Von: luk
Niederdorf – Seinem Geschick auf schwierigen Abfahrten hat Juri Ragnoli aus Brescia seinen heutigen Sieg auf der Marathonstrecke des Südtirol Dolomiti Superbike zu verdanken. Bei den Frauen fuhr dagegen die Litauerin Katazina Sosna ein einsames Rennen an der Spitze.
In einem Feld mit einer ganzen Handvoll amtierender und ehemaliger Weltmeister war es heute Italienmeister Juri Ragnoli, der sich auf der 113 Kilometer langen Strecke des Südtirol Dolomiti Superbike durchsetzen konnte. Nach dem HERO Südtirol Dolomites ist es bereits der zweite Marathon-Klassiker, den Ragnoli in dieser Saison gewinnt: „Ich genieße diesen Moment, weil ich heute etwas Unglaubliches geleistet habe“, so der 29-Jährige Lombarde gleich nach der Zieldurchfahrt. „Ich lebe meinen Traum.“
Ragnoli hatte sich die Spitze des Rennens lange Zeit mit dem portugiesischen Marathon-Weltmeister von 2016, Tiago Ferreira, geteilt, wobei die Machtverhältnisse stets klar waren. „In den Anstiegen war Tiago heute stärker als ich, er konnte ein paar Mal einen Vorsprung von mehr als einer halben Minute herausfahren“, so Ragnoli. Auf den Abfahrten habe er seinen Widersacher aber immer wieder einholen und sogar Zeit abnehmen können. „So konnte ich in den Anstiegen meinen Rhythmus fahren“, so der Dolomiti-Superbike-Sieger 2017.
Ausgerechnet im letzten Anstieg auf die Plätzwiese konnte Ragnoli dann das Hinterrad Ferreiras halten. „Ich habe ein paar Mal versucht wegzukommen, aber es war viel Verkehr auf der Strecke“, so ein sichtlich enttäuschter Ferreira. Auf der letzten Abfahrt habe er abreißen lassen müssen, sodass im Ziel 47 Sekunden auf Ragnoli fehlten.
Das international besetzte Podium des diesjährigen Marathonrennens des Südtirol Dolomiti Superbike machte heute der Grieche Periklis Ilias, Weltmeister von 2012, als Dritter komplett. Er hatte vor allem zu Beginn des Rennens mit Magenproblemen zu kämpfen. „Da bekommt man nach drei oder vier Stunden die Rechnung präsentiert“, so Ilias. Im Höhlensteintal habe er sich zwar erholt, „es war heute aber reine Kopfsache“, so der 31-jährige Grieche, der bekannte: „Der Dolomiti Superbike ist mein Lieblingsrennen, ein Klassiker.“
Ganz ähnlich sieht es Katazina Sosna, die Dominatorin des heutigen Damenrennens auf der Marathondistanz. „Nach zwei dritten Plätzen hat es in diesem Jahr endlich geklappt, dieses wunderschöne Rennen zu gewinnen“, so die Litauerin. „Für mich zählt dieser Sieg so viel wie ein Weltmeistertitel.“ Die 27-Jährige vom Team Torpado-Südtirol hatte sich anfangs schwer getan. „Ich war leicht verkühlt, ich glaube aber, die gute Bergluft heilt alles“, lachte die 27-Jährige nach einem einsamen Rennen. Rund 20 Kilometer nach dem Start hatte sich Sosna vom Rest des Feldes abgesetzt und das Rennen allein von der Spitze weg bestritten.
Auch wenn Sosna eine Klasse für sich war, war die Zweitplatzierte Maria Cristina Nisi im Ziel doch überglücklich. „Dieser zweite Platz fühlt sich an wie ein Sieg, ich habe für ihn gekämpft und geschwitzt.“ Für Nisi, Teamkollegin der heutigen Kurzstrecken-Siegerin Nina Gulino, ist es der erste Podestplatz beim Südtirol Dolomiti Superbike. „Dieses Rennen“, so ihr Fazit, „ist perfekt organisiert, alle Fahrerinnen und Fahrer werden hier herzlich willkommen geheißen.“
Die Südtiroler Fahnen hielt auf der Marathondistanz der Damen heute die ehemalige Top-Leichtathletin Agnes Tschurtschenthaler aus Sexten als überraschende Dritte hoch. Ihr Fazit: „Perfekter Tag, perfektes Rennen“, auch wenn ihre Rennbeschreibung nach Leiden klingt: Am Anfang habe sie sich schwer getan, ihren Rhythmus zu finden, ab Innichen viel investiert. „Deshalb war der Anstieg auf die Plätzwiese extrem hart“, so die 35-Jährige. „Auf langen Strecken“, sagt Tschurtschenthaler, „fehlt mir noch die Erfahrung, dieses Manko habe ich aber mit dem Heimvorteil wettgemacht: ich kenne diese Strecke in- und auswendig.“
Die Marathonstrecke des Südtirol Dolomiti Superbike führte heute im Uhrzeigersinn über 113 Kilometer und 3357 Höhenmeter durch die fünf Hochpusterer Gemeinden Niederdorf, Toblach, Sexten, Innichen und Prags. Trotz der Unwetter der letzten Nacht und mehrerer umgestürzter Bäume auf der Strecke konnte das Rennen mit gerade einmal zehn Minuten Verspätung um 7.40 Uhr gestartet werden.