Von: First Avenue
Blockchain umgibt etwas Magisches. Die Technologie wird als „fünfte Evolution“ des Computings gefeiert und regt Fantasien einer gesellschaftlichen Revolution an, an deren Ende eine neue Weltordnung steht. Gleichzeitig gibt es kaum ein Thema, das so viel von Hype und Ignoranz begleitet wird. Wohin die Reise geht, ist ungewiss. Langweilig wird sie aber keinesfalls, wie das zweite Event der Networking-Reihe „Digital Business Trends Südtirol“ am 20. September am Hauptsitz des Medienhauses Athesia in Bozen zeigen wird.
Die Reihe „Digital Business Trends“, kurz DBT, von Austria Presse Agentur (APA) und styria digital one initiiert, ist eine Community der digitalen Kommunikations-, IT- und Medienbranche. Seit dem vergangenen Jahr findet eine Veranstaltung dieser Reihe auch außerhalb Österreichs, in Bozen, statt. Gastgeber und Veranstalter der „Digital Business Trends – Südtirol“ ist die Werbeagentur Südtirol Online Marketing des Medienhauses Athesia, die sich in Südtirol als Vorreiter im Bereich digitale Trends positioniert hat. Ihr Ziel: das Bewusstsein für Digitalisierungsthemen in der (regionalen) Wirtschaft zu erhöhen und eine Plattform zur Präsentation von Technologie- Fachwissen für Kommunikations- IT- und Marketingverantwortliche zu schaffen. Das diesjährige Event zum Thema „Blockchain – Hype oder Revolution?“ findet am 20. September im Athesia-Hauptgebäude in Bozen statt (ab 18.30 Uhr).
Zu den Kernstücken des diesjährigen DBT – Südtirol gehört das Statement der Wirtschaftswissenschaftlerin Shermin Voshmgir, Direktorin des Forschungsinstitut für Kryptoökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien. In diesem Institut sind die interdisziplinären Kompetenzen von Forschern rund um das Thema Blockchain, Kryptowährungen und Distributed Ledger Technologie gebündelt. Vor ihrer Berufung zur Direktorin hat die Wienerin in Berlin den Blockchain Hub gegründet und aufgebaut – eine Institution, die weltweit und interdisziplinär die Entwicklung der Blockchain- Technologie vorantreibt, kommuniziert und diskutiert.
Was aber steckt hinter dem Begriff Blockchain? Eine Blockchain ist ein neuer Ansatz für die verteilte Datenbank. Die Innovation beruht auf der Integration alter Technologien auf neue Weise. Man kann sich eine Blockchain als verteilte Datenbanken vorstellen, die eine Gruppe von Personen steuert und die Informationen speichert und weiterleitet. Die Datenbank wird chronologisch linear erweitert, vergleichbar einer Kette, der am unteren Ende ständig neue Elemente hinzugefügt werden (daher auch der Begriff „Blockchain“ = „Blockkette“). Ist ein Block vollständig, wird der nächste erzeugt. Jeder Block enthält eine Prüfsumme des vorhergehenden Blocks.
Im Prinzip kann man sich die Blockchain wie ein digitales Kassenbuch („Ledger“) vorstellen, das Transaktionenmit kryptographischen Verfahren in einer Kette von Datensätzen gleichzeitig auf viele Rechner verteilt. Manipulationen werden so zwar nicht gänzlich unmöglich, aber extrem unwahrscheinlich, weil die Daten auf allen beteiligten Rechnern verändert werden müssten. Worüber Buch geführt wird, spielt keine Rolle. Entscheidend ist, dass jede Transaktion auf der jeweils vorherigen aufbaut und Teil einer unveränderbaren Kette aus eindeutig identifizierbaren Datenblöcken wird.
Bekannt wurden Blockchain 2009 mit der Einführung der Kryptowährung Bitcoins, die zeigte, dass Transaktionen direkt zwischen den Beteiligten sicher und ohne großen Aufwand online möglich sind. Mittlerweile interessieren sich aber auch Branchen außerhalb der digitalen Finanzwelt für Blockchain.
Shermin Voshmgir ist der Meinung, Blockchain sind die Basistechnologie der künftigen Gesellschaft, auf die man alles aufbauen kann. Nach der Erfindung von E-Mail und World Wide Web Ende der 1980er-Jahre und dem interaktiveren Web 2.0 mit Social Media und dem Entstehen von ECommerce- Plattformen 10 Jahre später, spricht man nun vom Web 3 – mit Blockchain als einer, aber nicht alleiniger Zukunftstechnologie. Den Entwicklungsstand der derzeitigen Blockchain-Technologie vergleicht Voshmgir mit den frühen 1990er-Jahren des Internet. E-Mails waren damals die erste Anwendung des World WideWeb, Bitcoin ist nun die erste Anwendung des dezentralisierten Internet oder Web 3. In die Zukunft gerichtet, scheint vieles möglich. Voshmgir im APA-Interview: „Das ist eine Technologie, die sehr disruptiv ist und potenziell viele Probleme, die wir in der Gesellschaft haben, lösen könnte – wenn wir es richtigmachen.“ Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Da die Anzahl der Plätze allerdings begrenzt ist, wird um Anmeldung gebeten. Anmeldungen unter: www.suedtirolonline.com/dbt