Von: mk
Bozen – Seit dem 26. Juni 2009 sind die Dolomiten Teil des UNESCO-Weltnaturerbes – ein Grund zum Feiern? Diese Frage stellten anlässlich der heutigen Pressekonferenz Vertreter von Mountain Wilderness Italia und Dachverband für Natur- und Umweltschutz. Das Fazit der Umweltschützer fällt ernüchternd aus: „In den ersten zehn Jahren ab Verleihung des UNESCO-Welterbe-Titels an die Dolomiten wurde damit in erster Linie das Gebiet vermarktet, stellenweise über die Grenzen des Erträglichen hinaus. Die eigentliche Aufgabe, nämlich die weitgehend natürlichen Landschaften in ihrer Integrität zu bewahren, wurde hingegen nicht prioritär behandelt.“
Bei der heutigen gemeinsamen Pressekonferenz von Dachverband für Natur- und Umweltschutz und Mountain Wilderness zeigten Klauspeter Dissinger und Silvia Simoni anhand von Beispielen auf, wie die Verleihung des Welterbe-Titels zu einem massiven Ansturm auf die Hotspots der Welterbestätten geführt habe. Außerdem würden die Gebiete mit neuen Infrastrukturen zusätzlich anthropisiert.
„Dies steht im klaren Gegensatz zu den Werten und Auflagen, mit denen die Dolomiten im Jahr 2009 den Status eines Welterbes verliehen bekommen haben. In den offiziellen Dokumenten finden sich klare und unmissverständliche Auflagen, um den außergewöhnlichen Wert und die Bedingungen für die Integrität (‚outstanding universal value and conditions of integrity‘) des Gebietes zu erhalten“, erklären die Umweltschützer.
Gefordert würden (unter anderem) eine nachvollziehbare Strategie für einen verträglichen Tourismus sowie ein Verbot der Intensivierung von Infrastrukturen, um den langfristigen Erhalt des Gebietes zu gewährleisten. „Die Realitäten auf den Dolomiten-Pässen, am Pragser Wildsee, in Villnöss, an den eigens errichteten Welterbe-Terrassen, um nur einige der Beispiele zu nennen, widersprechen diesen Auflagen ganz klar“, so die Umweltschützer.
„In den kommenden zehn Jahren muss es in Bezug auf unseren Umgang mit dem Weltnaturerbe Dolomiten eine deutliche Zäsur geben. Sonst könnte es leicht passieren, dass wir dies nicht mehr lange zu feiern haben“, erklären die beiden Verbände abschließend.