Von: ka
Bozen – Damit der Kindergarten weiter seiner sozialen und pädagogischen Aufgabe nachkommen und die Qualität der Betreuung hoch halten kann, muss das Kindergartenpersonal entlastet und über neue, familiengerechte Kindergarten-Modelle nachgedacht werden. Dies fordern die Vertreterinnen und Vertreter des Kindergartenpersonals, die in den im Herbst beginnenden Kollektivvertrags-Verhandlungen einen ersten Schritt in die Zukunft des Kindergartens sehen.
Die Gewerkschaftsbünde ASGB, CGIL-AGB, CISL-SGB und GS vertreten in den am 20. September startenden Verhandlungen rund 2500 Kindergärtnerinnen und pädagogische Mitarbeiterinnen und haben heute (4. August) im Rahmen einer Pressekonferenz in Bozen ihre zentralen Forderungen erläutert. Eine faire Behandlung und Entlastung des Personals stehen dabei an erster Stelle: „In den letzten Jahren sind die Öffnungszeiten stetig ausgebaut worden, dazu kommt ein immer breiteres Altersspektrum der Kinder, die im Kindergarten betreut werden“, erklärt etwa Karin Wellenzohn vom ASGB. „All diese Neuerungen sind auf das Personal abgewälzt worden, ohne dass die geltenden Arbeitszeitregelungen oder der Kollektivvertrag angepasst worden wären.“
Deshalb gehen die Gewerkschaften mit drei zentralen Forderungen in die Verhandlungen mit dem Land. Die erste ist jene nach einer Anpassung der Arbeitszeit, die in den letzten Jahren stetig angehoben worden ist. „Mit dem neuen Unterweisungsjahr arbeiten die Kindergärtnerinnen und pädagogischen Mitarbeiterinnen allein 33 Stunden wöchentlich mit
den Kindern“, so Angelika Hofer (CGIL-AGB). „Das sind acht Stunden mehr als die Kolleginnen im restlichen Staatsgebiet.“ Das Kindergartenpersonal zu entlasten, indem auch in Südtirol 25 Wochenstunden mit den Kindern vorgesehen würden, sei nicht nur im Sinne des Personals, sondern auch im Sinne von Kindern, Eltern und Kindergartenbetreibern. „Bei der derzeitigen Überlastung ist es schwer, die Qualität aufrechtzuerhalten, auch weil die Krankheitstage ansteigen“, so Hofer.
Zweite Forderung ist jene nach einem neuen, dem Lehrpersonal im Landesdienst angepassten Einstufungsmodell. „Derzeit sind die Kindergärtnerinnen auf die 6. und 8. Funktionsebene und die Pädagogischen Mitarbeiterinnen auf die 4. und 6. Funktionsebene
verteilt, obwohl sie mehr oder weniger dieselbe Arbeit verrichten“, erklärte heute Gianluca Moggio (GS). „Wir fordern deshalb eine Gleichbehandlung.“ Auf der Grundlage des Einstufungsmodells der Berufsschulen sollten alle Kindergärtnerinnen in die 8. und alle
pädagogischen Mitarbeiterinnen in die 6. Funktionsebene eingestuft werden.
Forderung Nummer drei ist schließlich jene nach einer Überarbeitung der Berufsbilder, von denen es bisher zwei gibt: eines für Kindergärtnerinnen, ein zweites für die pädagogischen Mitarbeiterinnen. „Diese Berufsbilder müssen an die neuen Gegebenheiten und Bedürfnisse angepasst werden, die Aufgabenbereiche sind klarer zu spezifizieren und Verantwortungen deutlicher zuzuweisen“, so Günther Patscheider (CISL-SGB). Darüber hinaus fordern die Gewerkschaften ein drittes Berufsbild für Kindergartenleiterinnen.
Geht es nach den Gewerkschaften, sollen die Vertragsverhandlungen auch einen Anstoß zu einer breit angelegten öffentlichen Diskussion über die Zukunft des Kindergartens in Südtirol geben. „Das derzeitige Kindergartenmodell geht auf Zeiten zurück, in denen die Bedürfnisse
von Familien und Gesellschaft noch ganz andere waren“, so Karin Wellenzohn (ASGB) heute.
„Wir wünschen uns deshalb eine breite Diskussion über ein neues Kindergartenmodell und in dieser Diskussion sollen alle Beteiligten zu Wort kommen: allen voran natürlich die Familien, aber auch das Personal, die Gemeinden und das Land“, so Wellenzohn. Sie betonte
heute: „Ohne langfristige Vision von der Zukunft des Kindergartens bleibt dessen Entwicklung Stückwerk und das wäre – gerade weil die ersten Jahre für einen Menschen die wichtigsten sind – unseren Kindern gegenüber nicht zu verantworten.“