Von: ka
Bozen – Die blinden, sehbehinderten und normalsehenden Goalballer der Blinden- und Sehbehinderten-Amateursportgruppe (BSSG) Südtirol Alperia sicherten sich jüngst zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Vize-Italienmeistertitel im Goalball, auch der Torschützenkönig der Meisterschaftssaison 2024/25 stammt aus den eigenen Reihen. Bereits im Italienpokal lag man auf Rang zwei und die Teilnahme am European Grand Prix in Griechenland stellte die Weichen für diese erfolgreiche Saison.
Italienmeisterschaft – zwischenzeitlich sogar auf Platz eins
Nach einem spannenden Saisonfinale der Meisterschaft in Rovereto ist die BSSG Vize – Italienmeister im Goalball. Im alles entscheidenden letzten Spiel lagen unsere Herren in Grün zwischenzeitlich in Führung, mussten sich aber letztlich ASD Omero Bergamo A mit 6:9 geschlagen geben. Damit sichert sich Bergamo den siebten Meistertitel in Folge.
Dass die Saison 2024/25 eine besondere sein wird für die BSSG bekräftigt die Tatsache, dass die Mannschaft nach den ersten beiden Spieltagen in Bergamo und Bozen auf dem ersten Tabellenrang lag und Christian Mair, BSSG-Spieler und italienischer Nationalspieler, sich zum Torschützenkönig des Wettbewerbs kürte. Die Südtirolerin Magdalena Hofer bestritt die Meisterschaft bereits zum dritten Mal mit der italienischen Damen-Nationalmannschaft.
Ein großartiger Erfolg für die Truppe rund um Trainer Marco Grazioli, der Lust auf mehr macht!Ein großartiger Erfolg für die Truppe rund um Trainer Marco Grazioli, der Lust auf mehr macht!
Italienpokal und Superpokal – ein ideales Vorbereitungsevent
Am 23. November 2024 wurden gleich zwei Trophäen an einem Tag vergeben und wohl auch der Heimvorteil von ASD Omero Bergamo trug bei zu ihrem Doppelsieg.
Nichtsdestotrotz war dieser Turniertag, welcher vor Beginn der Italienmeisterschaften ausgetragen worden war, ein wesentlicher Bestandteil der idealen Wettkampfvorbereitung.
Die besten italienischen Teams konnten gegeneinander antreten und am letzten technischen und taktischen Feinschliff für die Italienmeisterschaft arbeiten. Erstmals waren die Teams im Kampf um den Italienpokal gemischt aufgestellt, sodass auch die Damen auf höchstem Niveau mitspielen konnten.
Das Team der BSSG Südtirol mit dem Trainer Marco Grazioli glänzte bereits hier durch eine starke Teamleistung und reiste mit zwei Silbermedaillen nach Hause.
European Grand Prix Thessaloniki – die Prämiere auf internationalem Parkett Im Oktober 2024 beteiligte sich die BSSG Südtirol erstmals an einem internationalen Goalball- Turnier, und zwar in Thessaloniki (Griechenland). Am European Grand Prix beteiligten sich acht Teams aus ganz Europa (Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Deutschland, Serbien, Griechenland und Italien) und das Format will die Teilname von gemischten Teams bestehend aus Damen und Herren fördern.
So reiste die BSSG mit einem sechsköpfigen Mixed-Team an und nach einem anfänglichen Kulturtag wurde am Turnier internationale Goalball-Luft geschnuppert. In der Vereinsgeschichte ist es die erste Teilnahme an einem Goalball-Wettkampf außerhalb der italienischen Landesgrenzen und somit war der Grand Prix ein großes Abenteuer für alle. Das Niveau war wie befürchtet hoch einzuordnen, die BSSG konnte jedoch durchaus mithalten und Punkte sammeln.
Schließlich lag man auf Rang sechs und der Anfang für eine Beteiligung an internationalen Wettbewerben war getan. Die wertvolle Spielpraxis prägte den weiteren Saisonverlauf wesentlich mit.
Nationalmannschaften und Europameisterschaften stehen an
Die Südtiroler Goalball-Brüder Peter und Christian Mair aus Völs am Schlern dürfen sich hohe Chancen für eine Nominierung zur anstehenden Europameisterschaft im April in Frankreich ausrechnen. Sie hatten in den letzten Monaten intensiv an Trainingslehrgängen der Goalball- Nationalmannschaft teilgenommen und würden Italien sehr gerne bei diesem Großereignis vertreten.
Bei den Damen gehört Magdalena Hofer zum nationalen Kader und nachdem sie im Vorjahr verletzungsbedingt ausgefallen war, setzt sie die Hoffnungen auf die nächsten Europameisterschaften Ende September in Finnland.
Was ist Goalball?
Die Sportart Goalball wurde in der Mitte des 20. Jahrhunderts für blinde und sehbehinderte Kriegsveteranen entwickelt und wird seither weltweit gespielt. Das Spielfeld in der Größe eines Volleyballfeldes (9×18 Meter) ist auf den beiden Kurzseiten durch zwei Tore (9 Meter breit und 140cm hoch) begrenzt. Eine Mannschaft besteht aus drei Feld- und drei Auswechselspielern, wobei jeder die Rolle des Angreifers und jene des Verteidigers einnimmt. Zur Orientierung auf dem Spielfeld werden dünne Schnüre am Boden fixiert, sodass die Positionen tastbar sind. Der Spielgegenstand ist ein 1,25kg schwerer Hartgummiball. Dieser verfügt im Inneren über drei Glöckchen, welche ihn akustisch hörbar und somit lokalisierbar machen. Der Ball wird mit den Händen geworfen, wobei das Wurfbild einer Bowlingbewegung oder einem Diskuswurf ähneln kann. Die Besonderheit an der Sportart ist, dass alle Spieler eine lichtundurchlässige Brille tragen, so können blinde, sehbehinderte und normalsehende Menschen unter denselben Voraussetzungen gemeinsam Sport treiben.
In Südtirol gibt es Blindensport seit mehr als 50 Jahren. Neben dem sportlichen Aspekt stehen vor allem die motorische Entwicklung von seheingeschränkten Personen und der soziale Mehrwert im Vordergrund, welche durch eine inklusive körperliche Betätigung sowohl nach innen als auch nach außen gestärkt wird.
Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen