Von: apa
Auf Österreichs Fußball-Nationalmannschaft wartet am Freitag (18.00 Uhr/live ServusTV und ARD) eine mehr als richtungsweisende Partie. Die ÖFB-Auswahl darf im Berliner Olympiastadion nach dem Auftakt-0:1 gegen Frankreich gegen die ebenfalls mit einer Niederlage gestarteten Polen nicht verlieren, um im Rennen um den Achtelfinal-Einzug zu bleiben. Bei einer Pleite wäre man fix Gruppenletzter, sollten die Niederländer drei Stunden später gegen die Franzosen punkten.
Mit einem Remis könnte der Sprung in die K.o.-Phase noch geschafft werden, sofern im letzten Match am Dienstag wieder in Berlin gegen die Niederlande ein voller Erfolg gelingt. Auf derlei Rechenspiele will sich Teamchef Ralf Rangnick aber erst gar nicht einlassen. “Unsere Spielweise ist nicht darauf ausgerichtet, auf ein Unentschieden zu spielen. Wenn es unentschieden ausgeht, hat zwar jeder noch die theoretische Chance, aber dann müssten die Polen gegen Frankreich gewinnen und wir gegen die Niederlande. Das ist nicht die Situation, die wir haben möchten”, betonte der Deutsche. “Deshalb werden wir auf Sieg spielen. Wir werden alles investieren, um zu gewinnen.”
Die Marschroute ist für Rangnick klar. “Wir müssen unsere Leistung auf den Platz bringen. Wir brauchen eine gute Mischung aus kompaktem und aggressivem Spiel und eine richtige Spielfreude”, meinte der 65-Jährige. Das Duell habe “Play-off-Charakter”, so Rangnick. “Die Mannschaft, die gewinnt, hat gute Chancen, alle Chancen, weiterzukommen. Ein Unentschieden hilft beiden nicht wirklich.”
Dem Nationaltrainer stehen alle 26 Kaderspieler zur Verfügung. Fünf davon – Maximilian Wöber, Konrad Laimer, Kevin Danso, Phillipp Mwene und Christoph Baumgartner – wären bei einer Gelben Karte für die Niederlande-Partie gesperrt. “Doch für dieses Spiel hat das überhaupt keine Bedeutung. Gegen Polen beginnt jeder wieder bei null Gelben Karten”, sagte Rangnick.
Ob es Änderungen im Vergleich zum EM-Auftakt gegen Frankreich (0:1) gibt, ließ der Teamchef offen. Möglicherweise rückt Gernot Trauner anstelle von Eigentorschütze Maximilian Wöber ins Team, zudem könnte Flügelspieler Patrick Wimmer in der Startelf Florian Grillitsch ersetzen – in diesem Fall wäre eine Zentrumsposition vakant, die wohl entweder Marcel Sabitzer oder Konrad Laimer einnehmen würde.
Bei den Polen kehrt Starspieler Robert Lewandowski nach überstandener Muskelblessur zurück. “An ihrer Spielweise ändert sich deshalb aber nicht so viel. Ihre Grundordnung wird so sein, wie sie immer gespielt haben”, prophezeite Rangnick. Der Coach erwartet beim Gegner Karol Swiderski als zweiten Stürmer neben Lewandowski und geht in der Defensive von einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette aus. Von den vergangenen Länderspiel-Gegnern seien Italien, Estland und Serbien ähnlich organisiert gewesen, erzählte Rangnick. All diese Partien wurden gewonnen.
Damit dies auch am Freitag gelingt, muss Lewandowski in Schach gehalten werden. “Er ist der Spieler schlechthin in Polen, wird immer gesucht, speziell im Umschaltspiel. Er ist vor allem im Sechzehner gefährlich, da müssen wir schauen, dass wir möglichst wenig Bälle auf ihn zulassen. Dann kommt er hoffentlich gar nicht so oft in die Situation, in der er seine Qualität ausspielen kann”, erklärte Rangnick.
Seine Truppe wird in Berlin von bis zu 25.000 österreichischen Anhängern unterstützt, daher ist die Vorfreude auf eine gute Atmosphäre im Olympiastadion beim Trainer groß. Rangnick: “Es wird eine fantastische Stimmung sein. Wir müssen unseren Teil dazu beitragen, damit wir mit unseren Fans Doppelpass spielen.”
Rangnick selbst krönte sich im Olympiastadion vor 13 Jahren mit Schalke durch ein 5:0 über Duisburg zum DFB-Pokal-Sieger, davor und danach gab es hier Endspiel-Niederlagen gegen Bayern München (2005 mit Schalke 1:2, 2019 mit Leipzig 0:3). “Ich habe viele gute Erinnerungen an dieses Stadion, das liegt vor allem an den vielen klaren Auswärtssiegen gegen Hertha”, meinte der Deutsche.
Sollte Rangnick auch am Freitag einen Sieg feiern, würde eine lange ÖFB-Misserfolgsserie zu Ende gehen. Der bisher letzte volle Erfolg gegen die Polen wurde vor 30 Jahren eingefahren, damals gelang in einem Testmatch in Kattowitz (Katowice) ein 4:3. Es folgten fünf Duelle ausschließlich auf Pflichtspiel-Ebene, von denen Österreich drei Partien verlor. Zudem gab es zwei Remis, so etwa auch das 1:1 bei der EURO 2008 in Wien. Drei Punkte gegen Lewandowski und Co. würden im zwölften EM-Match der ÖFB-Historie den dritten Sieg bedeuten.