Von: mk
Bozen – Das außergewöhnliche ORF-Gespräch von Armin Wolf mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sorgte weltweit für Aufsehen – auch, weil sich beide Gesprächspartner nichts geschenkt haben.
Inhaltlich stechen vor allem Putins Bekenntnis zu einer stärkeren politischen Zusammenarbeit mit der EU und der klaren Absage, die EU spalten zu wollen, ins Auge. Auch Kontakte zu EU-kritischen Parteien wie der FPÖ wertet Putin nicht als Destabilisierungsversuch, sondern als pragmatische Entscheidung.
Die Lage in Nordkorea erfordert laut Putin, dass sich beide Seiten bewegen. Wenn der nordkoreanische Machthaber auf weitere Raketen- oder Atomtests verzichte, müsse auch die Gegenseite verständliche, deutliche Schritte des Entgegenkommens setzen.
Doch auch die Art, wie das Gespräch geführt wurde, war bezeichnend. Obwohl Wolf gut vorbereitet war und kritisch nachhakte, hat das Interview verdeutlicht, dass Putin ein Medienprofi und eine „hart zu knackende Interview-Nuss“ ist, wie das deutsche Portal Meedia analysiert.
Putin kam immer wieder auf seine Sicht der politischen Geschehnisse zurück und „weist jegliche Vorwürfe bezüglich der berühmten Trollfabrik in St. Petersburg, der Krim-Annexion und dem Oppositionellen Alexej Nawalny zurück“, schreibt Meedia.
Was trotzdem für Wolf spricht: Der Zuschauer konnte merken, dass dem russischen Präsidenten das ständige Nachhaken des Journalisten nicht passt. Das Ergebnis dieses verbalen Kräfteabwiegens hat nicht nur Zuschauer, sondern auch viele von Wolfs Kollegen in den Bann gezogen – und das mit Recht.