Von: luk
Bozen – „Hier sind wir mit unseren unerwünschten, nein ausgeschlossenen Kindern und melden sie zum Kindergarten im Jahr 2020 an.“ Konsequent geben derzeit Eltern von Jänner- und Februargeborenen die Anmeldeformulare für das anstehende Kindergartenjahr ab. Ein Zeichen dafür, dass sie sich mit der Erhöhung des Kindergarteneintrittsalters nicht abgefunden haben – und weiter an einer, “für alle tragbaren, Lösung festhalten”.
„Wenn die Politiker vergessen, die Interessen ihrer Bürger zu vertreten; die Zuständigen vergessen, Gesetze für Familien und nicht gegen sie zu machen; dann vergessen wir, dass es diese neue Beschränkung gibt“, sagt Petra Kerschbaumer von der Initiativgruppe „MeinKindMussDraußenBleiben“, die nun verstärkt Zuspruch erhält. “In Anbetracht der Anmeldefrist für den Kindergarten in der dritten Jännerwoche realisieren immer mehr Eltern, dass auch sie betroffen sind und stehen vor den Scherben ihrer Berufs- und Familienplanung.”
“Grund dafür ist die Erhöhung des Kindergarteneintrittsalters, mit der alle im Jänner und Februar geborenen Kinder vom Kindergarten rücksichts- und übergangslos ausgeschlossen werden. Allein 2020 betrifft dies 400 Kinder, sprich Familien”, so Kerschbaumer.
“Ein Gesetz – viele prekäre Situationen”
“‘Wir müssen das jetzt aushalten.’ Damit hatte Familienlandesrätin Waltraud Deeg alle Sorgen und Zukunftsängste der Betroffenen abgetan, als ging es hier nicht um die hehren Themen Kindeswohl, Planungssicherheit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Denn die Wahrheit ist: Aushalten müssen es die Betroffenen. Aushalten muss es die Mutter, deren Mutterschaft im Herbst 2020 endet und ihr Kind nicht wie geplant in den KiGa darf. Soll sie den Job kündigen und zuhause bleiben? Händeringend nach einer Kleinkindbetreuung suchen, um das Kind nach 10 Monaten dort wieder herauszureißen und erneut einzugewöhnen?“, so Kerschbaumer.
“Aushalten müssen es die ausgeschlossenen Kinder, die nach einem altersgerechten Umfeld lechzen, um sich weiterzuentwickeln. Ein Kind darf mit fünf Jahren zur Schule gehen, wenn es bis April sechs wird. Aber unsere Kinder dürfen erst mit knapp 4 Jahren in den Kindergarten. Sie stehlen uns damit ein ganzes Bildungsjahr. Aushalten müssen es die Kita-Betreuer, die plötzlich den Bedürfnissen von 3,8-Jährigen gerecht werden sollen”, so Kerschbaumer.
“Aushalten müssen es all jene Familien, die erst gar keinen Platz in der Kleinkindbetreuung erhalten, weil die Plätze dort nicht wie bisher frei werden – wie das Beispiel von Leifers zeigt. Aushalten müssen es die Familien, die fünfmal höhere Kosten für die Kleinkindbetreuung zu schultern haben – und das für ein zusätzliches Jahr ohne Kindergeld oder Kitabonus ab dem dritten Lebensjahr. Von der Zusage einer finanziellen Unterstützung der Betroffenen hören diese nur vier Monate nach der Gesetzesänderung nicht mehr das Geringste“, beanstandet Kerschbaumer.
“Anmeldung als Signal für bessere Lösung”
Die Initiativgruppe „MeinKindMussDraußenBleiben“ beharrt daher weiterhin darauf, eine bessere Lösung zu finden. „Diese kann in Form eines Aufschubes erfolgen, um allen Beteiligen mehr Zeit zu geben. Aber auch ein zweiter Einstiegstermin für den Kindergarten etwa im Jänner wäre für viele Betroffenen bereits eine enorme Erleichterung … und auch auszuhalten“, plädiert Kerschbaumer an die zuständigen Stellen.
Und so geben Familien von Jänner- und Februargeborenen dieser Tage die Anmeldeformulare für das kommende Kindergartenjahr an den betreffenden Stellen ab. Die Reaktionen darauf reichen von Überraschung und Unterstützung über Ablehnung bis hin zu Betroffenheit, da man auch im KiGa um die Schwierigkeiten der Familien weiß. „Wir rufen alle dazu auf, es uns gleich zu tun. Als Signal, dass wir immer noch an einer, für alle tragbaren, Lösung festhalten“, schließt Kerschbaumer.