Von: ka
Bozen – Groß war der Aufschrei in Südtirol, als Österreich ankündigte, wegen der Flüchtlingskrise am Brenner massive Kontrollen durchzuführen und sogar mit gepanzerten Fahrzeugen aufzumarschieren. Überraschend massiv war besonders die Kritik aus Südtirol, die zu Recht von einem leicht durchschaubaren Wahlkampfmanöver sprach. Denn im Herbst sind im „Vaterland“ Wahlen, wobei der FPÖ hinterherrennend, jeder in der Flüchtlingsfrage den „härtesten Hund“ geben will.
Bestürzt mussten auch all jene, die sonst gerne den Sonntagsreden über „Unrechtsgrenze“ und „Südtirol ist Herzensangelegenheit“ anhängen, feststellen, dass der Wiener und Innsbrucker Politik im Zweifelsfall das eigene Hemd am nächsten und alle Befindlichkeiten südlich des Brenners herzlich egal sind.
Auch wenn die Wiener – und in deren Gefolge die Innsbrucker – Politik nach massivem Druck aus Rom und Brüssel schnell wieder zurückrudern musste, hatte sie für ihre eigenen Wähler dennoch ihre Duftmarke gesetzt. Seit letzter Woche wissen die Südtiroler, wie sie dran sind. Wissen tut man übrigens auch in der Alpenrepublik, dass eine Grenzsperre außer Applaus bei den Wählern recht wenig bringt.
Die Flüchtlingskrise ist nur an der EU-Außengrenze im Meer vor Libyen mit mehr Kontrollen der Schiffe, Kampf gegen die Schlepper und Unterstützung für die nordafrikanischen Mittelmeeranrainer sowie für die Herkunftsländer der Migranten zu lösen. Der Rest ist nur Wahlkampf auf dem Rücken der Schwächsten und viel zerbrochenes Porzellan am Brenner.