Von: apa
Keinen Punkt, aber viel Selbstvertrauen hat sich Österreich bei einem Eishockey-Fest am Sonntagabend in Prag geholt. Nur 51 Sekunden trennten das rot-weiß-rote Team beim spektakulären 5:6 gegen die Schweiz von einer WM-Sensation, fünf Tore waren bei einer A-WM noch nie gegen einen Medaillenanwärter gelungen. Nun wartet ein Mammutprogramm mit drei Herkulesaufgaben innerhalb von vier Tagen, beginnend mit dem Spiel gegen Titelverteidiger Kanada am Dienstag (20.20 Uhr).
Von einem “Knorz-Sieg” schrieb die Tageszeitung Blick. “Da war viel Glück mit im Spiel”. Für Österreichs Teamchef Roger Bader war das Match vor über 13.000 Zuschauern gemeinsam mit dem Sieg über Tschechien vor zwei Jahren sogar “vielleicht das beste der letzten Jahre”. Tatsächlich funktionierte viel: Das Spiel 5-gegen-5, das Powerplay mit zwei Toren von Lukas Haudum, zudem war Torhüter David Kickert ein sicherer Rückhalt.
Zu viele Strafen, eine umstrittene vor dem Entscheidungstor, und starkes Powerplay mit fünf Treffern der mit NHL-Topstars bestückten Schweizer brachten Thomas Raffl und Co. um den Lohn für einen beherzten Auftritt. “Es war viel Positives in dem Spiel “, erklärte der Kapitän. Für Verteidiger Clemens Unterweger, der mit einem Tor und zwei Assists überzeugte, war es eine Partie, in der “wir uns selbst beweisen, dass wir so spielen können. Darauf können wir aufbauen.”
Als bittere Note blieb, dass sich die Leistung nicht im Kontostand widerspiegelt. “Punktemäßig können wir uns nichts kaufen, aber das gibt sehr viel Moral für den Fortgang der Weltmeisterschaft”, sagte Bader. Das wird nötig sein, denn die nächsten Tage haben es in sich. Nach dem Duell mit Kanada geht es gegen Olympiasieger Finnland (Donnerstag, 16.20) und WM-Gastgeber Tschechien (Freitag, 20.20 Uhr/alle live ORF Sport +), ehe zum Abschluss die um den Klassenerhalt entscheidenden Partien gegen Norwegen und Großbritannien anstehen.
Als Erstes wartet der Weltmeister. “Der Weg, wie wir ihn heute beschritten haben, muss wieder die Richtung sein gegen Kanada”, sagte Bader nach dem Schweiz-Spiel. “Aber man muss schon realistisch sein, was auf der anderen Seite steht. Das ist eine absolute Top-Mannschaft, die wird auch jeden Tag besser, bei ihnen ist es immer ein Steigerungslauf”, meinte der Teamchef. Das Testspiel in Wien (1:5) sei daher kein Gradmesser.
Aus der jungen kanadischen Truppe ragte am ersten WM-Wochenende der Jungstar heraus. Connor Bedard erzielte in seinen zwei WM-Spielen jeweils einen Doppelpack und führt mit vier Treffern die Torschützenliste an. “Es ist schön zu treffen, aber ich denke nicht zu viel darüber nach. Ich will Gold holen, das ist mein Fokus”, erklärte der 18-jährige Stürmer der Chicago Blackhawks.
Team Canada hat dafür noch einmal hochkarätige Verstärkung erhalten. John Tavares, Kapitän der Toronto Maple Leafs und Olympiasieger 2014, bringt Erfahrung und Führungsqualität mit. “Es ist immer etwas Spezielles, für sein Land zu spielen, das ist immer eine große Ehre”, sagte der 33-Jährige. “Wir haben eine großartige Gruppe hier und die Möglichkeit, Gold zu holen, ist spannend.”
Sein erstes WM-Spiel nach zwölf Jahren Pause, das mühsame 5:1 gegen Dänemark, resümierte er zwiespältig. “Wir haben noch viel zu arbeiten. Es ist ein kurzes Turnier, wenn du auf Widerstände triffst, musst du dich durchkämpfen, dieser Teil war positiv”, erklärte Tavares, der einst mit Thomas Vanek und Michael Grabner bei den New York Islanders gespielt hat und sich gerne daran erinnert: “Sehr unterschiedliche Spieler, aber ähnliche Persönlichkeiten. Super Typen, ich habe viele gute Erinnerungen an sie.”