Von: mk
St. Vigil in Enneberg – Geschätzte 5.000 Zuschauer haben dem Spektakel auf der Erta-Piste beigewohnt und der Weltcup-Premiere am Kronlatz eine gebührende Atmosphäre verliehen. Tessa Worley und Marta Bassino bestätigen ihren tollen ersten Lauf und belegen die Ehrenplätze. Lokalmatadorin Manuela Mölgg bleibt als 14. etwas unter den Erwartungen. OK-Chef Willi Kastlunger erklärte: „Man braucht sich nur diese Kulisse anzusehen, dann wissen wir, wofür wir Jahre lang geschuftet haben.“
Bei der Weltcuppremiere am Kronplatz haben alle Vorzeichen gestimmt, um das Event in die Wintersportgeschichte Südtirols einziehen zu lassen. Kaiserwetter, perfekte Piste, spektakuläre Kulisse und viele italienische Fans, die den Azzurre die Daumen halten wollten. Dem entscheidenden zweiten Lauf haben Schätzungen zufolge zwischen 5.000 und 6.000 Zuschauer beigewohnt, die eine Riesenstimmung haben aufkommen lassen. Und die tolle Ausgangsposition der Italienerinnen Brignone als Erste und Bassino als Dritte des ersten Durchgangs hat für weitere Spannung gesorgt und noch mehr Publikum angelockt.
Die Azzurre geben am Kronplatz den Ton an
Marta Bassino (ITA) hat das Rennen mit Startnummer 1 eröffnet und ist mit ihrer Laufzeit von 1:02.43 so lange lange in Führung geblieben, bis Tessa Worley (FRA) sie mit Startnummer 4 abgelöst hat. Die starke Französin hat die großen Favoritinnen Lara Gut (SUI) und Mikaela Shiffrin hinter sich gelassen, bis Federica Brignone (ITA) mit Startnummer 14 und einem tollen ersten Lauf den Jubel der Massen ausgelöst und einer Rennzeit von 1:02.17 die Führung übernommen hat. Keine weitere Athletin war mehr imstande, Brignone den ersten Rang streitig zu machen. Manuela Mölgg, Athletin aus dem Austragungsort St. Vigil in Enneberg, konnte hingegen nicht einen eventuell bestehenden Heimvorteil ausspielen und musste sich im ersten Lauf bei einem Rückstand von 1.93 mit Rang 17 begnügen. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Etwas abgeschlagen auch die anderen Italienerinnen Irene Curtoni (achter Rang), Sofia Goggia (elfter Rang), Francesca Marsaglia (20. Rang), Elena Curtoni (21. Rang). Nicht für den zweiten Lauf qualifiziert hat sich Anna Veith (AUT), mit einer Zeit von 1:04:97.
Zwei azurblaue Podestplätze für’s perfekte Sportfest
Schon zu Beginn des zweiten Laufes um 12.30 h merkte man die enthusiastische Stimmung bei den nunmehr 5.000 bis 6.000 Zuschauern, die auf einen italienischen Erfolg hofften. Mit den Plätzen 1 und 3 nach dem ersten Lauf standen die Chancen ja mehr als gut. Der zweite Durchgang fing aber recht kontrovers an, konnten zu Beginn nur die wenigsten Athletinnen ihren Rang aus dem ersten Lauf bestätigen. Viele wurden von der schattigen Piste im unteren Bereich etwas überrascht und ließen deshalb viel Zeit liegen. Zudem erwies sich der zweite Durchgang, vom Amerikaner Day mit 47 Toren gesteckt, etwas länger und somit kräfteraubender als am Morgen. Große Erwartungen wurden vom Heimpublikum auf Manuela Mölgg gesetzt, die mit einer besseren Zeit schlussendlich Rang 14 erreichte und, nach anfänglicher Enttäuschung doch noch das Lächeln wiederfand. Die schnellste im zweiten Durchgang war die Schwedin Sara Hector, die sehr lange die Führung inne hatte, bis sie von Mikaela Shiffrin (USA) und Lara Gut (SUI) abgelöst wurde. Und dann wurde es noch einmal spannender, als die letzten drei am Start standen. Zweimal Italien und einmal Frankreich mit Bassino, Brignone und Worley sollten für den Höhepunkt sorgen. Marta Bassino legt einen tollen Lauf hin, meistert den Steilhang bravourös und übernimmt die Führung bei tosendem Applaus des Publikums. Die Freude über die Führung währt aber nicht lange, denn die Französin Tessa Worley lässt ihrerseits nichts anbrennen und legt auf die Halbzeitführende Federica Brignone, die noch oben steht, vor. Brignone, die Tochter der früheren Slalomspezialistin der „Valanga Rosa“, Mariarosa Quario, behielt die Nerven und attackierte auch als Führende im zweiten Lauf. Angespannt verfolgten die Mama, Skilegende Alberto Tomba und FISI-Chef Flavio Roda ihren Lauf vom Ziel aus und brachen, gemeinsam mit dem großen Publikum und den Teamkolleginnen der Squadra Azzurra, in überschwänglichem Jubel aus. Zweimal Italien und in der Mitte Frankreich auf dem Podest ist somit das Endergebnis des ersten Damen-Weltcuprennens am Kronplatz: 1. Federica Brignone (ITA), 2. Tessa Worley (FRA), 3. Marta Bassino (ITA). Bei der Siegerehrung wurde Federica Brignone die vergoldete Krone der „Queen of Kronplatz“ und ein Scheck über 41.500 Euro übergeben.
Shiffrin und Worley festigen ihre Weltcup-Führung
Sowohl im Gesamtweltcup, als auch im GS-Weltcup konnten die beiden Führenden Mikaela Shiffrin (USA) und Tessa Worley (FRA) ihre Position bestätigen, wobei die ersten drei im Gesamtweltcup auch die ersten drei im GS-Weltcup sind, wenngleich in etwas anderer Reihenfolge. Kronplatz-Siegerin Federica Brignone konnte sich im Gesamtweltcup von Rang 16 auf Rang 13 verbessern, im GS-Weltcup stieg sie von Rang 19 auf Rang sechs. Der GS am Kronplatz ist der letzte vor der WM in St. Moritz und kann als Richtungsweiser gewertet werden, was für die Azzurre durchaus als positiv zu werten ist.
Den Damen-Weltcup am Kronplatz wird es wieder geben
Nachdem die Premiere sehr gut über die Bühne gelaufen ist, denkt man am Kronplatz bereits über die Zukunft nach. Während für 2018 kein Rennen vorgesehen ist, wurde die Erta bereits in den FIS-Kalender von 2019 eingetragen, wobei die endgültige Bestätigung erst in den nächsten FIS-Kongressen erfolgen wird. Was danach kommt steht noch in den Sternen, wobei eine alternierende Austragung bereits in Aussicht gestellt wurde. Die OK-Macher von St. Vigil peilen aber eine fixe Zuteilung für mehrere Jahre an.
Die Stimmen des Tages
Federica Brignone ITA (Siegerin): „Natürlich bin ich überglücklich über den Sieg, den ich mir wirklich sehr gewünscht habe. Das Rennen war hart und etwas anderes kann man von dieser Piste, die ich als wirklichen, tollen, echten Riesentorlauf definiere, nicht erwarten. Ich bin übrigens eine der wenigen, die nicht bereits vor dem Rennen auf der Erta trainiert hatten. Es war eine Premiere für mich. Der Schnee war wirklich toll präpariert und das liegt mir einfach, in Kombination mit dem hohen Neigungswinkel. Nun habe ich die Fahrkarte für den WM-Riesentorlauf in der Tasche und in Cortina möchte ich am kommenden Wochenende auch zwei weitere Tickets lösen.“
Tessa Worley FRA (zweiter Platz): „Ich durfte mit den Italienerinnen und Österreicherinnen vor einigen Tagen hier auf der Erta trainieren und das hat mir sehr geholfen. Ich musste mich nicht auf eine Überraschung einlassen und konnte mich auf das Rennen voll fokussieren. Der zweite Platz ist natürlich sehr gut, Hut ab vor Federica Brignone, und ich freue mich weiterhin auf meine Führung im GS-Weltcup, die ich wenn möglich bis zum Ende behalten möchte.“
Marta Bassino ITA (dritter Rang): „Nach dem Podestplatz in Sölden ist es mir nicht mehr so aufgegangen, sodass ich unbedingt wieder ein tolles Ergebnis einfahren wollte, auch im Hinblick auf St. Moritz. Heute ist es gut gelaufen und mit diesem dritten Rang bin ich sicher bei der WM dabei, wo alles möglich ist.“
Manuela Mölgg ITA (14. Rang): „Tja, ein Heimrennen ist keine einfache Sache, aber ich habe versucht, den großen Erwartungsdruck auszublenden, die Ski sind aber einfach nicht so gelaufen, wie ich gewollt hätte. Ich bin recht sauber gefahren, jedoch nicht schnell genug. Mein Bruder Manfred hat mich aus Schladming angerufen und noch einmal motiviert und es ist schlussendlich der 14. Rang rausgekommen. Zufrieden bin ich nicht, aber glücklich darüber, wie dieses Großereignis in meinem Heimatort bei seiner Premiere gelaufen ist.“
Willi Kastlunger (OK-Chef Al Plan Events): „Eigentlich ist es schon berührend heute hier zu stehen und zu erleben, dass ein Traum in Erfüllung geht. Mit meinem langjährigen Team haben wir gezielt darauf hin gearbeitet und wir brauchen uns heute nur umzusehen und wir realisieren, dass wir etwas geschafft haben, was die Menschen begeistert und dem Skisport einen Mehrwert bringt.“
Einige Zahlen und Fakten zum Rennen
Wetter: strahlender Sonnenschein, klarer Himmel
Temperaturen: am Morgen bei -15 Grad, beim zweiten Lauf um die -5 Grad
Freiwillige Helfer vor Ort: rund 500
Publikum: geschätzte 5.000 bis 6.000 Personen