Von: ka
Bozen – Die US-Wahl ist geschlagen und sie endete mit einer handfesten Überraschung. Nicht die ehemalige Präsidentengattin, Außenministerin und die seit Jahrzehnten fest in der Washingtoner Politik verankerte Hillary Clinton hat es geschafft, ins Weiße Haus einzuziehen, sondern der Milliardär und Emporkömmling Donald Trump.
Frauenfeindliche Sprüche, Beleidigungen von Veteranen und wichtigen Minderheiten sowie derbe Sprüche schadeten ihm nicht, und die Vermutung liegt nahe, dass ihm das bei seinen Kernwählern – den weißen Männern, die sich benachteiligt fühlen – sogar genützt hat.
Der kühlen Hillary hingegen half die große Kriegskasse nichts. Sie galt im Kampf ums Amt als eiskalte Vertreterin des Establishments und als pure Interessenvertretung der Banken. Die Zustimmung zum Irakkrieg ließ sie noch unglaubwürdiger erscheinen. Von ihr erwarteten sich die US-Wähler kaum mehr, das Land positiv zu verändern.
Es war auch die Niederlage der Demoskopen, die Hillary fast immer vorne sahen. Die wütenden, abgehängten Männer, die die Wahl entschieden, gingen zum Wahllokal, aber machten um die Umfragen einen weiten Bogen.
Und bei uns? In Europa freuen sich Populisten aller Länder, die sich von Trump-Effekt Rückenwind erhoffen. Grundlos ist deren Zuversicht nicht. Jahre der Krise, immer größer werdende Einkommensunterschiede und ungelöste Probleme wie die Einwanderung schaffen auch bei uns eine immer größer werdende Zahl zorniger und abgehängter Männer, deren schiere Wut sich auf der Straße aber gerade auch auf dem Stimmzettel entlädt. Das gilt nicht zuletzt auch für das reiche Südtirol, wo – man betrachte nur den Armutsbericht der Caritas – viele Landsleute nicht mehr mit den steigenden Lebenshaltungskosten mithalten können. Die Wut auf „die da oben“ findet früher oder später immer ein Ventil.
Wenn die Verantwortlichen, die heute am Steuer sitzen, keine Lösungen finden, um auch die Benachteiligten zurück ins Boot zu holen, werden auch sie vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes „zerTrumpelt“.