Foto stützt Sinners Darstellung

„Das stinkt zum Himmel“ – Doping-Experte schießt gegen Sinner

Mittwoch, 21. August 2024 | 17:17 Uhr

Von: Ivd

Monte-Carlo – Jannik Sinner geriet kurz nach seinem Sieg in Cincinnati ins Kreuzfeuer einer Doping-Kontroverse. Im März 2024 wurden ihm zwei Blutproben entnommen, die positiv auf das Steroid Clostebol getestet wurden. Später wurde er von einem unabhängigen Gericht von Schuld und Fahrlässigkeit freigesprochen. Sinner kam damals ohne die üblichen Konsequenzen davon. Die Entscheidung sorgte für Erstaunen und Kritik, insbesondere aus der Dopingforschung und von seinem Kollegen Nick Kyrgios. Nun äußert sich auch ein führender Doping-Experte skeptisch über Sinners Darstellung und den Vorgang vor Gericht.

Zwei positive Tests auf Clostebol werfen einen Schatten auf den Südtiroler Tennisstar. Während Sinner beteuert, das verbotene Steroid unwissentlich durch seinen Physiotherapeuten aufgenommen zu haben, zeigt sich Doping-Experte Fritz Sörgel gegenüber Sport1 skeptisch. Der Fall, der abseits der Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) behandelt wurde, könnte noch weitreichende Folgen für die Karriere des Weltranglistenersten haben.

Für Doping-Experte Sörgel ist klar: „Das stinkt zum Himmel“

Fritz Sörgel, ein renommierter Doping-Experte, äußerte sich “Sport1” gegenüber kritisch zu den Umständen, unter denen der Fall behandelt wurde. Laut Sörgel hätte der Fall eigentlich von der WADA überprüft werden müssen, da ein positiver Befund normalerweise zu einer Sperre von bis zu vier Jahren führt. “Es ist ungewöhnlich, dass der Fall außerhalb der WADA-Regeln ablief”, so Sörgel. Der Experte glaubt, dass die Behandlung des Falles durch die International Tennis Integrity Agency (ITIA) nicht ausreichend war und fordert eine strengere Überprüfung.

Sörgel sieht auch große Schwierigkeiten an Sinners Darstellung, nach der das Steroid über ein rezeptfreies Medikament zur Behandlung einer Schnittwunde am Finger seines Physiotherapeuten in sein Blut gelangt sei: “Auch wenn es theoretisch möglich ist, dass das Clostebol durch die Haut aufgenommen wird, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass dies in einer Menge geschieht, die bei einem Dopingtest auffällt”, erklärt der Experte. Zudem betont er, dass diese Art von Erklärungen in letzter Zeit häufiger verwendet werde, um positive Tests zu erklären, was seiner Meinung nach Anlass zu weiteren Ermittlungen gebe. Allerdings zeigt auch ein Foto von Sinners Physiotherapeut, dass er genau in diesem Zeitraum eine Schnittwunde am Finger hatte – ein Indiz für Sinners Narrativ.

Cahill stellt sich vor seinen Schützling

Sinners Trainer Darren Cahill verteidigte seinen Schützling und betonte, dass dieser niemals absichtlich zu verbotenen Mitteln greifen würde. “Es war eine unglückliche Verkettung von Umständen”, so Cahill. Doch Sörgel bleibt skeptisch: “Das Thema ist noch nicht abgeschlossen”, sagt er und fordert die WADA dazu auf, den Fall erneut zu untersuchen und gegebenenfalls Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) einzulegen. „Auf jeden Fall, das stinkt zum Himmel“, so der Experte

Während die WADA angekündigt hat, den Fall weiter zu prüfen, bleibt Sinner im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Sollte der Fall vor den CAS kommen, könnte dies das Ende seiner jungen, aber vielversprechenden Karriere bedeuten. So lange ist jedoch das Urteil des Gerichts anzuerkennen, welches Sinner bereits freisprach.

Bezirk: Pustertal