Von: mk
Bozen – Die Bozner Staatsanwaltschaft wirf bekanntlich den beiden Sportärzten Pierluigi Fiorella und Giuseppe Fischetto sowie der FIDAL-Verantwortlichen Rita Bottiglieri vor, dass sie vom Dopingmissbrauch von Alex Schwazer gewusst, allerdings geschwiegen hätten. Schwazer selbst hatte im Zeugenstand detailliert über ein Treffen mit Fiorella am 21. Mai 2012 in einem Einkaufszentrum nahe Parma berichtet, bei dem er diesen darüber informiert habe, dass er EPO nehme.
Nun hat Professor Giovanni Facci, der Dozent für Sportrecht an der Uni Bologna ist, im Zeugenstand am Donnerstag Fiorella den Rücken gestärkt, wie das Tagblatt Dolomiten berichtet. Fiorella habe demnach laut Facci keinen Einfluss darauf nehmen können, welcher Sportler einer Dopingkontrolle unterzogen wird.
Der Professor erklärte auch, dass niemand aus dem Betreuerteam eines Athleten die Möglichkeit habe, auf den Zeitplan von Dopingkontrollen einzuwirken. Er berief sich dabei auf Artikel 1.11 des NADO-Reglements (National Anti Doping Organisations).
Im Zuge der Zeugenaussage kristallisierte sich auch heraus, dass die offizielle Meldung von Doping-Verdachtsfällen nicht in die Zuständigkeit der Betreuer falle.
Fiorella selbst hat im Zeugenstand vehement bestritten, dass bei dem Treffen mit Schwazer über Doping gesprochen worden sei. Zwar habe das Treffen stattgefunden – auf Schwazers Wunsch hin. Von EPO sei dabei jedoch keine Rede gewesen. Schwazer Aussage sei „eine Fantasiegeschichte, die nie passiert ist“, hatte Fiorella laut „Dolomiten“ unterstrichen.
Am 30. November wird die Beweisaufnahme abgeschlossen, die Plädoyers sollen dann am 18. und 25. Jänner stattfinden.
Ein Urteil wird am 1. Februar erwartet. Sollten die Angeklagten tatsächlich verurteilt werden, würde ein Präzedenzfall geschaffen: Es wäre das erste Mal, dass ein mutmaßliches Mitwissen als Begünstigung und damit als strafbare Handlung eingestuft würde, berichtet das Tagblatt Dolomiten.