Prevc segelte in seiner Heimat auf bisher unerreichte 254,5 Meter

Domen Prevc fliegt zum Saisonabschluss Weltrekord – 254,5 m

Sonntag, 30. März 2025 | 13:31 Uhr

Von: apa

Mit einem Knalleffekt ist am Sonntag in Planica die lange Saison der Skispringer und Skiflieger zu Ende gegangen: Domen Prevc segelte auf seiner Heimschanze überraschend auf 254,5 m hinunter und ist damit neuer Skiflug-Weltrekordler. Den bisherigen Rekord hatte Stefan Kraft seit 2017 mit 253,5 m gehalten. Den Tagessieg schnappt Prevc aber noch sein Landsmann Anze Lanisek weg. Die Österreicher blieben ohne Podestplatz, Gesamt-Weltcupsieger Daniel Tschofenig wurde Vierter.

Der Kärntner war mit persönlicher Bestweite bei 237,5 m gelandet, für einen weiteren Podestplatz reichte es aber wieder knapp nicht. Auch Jan Hörl beendete seine erfolgreiche Saison mit einer persönlichen Höchstweite von 242,5 Metern. Der Salzburger war bereits als Weltcup-Gesamtzweiter festgestanden. Hörl wurde als Neunter zweitbester Österreicher, Stefan Kraft landete auf Platz zwölf.

Prevc fühlt sich wie Filmstar

Die Weltcupkugeln waren bereits vergeben, dass aber ein neuer Skiflug-Weltrekord auch noch kommt, damit hatte niemand gerechnet – außer vielleicht Domen Prevc selbst. “Ich zittere am ganzen Körper. Wenn man ein wirklich gutes Buch liest oder einen richtig guten Film sieht: Ich fühle mich wie einer der Hauptdarsteller gerade”, sagte der Slowene im ORF-Interview. Den Rekord von Kraft nach acht Jahren gebrochen zu haben, erfüllt einen großen Traum des auf den Skiflugschanzen diese Saison überragenden 25-Jährigen. “Es war eine lange Zeit. Es ist ein Traum, unglaublich. Es war eines der Hauptziele meines ganzen Lebens.”

Für Tschofenig wurde es neben acht Siegen und 15 Podestplätzen wieder ein vierter Platz, immerhin auch schon sein siebenter. “Der vierte Platz ärgert mich nicht so, eher, dass sie vor mir eine Luke runtergegangen sind und sich der 240er wieder nicht ausgegangen ist. Aber es war eine geniale Saison, jetzt heißt es genießen”, meinte der seit Freitag 23-jährige Gesamtweltcup-Sieger.

Tschofenig zu Weltrekord: “Würde mir beide Knie brechen”

In Sachen Weltrekord habe das ÖSV-Team vor dem Saisonausklang gesprochen. “Wir haben gesagt, wenn, dann kann er es springen, und wenn, dann da. Es ist (unten) so flach schon, er kommt so perfekt hin.” Sich selbst würde er den Weltrekord aktuell nicht zutrauen. “Da breche ich mir unten beide Knie, da können sie mich rausschaufeln”, meinte Tschofenig lachend. “Ich habe nicht ganz die richtige Flugkurve.”

Dennoch resümierte Tschofenig die Saison mit hoher Zufriedenheit. “Genial natürlich. Ersten Weltcupsieg feiern dürfen, sieben weitere feiern dürfen, Vierschanzen-Tournee gewonnen. Die WM ist nicht so gelaufen, aber jetzt mit dem Gesamt-Weltcupsieg dazustehen, ist absolut genial.” Jan Hörl, auch zweifacher Saisonsieger und 14-mal auf dem Podest, war glücklich. “Den letzten Sprung hab ich noch einmal sehr genossen. Es war das Ziel, dass ich auf die 240 hinkomme. Ich blicke auf die Saison sehr schön zurück. Auch die WM war mit vier Medaillen sensationell für mich.”

Kraft nicht neidig: “Werde Flug 100 Mal anschauen”

Der mit Gesamtrang drei entthronte Gesamt-Weltcupsieger Kraft ist nach acht Jahren auch seinen Weltrekord losgeworden. “Es hätte keiner geglaubt, dass das da geht. Er war der Skiflieger der Saison. Das war gute Werbung für unseren Sport. Ich werde mir den Flug hunderte Male auf youtube anschauen, ich bin da nicht wehleidig.” Auch für Kraft sei es ein genialer Winter gewesen. “Ich war in den letzten vier Jahren immer unter den drei. Auch für meine Kollegen und für uns als Team war es eine Wahnsinnssaison.”

Team-Oldie Manuel Fettner, der am 17. Juni 40 wird, hatte beobachtet, dass Prevc auf dieses Wochenende hingefiebert hat. “Es tut dem Skisprungsport extrem gut, dass es wieder einen neuen Weltrekord gibt. Ich hoffe, dass wir in ein, zwei, drei Jahren wieder größere Schanzen springen, dann geht die Jagd wieder los.”

Abschied von Michael Hayböck

Wenn es einen Grund für Arbeit gibt im so erfolgreichen ÖSV-Team, dann vielleicht im Skifliegen selbst, doch Cheftrainer Andreas Widhölzl wollte nicht meckern. “Wir haben heuer mehr in die mittleren Schanzen investiert. Es ist gut, wenn man noch was zu arbeiten hat.” Für die tolle Saison mit dem Rekordvorsprung im Nationencup von 3.820 Punkten auf Deutschland bedankte sich Widhölzl bei den Athleten und dem ganzen Team. “So was schafft man nur, wenn man miteinander an einem Strang zieht, es ist eine richtig geile Saison gewesen für uns.”

Außer Konkurrenz verabschiedete sich nach Ende des ersten Durchgangs Michael Hayböck vom aktiven Sport. Der langjährige Zimmergenosse von Kraft sprang in einem speziell für ihn geschneiderten Abschiedsanzug ein letztes Mal vom Bakken. Der 34-jährige Oberösterreicher hat u.a. Olympia-Team-Silber sowie je dreimal Silber und Bronze bei Nordischen Weltmeisterschaften erreicht. Sein Debüt hatte Hayböck am 3. Jänner 2010 gegeben. Hayböck feierte fünf Einzel-Weltcupsiege und wurde 2014/15 Vierschanzen-Tournee-Zweiter. Widhölzl zum Abgang Hayböcks: “Es hat mich stolz gemacht, dass ich in begleiten durfte. Ich hoffe, dass er im System bleibt.”

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