Von: mk
Bozen – Die Landesregierung hat erst kürzlich die Bedingungen für vier Aufrufe des Europäischen Sozialfonds (ESF) genehmigt. Der ESF ruft damit akkreditierte Weiterbildungsinstitutionen dazu auf, Projekte zur Erhöhung der technisch-professionellen Kompetenzen von vier Zielgruppen einzureichen, die daraufhin zielen, die Beschäftigung in Südtirol zu erhöhen.
Dass bei den neuen ESF-Ausschreibungen alles glattgehen wird, daran hegt Klaus Gasperi vom Stadttheater Bruneck seine Zweifel. In einem offenen Brief an Landeshauptmann Arno Kompatscher rechnet er mit mit dem Bozner ESF-Amt ab.
„Wie sollen denn neue Ausschreibungen funktionieren, wenn die ESF-Bürokraten nicht einmal imstande sind seit Jahren abgeschlossene Projekte abzurechnen und auszuzahlen? Es ist schlicht und einfach eine Frechheit, dass, wie im Fall der EUROPÄISCHEN THEATERSCHULE BRUNECK, die Kontrolle und Abrechnung der Schuljahre 2010 bis 2013 immer noch nicht abgeschlossen ist und die vom ESF-Amt dem Stadttheater Bruneck geschuldeten ca. 60.000 Euro, die mit teuren Bankkrediten vorfinanziert werden mussten, nach bald sieben Jahren (!) immer noch nicht ausgezahlt wurden. Der stumpfsinnige und jeder Logik entbehrende Bürokratieterror des ESF-Amtes ist verantwortlich, dass unseren Mitarbeitern Gehälter nicht ausbezahlt werden können und dass Lieferanten und Vermieter zu Recht protestieren, weil sie nicht zu ihrem Geld kommen“, schreibt Gasperi.
Man wisse, dass die Landesregierung rund um Arno Kompatscher den ESF-Skandal nur geerbt und nichts damit zu tun hat. „Gerade wir vom Stadttheater Bruneck und unsere Schulabsolventen sind Ihnen und Landesrat Achammer immer noch dankbar, dass Sie es vor zwei Jahren ermöglicht haben, das letzte Schuljahr auch ohne ESF-Beitrag abzuschließen. Dies war wichtig und trägt heute seine Früchte: Nicht nur alle professionellen Theater unseres Landes profitieren regelmäßig vom hohen Ausbildungsgrad unserer Absolventen, es gibt auch kaum einen Film, der in Südtirol gedreht wird, an dem nicht an unserer Schule ausgebildete Schauspieler engagiert sind“, erklärt Gasperi in dem Brief.
Die EUROPÄISCHE THEATERSCHULE BRUNECK habe seine Schüler auf höchstem Niveau für die Arbeitswelt vorbereitet, die internationale Wertschätzung von Theaterleitern, Filmproduzenten und Regisseuren habe das Theater immer wieder bestätigt. „Und der Großteil unserer ehemaligen Schüler arbeitet heute auch tatsächlich im Theater und beim Film. Ganz im Gegensatz zu manch ‚schwindligen‘ ESF-Projekten, die dank Vetternwirtschaft im ESF-Amt Bozen und durch das wohlwollende Wegschauen der damals zuständigen Südtiroler Landespolitik zum bekannten ESF-Skandal auf europäischer Ebene geführt haben“, erklärt Gasperi.
Das Stadttheater Bruneck sei immer noch eine ESF-akkreditierte Ausbildungsstätte. „Trotzdem werden wir nie und nimmer mehr für dieses Amt Kurse oder Schulungen abhalten. Wir haben mit diesem Verein schon Tausende von Euro draufgezahlt – und die Politik steckt ihren Kopf in den Sand und lässt uns im Regen stehen. Das reicht uns! Wir haben eine äußerst erfolgreiche, im gesamten deutschsprachigen In- und Ausland hochgelobte Theater- und Schauspielschule aufgebaut. Vielen jungen Südtirolern konnten wir den Weg für eine Karriere auf der Bühne und vor der Kamera ebnen. Damit ist jetzt Schluss – dank Desinteresse, Gleichgültigkeit und mangelnder Weitsicht im hochgelobten Land Südtirol!“, erklärt Gasperi abschließend.