Streckenrekord und erste italienische Siegerin seit 35 Jahren

Battocletti siegt bei historischem BOclassic Südtirol

Sonntag, 31. Dezember 2023 | 18:00 Uhr
Update

Von: lup

Bozen – Die 49. Ausgabe des Bozner Silvesterlaufs geht in die Geschichte ein. Zuerst feierte mit Nadia Battocletti erstmals seit 1988 eine „Azzurra“ den Sieg beim prestigeträchtigen Lauf-Event, kurz darauf sorgte Sabastian Sawe in 28.00 Minuten für einen neuen Streckenrekord und unterbot die 32 Jahre alte Bestmarke um zwei Sekunden.

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Nadia Battocletti hat es geschafft. Die amtierende Vize-Europameisterin im Cross-Lauf zeigte beim 49. BOclassic Südtirol eine bärenstarke Vorstellung und hielt ihre beiden stärksten Konkurrentinnen – Margaret Chelimo Kipkemboi und Nelly Chepchirchir, beide aus Kenia – auf den vier Schleifen zu 1,25 Kilometern in Schach. Drei Runden lang blieb das Spitzentrio zusammen, ehe zunächst Kipkemboi abreißen lassen musste. Auf der langen Zielgeraden in der Bahnhofsallee zündete Battocletti schließlich den Turbo und machte mit der starken Zeit von 15.30 Minuten vor Tausenden Zuschauern vor Ort den ersten Sieg einer italienischen Athletin seit dem Erfolg von Maria Curatolo im Jahr 1988 perfekt. Der Waltherplatz verwandelte sich in ein Tollhaus.

Platz zwei belegte mit drei Sekunden Rückstand Nelly Chepchirchir, während die zweimalige BOclassic-Siegerin Kipkemboi mit dem dritten Rang vorlieb nehmen musste. Die Vize-Weltmeisterin von 2019 über 5000m büßte 19 Sekunden auf die 23-jährige Trentinerin ein. Mit einem starken vierten Rang ließ Giovanna Selva aufhorchen. Die ehemalige Langläuferin aus dem Piemont erreichte das Ziel nach 16.11 Minuten. Damit war sie vier Sekunden schneller als ihre italienische Landsfrau Ludovica Cavalli.

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Bei den Männern, die kurz nach 14 Uhr die acht Runden durch das Bozner Stadtzentrum in Angriff nahmen, war nach der ersten Schleife noch eine Siebenergruppe zusammen, in der sich mit Sabastian Sawe (Kenia), Yeman Crippa (Italien) und Maxime Chaumeton (Südafrika) auch die drei Top-Favoriten befanden. Runde um Runde fiel aufgrund des sehr hohen Tempos ein Athlet weg. So erwischte es auf der dritten Schleife den „Azzurro“ Pietro Riva, dann brachen Paulos Surafel (Großbritannien) und eben Chaumeton weg, der wie im vergangenen Jahr bis hierhin vorneweg gegangen war.

Es lief also alles auf ein Duell Sawe gegen Crippa hinaus. Auf der drittletzten Runde setzte der Halbmarathon-Weltmeister eine erste Attacke und auf der vorletzten Schleife vergrößerte der 28-Jährige seinen Vorsprung ein wenig. Crippa war aber immer noch auf Tuchfühlung. Aufgrund der Rundenzeiten war der Streckenrekord in Reichweite, den seit 1991 Phillimon Hanneck aus Simbabwe hielt. Und tatsächlich: Sabastian Sawe bewältigte die 10 Kilometer in 28.00 Minuten und blieb damit zwei Sekunden unter der 32 Jahre alten Bestmarke, die damals bei deutlich besseren äußeren Bedingungen aufgestellt worden war.

Foto: Sportissimus

Crippa erreichte das Ziel nach 28.03 Minuten und war nur eine Sekunde langsamer als Hanneck bei seinem Rekordlauf vor über drei Jahrzehnten. Damit wurde der Trentiner wie im Vorjahr Zweiter und durfte sich zudem über eine neue persönliche Bestleistung freuen. Und auch der Dritte stand im Vorjahr auf derselben Position bei der Siegehrung auf dem Podest: Maxime Chaumeton aus Südafrika. Dahinter belegten Fearghal Curtin (Irland) und Surafel die Ränge vier und fünf. Mit David Andersag aus Kardaun war übrigens auch ein Südtiroler Langstreckenläufer am Start, der das Rennen jedoch nicht zu Ende lief und vorzeitig ausstieg.

49. BOclassic Südtirol – Ergebnisse

Elite Männer:

1. Sabastian Sawe KEN 28.00

2. Yeman Crippa ITA/GS Fiamme Oro Padova 28.03

3. Maxime Chaumeton RSA 28.39

4. Fearghal Curtin IRE 29.08

5. Paulos Surafel GBR 29.13

Elite Frauen

1.⁠ ⁠Nadia Battocletti ITA/GS Fiamme Azzurre 15.30

2.⁠ ⁠Nelly Chepchirchir KEN 15.33

3.⁠ ⁠Margaret Chelimo Kipkemboi KEN 15.49

4.⁠ ⁠Giovanna Selva ITA/CS Carabinieri 16.11

5.⁠ ⁠Ludovica Cavalli ITA/CS Aeronautica Militare 16.15

Das sagen die Protagonisten des 49. BOclassic Südtirol:

Erstmals ein italienischer Sieg bei den Frauen seit 1988, dazu ein neuer Streckenrekord bei den Männern – beim Bozner Silvesterlauf war am Sonntag wieder einiges los. Wir haben die Stimmen der Protagonisten dieses denkwürdigen Tags im Zeichen der Leichtathletik eingefangen.

Sabastian Sawę (Kenia/Sieger Eliterennen Männer): „Dieser Sieg freut mich ungemein. Es war ein cooles Rennen und ich habe mich in Bozen pudelwohl gefühlt. Ganz ehrlich gesagt, habe ich mir schon gedacht, dass ich den Streckenrekord knacken könnte. Es war ein schnelles Rennen und Yeman (Crippa, Anm. d. Red.)) hat bis zum Schluss dagegengehalten.“

Yeman Crippa (Italien/2. Platz): „Es war heute ein sehr tolles Rennen und es ist wirklich gut gelaufen – schade, dass es am Ende nicht zum Sieg gereicht hat. Ich habe bis zum Schluss alles gegeben und habe versucht, Sawe an den Fersen zu bleiben. Aber er ist nicht umsonst Halbmarathon-Weltmeister und deshalb war schon zu erwarten, dass er vielleicht noch ein paar Körner mehr hat, als ich. Aber ich bin sehr glücklich, habe versucht alles zu geben und das ist mir gelungen. 2023 habe ich mit einer starken Leistung abgeschlossen, jetzt freue ich mich auf das neue Jahr mit den Olympischen Sommerspielen in Paris und davor den Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom.“

Nadia Battocletti (Italien/Siegerin): „Natürlich bin ich überglücklich, dass ich es geschafft habe hier zu gewinnen. Ich habe auf der Strecke die Anfeuerungsrufe der unzähligen Menschen gehört und deshalb möchte ich diesen Sieg euch, den Bozner Fans, widmen. Während des Rennens habe ich richtig warm bekommen. Als ich mir auf der vorletzten Schleife die Handschuhe ausgezogen habe, war das eine Art Weckruf, um noch einmal einen Gang zuzulegen. So wie ein Auto, das beim Überholen so richtig Gas gibt. Ich wünsche euch einen guten Start ins neue Jahr!“

Giovanna Selva (Italien/4. Platz): „Ich bin sehr froh. Ich wollte heute eine Art Test machen und bin deshalb zu Beginn an den Favoritinnen drangeblieben. Zwei Runden konnte ich das enorme Tempo halten, danach musste ich abreißen lassen und bin alleine weitergelaufen. Ich bin aber dennoch sehr glücklich, wie alles gelaufen ist, denn das Tempo war schon sehr hoch.“

Bezirk: Bozen