohl die Herausforderungen von Eingriffen in Natur und Landschaft als auch sinnvolle Ansätze zur Kompensation. Der neu vorgestellte Praxisleitfaden, ein gemeinschaftliches Projekt von Heimatpflegeverband, Alpenverein, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Landesämtern und Experten, wurde dabei als zentrales Werkzeug präsentiert.
Leitfaden: Ein Meilenstein für nachhaltige Planung
„Natur und Biodiversität leiden – nicht nur in fernen Ländern, sondern direkt vor unserer Haustür. Grün-grün-Verfahren und Bagatelleingriffe, Straßen- und Seilbahnbauten, Gewerbezonen und Speicherbecken, Wohngebiete und landwirtschaftliche Gebäude – sie alle versiegeln Böden und konsumieren Natur“, fasst Josef Oberhofer, Vorsitzender des Dachverbands für Natur- und Umweltschutz, die aktuelle Situation zusammen.
Ein Leitfaden, der in Zusammenarbeit von Umweltverbänden, Landesämtern und Expert:innen entstanden ist, soll dem entgegenwirken. Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbands Südtirol, hob die Bedeutung dieses gemeinschaftlichen Projektes hervor: „Dieser Leitfaden ist mehr als ein Werkzeug – er ist ein Schritt in Richtung Bewusstseinsbildung. Er soll dazu beitragen, dass Umweltbelange von Anfang an in die Planung integriert werden und Eingriffe in die Natur besser durchdacht und ausgeglichen werden.“
Georg Simeoni, Präsident des Alpenvereins Südtirol, betonte die praktischen Vorteile des Leitfadens: „Dieser Leitfaden schafft eine Win-Win-Situation: Bauherren und Planer erhalten mehr Planungssicherheit, Behörden profitieren von klaren Rahmenbedingungen, und wir alle gewinnen an Natur und Landschaft.“
Fachbeiträge und Diskussionen
Neben der Vorstellung des Leitfadens bot die Tagung eine Vielzahl an Perspektiven auf die ökologischen, ökonomischen und praktischen Herausforderungen von Ausgleichsmaßnahmen. Roland Psenner von der EURAC eröffnete mit einer kritischen Reflexion über den Umgang mit natürlichen Ressourcen und stellte die oft ambivalente Beziehung zwischen Mensch und Natur dar. Elisabeth Gsottbauer (Universität Bozen) beleuchtete die wirtschaftliche Perspektive der Natur und zeigte, wie nachhaltige Lösungen sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll gestaltet werden können. Vito Adami und Stefan Zerbe präsentierten konkrete Ansätze für Ausgleichs- und Renaturierungsmaßnahmen, die für eine nachhaltige Landschaftsentwicklung unverzichtbar sind.
Abschließend stellten Kathrin Kofler, Co-Autorin des Leitfadens, und Mauro Tomasi die praktische Struktur und Anwendungsmöglichkeiten des Praxisleitfadens vor. Sie betonten, wie wichtig es sei, Umweltbelange frühzeitig in die Planung einzubeziehen, um Eingriffe zu minimieren und besser auszugleichen.
Ein positives Signal für die Zukunft
Die Referentinnen und Referenten betonten eindringlich, dass eine frühzeitige Berücksichtigung von Umweltbelangen in der Planung ein Vorteil für alle Beteiligten darstellt. Ein zentrales Ziel sei es, ökologische Baubegleitungen von Beginn an als Standard bei Projekten zu etablieren. Wenig sinnvolle Eingriffe müssen konsequent vermieden, notwendige Eingriffe so umweltverträglich wie möglich gestaltet werden.
Die Tagung bot nicht nur wertvolle Fachbeiträge, sondern auch eine Plattform für Austausch und Diskussion. Im direkten Dialog mit den Referenten konnten die Teilnehmer die vorgestellten Inhalte vertiefen und wertvolle Impulse für ihre eigene Arbeit gewinnen.
Die Veranstaltung war ein wichtiger Schritt für die Bewusstseinsbildung und zeigte eindrucksvoll, wie gemeinschaftliche Ansätze und praxisorientierte Werkzeuge dazu beitragen können, die Balance zwischen Entwicklung und Naturschutz erfolgreich zu gestalten.
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