Von: luk
Innichen – Phantastisches Wetter. Eine Route inmitten der atemberaubenden Bergwelt der Dolomitenregion 3 Zinnen. Fünf Verpflegungspunkte mit zahlreichen Spezialitäten aus Südtirol. Bestens gelaunte Teilnehmer aus 20 verschiedenen Nationen. Und eine freundschaftliche Atmosphäre im Bestreben einen unvergesslichen Tag in Gesellschaft Gleichgesinnter zu verbringen. Diese „Zutaten“ trugen am Samstag einmal mehr dazu bei, dass die Eroica Dolomiti – mittlerweile bereits die sechste Ausgabe – zu einem großen Erfolg wurde.
Es ist 7.00 Uhr an diesem Samstag in Innichen. Noch ist nichts davon zu merken, dass hier in einer Stunde die Eroica Dolomiti 2023 beginnen wird. Lediglich der Startbogen und ein paar Absperrungen, hinter denen die Radsportlerinnen und -sportler nach und nach aufgereiht werden, weisen auf die Vintage-Radsportveranstaltung hin, die 2017 zum ersten Mal in der Dolomitenregion 3 Zinnen ihre Zelte aufgeschlagen hat und seither aus dem Sommerprogramm nicht mehr wegzudenken ist.
Doch je näher der Minutenzeiger auf seiner letzten Runde hin zur vollen Stunde kommt, desto mehr Menschen sammeln sich im Ortskern Innichens ein. Ein fröhliches Stimmengewirr hallt über den Michaelsplatz. Gesprochen wird in Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, natürlich auch im Südtiroler Dialekt. Denn nicht nur auf den anderen Kontinenten – ein Teilnehmer ist etwa eigens aus Argentinien angereist – hat sich herumgesprochen, welch einzigartiges Event die Eroica Dolomiti ist.
„Carube“ gibt das ersehnte Startsignal
Jetzt, kurz vor dem Startsignal, das pünktlich um 8 Uhr Roberto „Carube“ Lencioni geben wird – eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Eroica-Szene – sind fast alle 400 gemeldeten Teilnehmer da. Mit ihren historischen Fahrrädern, die mindestens 30 Jahre alt sein müssen. Und in der dazu passenden Kleidung. Teilweise original, teilweise originalgetreu nachgebaut oder nachproduziert. Von Anspannung, wie es bei einem Radrennen der Fall wäre, keine Spur. Bei dieser gemeinsamen Ausfahrt geht es um das Verbringen von ein paar unbeschwerten Stunden, ohne Zeitdruck, ohne Stress.
Das Startsignal ertönt – ein lautes „Via!“ – und der Tross bricht auf, fährt in Richtung Toblach. Es geht am Toblacher See vorbei, ehe am Dreizinnenblick zum ersten Mal die Kraftreserven aufgeladen werden. Es ist ein malerisches, gleichzeitig aber auch mystisches Bild: kleine Grüppchen radeln über den Schotterweg, von den Wiesen steigt – durch den Morgentau bedingt – ein wenig Nebel auf. Die Tour führt weiter und immer leicht ansteigend auf den Gemärkpass, ehe die Abfahrt in Richtung Cortina beginnt. Im Olympiaort von 2026 wird den Pedalrittern nach rund 30 absolvierten Kilometern Speck und Käse gereicht, dazu Brot und andere lokale Leckereien.
Auch eine Straßensperre kann die Eroica Dolomiti nicht stoppen
Eigentlich stünde nun der Aufstieg auf den Passo Tre Croci an. Doch dieses Mal ist die Straße wegen Steinschlags gesperrt. Für das OK vom Tourismusverein Innichen um Gabriel Fauster stellt dies kein Problem dar. Die Strecke führt einfach über die alte Bahntrasse zurück. Das Mittagessen – Bandnudel mit einer phänomenalen Steinpilzsauce oder eine herzhafte Gulaschsuppe – wird am Gemärkpass statt am Misurinasee serviert. „Boah sind die gut.“ „Genau das Richtige nach so einer Anstrengung.“ „Die Nudel schmecken jedes Jahr noch ein wenig besser.“ Das sind nur einige der vielen positiven Rückmeldungen, die die Helfer zu hören bekommen.
Nach dieser weiteren Stärkung fährt ein Teil der Gruppe zurück zum Ende der Ausfahrt in Innichen. Wer sich hingegen noch nicht an den Bergen der Dolomitenregion 3 Zinnen sattgesehen hat, der „klettert“ von Schluderbach hinauf zu den Plätzwiesen. Hier eröffnet sich den Vintage-Radsportlern ein unbeschreibliches Panorama, von dem sie noch Stunden später schwärmen werden.
Ein Luxus-Verpflegungsstand in Niederdorf
Es ist früher Nachmittag in Niederdorf. Am historischen Hotel Adler treffen nun nach und nach jene Teilnehmer ein, die sich für die mittlere der drei Distanzen entschieden haben (von Niederdorf geht es nach Innichen zurück), oder die sogar die lange Runde über den Innichberg absolvieren möchten. Auch hier fehlt es den Radlerinnen und Radlern an nichts: Gerstsuppe, Tirtlan, verschiedene Kuchen – alles, was das Herz (und der Magen) begehrt, scheint hier verfügbar zu sein. Und den Teilnehmern wird auch (fast) jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Es hat den Anschein, als würden viele Radsportlerinnen und -sportler am liebsten hier den Tag ausklingen lassen. Aber noch ist das Event nicht zu Ende, noch gilt es einige Kilometer herunterzuspulen.
In Innichen treffen die „Eroici“, so werden alle Teilnehmer genannt, die die Runde erfolgreich zurücklegen, tröpfchenweise ein. Sie sind begeistert. Von der Streckenführung. Der Organisation. Den Verpflegungspunkten. Und natürlich vom Gebiet, von der Dolomitenregion 3 Zinnen. Voller Stolz tragen sie ihre „Finisher“-Medaille – ganz nachhaltig aus Holz gefertigt – zur Schau. Und versprechen, dass sie auch 2024 wiederkommen werden. Ein Versprechen, das sie auch am Abend auf der Riese Haunold Hütte im Rahmen der abschließenden Cena Eroica ständig wiederholen werden. Und das viele von ihnen in einem Jahr wohl auch einlösen werden. Denn wer einmal an der Eroica Dolomiti teilgenommen hat, der erliegt ihrem Charme für immer.