Von: mk
Bozen – Als mustergültig, fortschrittlich, nutzerfreundlich und modern wird der öffentliche Nahverkehr in Südtirol gelobt und gepriesen. Dieser Ruf war, wenn man die Entwicklung der letzten 15 Jahre betrachtet durchaus berechtigt. Was aber passiert jetzt? Dieser Frage ging der SVP Bezirkssozialausschuss Bozen Stadt und Land in der letzten Sitzung nach und lud Richard Goller, ASGB Vertreter bei der SAD zum Gespräch ein. Thema waren außerdem die Parlamentswahlen.
Der Vorsitzende Richard Kienzl begann seine Einführung in das Thema mit der Feststellung, dass der öffentliche Nahverkehr nun einmal ein wichtiges Thema für Viele in unserem Land ist. Schüler und Arbeitnehmerinnen und -nehmer, Senioren und Touristen nutzen diesen Dienst, der in den letzten Jahren eine massive Qualitäts- bzw. Angebotssteigerung erfahren hat. Halbstundentakt oder Stundentakt in viele Gemeinden und hervorragende Angebote zu den Stoßzeiten kennzeichnen diesen Dienst, der landauf und landab von einem großen Teil der Bevölkerung geschätzt und genutzt wird. Richard Goller, ASGB Vertreter, schilderte kurz in seiner Einführung die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Kollektivverträge. Die einseitige Kündigung des Zusatzvertrages von Seiten des Arbeitgebers hatte zur Folge, dass die Busfahrer jetzt in der Regel weniger verdienen. Zudem beklagen viele die langen Wartezeiten zwischen den Fahrten, die nicht bezahlt werden. Anhand eines Beispiels erläuterte Goller kurz die aktuelle, prekäre Situation eines Bediensteten im öffentlichen Nahverkehr in Südtirol. Dabei hob er zwei grundlegende Unannehmlichkeiten hervor: Einerseits, erläuterte Goller, verrichten die Bediensteten an sechs Tagen die Woche einen Zwölf-Stunden-Dienst, der nicht nur in Einzelfällen an manchen Tagen auch auf insgesamt 15 Stunden ausgedehnt wird, andererseits steht die Besoldung der Bediensteten in keiner Relation zu deren Dienstzeiten und Verantwortung. Als verständliche Konsequenz dieser Tatsachen hätten bereits seit Ende 2016 weit über 100 Angestellte dieses Sektors einen Berufswechsel vollzogen und ein Ende dieser Tendenz sei nicht absehbar. Laut Goller werden die ausgetretenen Angestellten vorwiegend von auswärtigen Angestellten ersetzt, die vielfach der deutschen Sprache nicht mächtig sind, nicht ortskundig sind und die erstmalig mit Passstraßen und winterlichen Verhältnissen konfrontiert sind. Angesichts dieser Umstände zeigte sich Goller äußerst besorgt über die Zukunft des Südtiroler Nahverkehrs.
Die Mitglieder des SVP Bezirkssozialausschusses Bozen Stadt und Land betonen gegenüber Richard Goller ihre Solidarität mit den Busfahrern, die schon lange für die hohe Qualität des Personennahverkehrs in Südtirol Sorge tragen. Ihrer Fahrkunst und ihrer Pünktlichkeit hätten diesen Dienst zu dem gemacht, was er ist. „Mit großer Besorgnis sehen wir der Zukunft entgegen, wenn einzig allein das Gewinnstreben einem Dienste zugrunde gelegt wird, und der Dienst an der Allgemeinheit gänzlich aus den Augen verloren geht“, so der Vorsitzende Richard Kienzl, der selbst über zehn Jahre im Gemeindeausschuss des Sarntales für den Personennahverkehr zuständig war. Viele Fahrer hätten gekündigt. „Wir sind der Meinung, dass ein guter Betrieb sich durch gute Mitarbeiter auszeichnet. Mitarbeiter, die auch Touristen im Bedarfsfall Auskunft geben können. Es ist schon von Vorteil für die Touristen, wenn ihnen ein Fahrer Auskunft geben kann wo ein Hotel oder Gastbetrieb liegt. Diese Kompetenz geht natürlich verloren, wenn nicht ortskundige Fahrer den Dienst versehen. Die Tourismusbranche wirbt ja zu recht mit dem großartigen Angebot für Touristen in unserem Land. Wenn dieser Dienst, so wie es zur Zeit geschieht, an Qualität einbüßt, so hat das unweigerlich auch Folgen für den Tourismus, aber darum haben wir uns nicht zu kümmern, das macht dann sicher die Tourismusbranche“, ist der Vorsitzende Richard Kienzl überzeugt. „Vielmehr interessiert uns die Frage nach der Zukunft dieses wertvollen Dienstes in Südtirol, der umweltfreundlich und zugleich nachhaltig ist“, so die einhellige Meinung des SVP Bezirkssozialausschusses Bozen Stadt und Land, der sich mit Sicherheit noch öfter mit dem Thema auseinandersetzen wird.
Ein weiteres Thema waren die anstehenden Parlamentswahlen. Die Mitglieder des SVP Sozialausschusses Bozen Stadt und Land sind sich der Wichtigkeit dieser Wahlen bewusst. „Wichtig ist es, dass wir Geschlossenheit an den Tag legen und uns bei der Wahl für die Autonomie und somit für unsere Kandidaten entscheiden. Das Wählen am Sonntag ist ein Muss für jeden überzeugten Verfechter unserer Südtiroler Autonomie“ so das Resümee des Vorsitzenden Richard Kienzl abschließend.