Von: ka
Bozen – Die Weiß-Roten gleichen zwei Mal einen Rückstand aus, bevor Vano mit seinem zweiten Tor in der Nachspielzeit die Partie entscheidet.
Serie-B-Absteiger Carpi FC nimmt nach einer unterhaltsamen und ausgeglichenen Partie alle drei Punkte aus dem Drusus-Stadion des FC Südtirol mit: Mit 2:3 müssen sich Tait und Co. geschlagen geben, weil die Gäste in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielen und die Weiß-Roten in Romero in der allerletzten Sekunde nur das linke Gebälk treffen. Es war eine intensive Partie, im Rahmen derer beide Teams eine gute Leistung zeigten – es gab viele schnelle Offensivaktionen in die Vertikale, was zu vielen Tormöglichkeiten führte. Halbzeit 1 begann mit einem anfänglichen Abtasten – beide Mannschaften traten in einem 4-3-1-2 auf. Der FCS war bemüht, die Zügel der Partie in die Hand zu nehmen, doch in der 10. Minute gingen die Gäste durch Saber in Führung: Die Nummer 8 von Carpi platzierte einen maßgenauen Heber von rechts ins linke Kreuzeck zum 0:1. Die Weiß-Roten zeigten sich aber auf keinste Weise beeindruckt, sondern begannen, munter nach vorne zu spielen: Man suchte stets den Pass in die Tiefe, holte sechs Eckbälle raus und erspielte sich mehrere gute Torchancen – außerdem wurden den Weiß-Roten zwei doch recht klare Elfmeter verwehrt.
Was in der ersten Hälfte aber noch nicht klappen wollte, gelang in Halbzeit 2 nach 40 Sekunden: Rover schoss die Weiß-Roten zum verdienten Ausgleich. Vano brachte die Gäste allerdings nur zehn Minuten später wieder in Front (56.), Morosini stellte das Equilibrium aber postwendend wieder her (62.), bevor in der Nachspielzeit erneut Vano per Kopf zum 2:3-Siegtreffer für Carpi traf. Romero fehlten in letzter Sekunde dann die berühmten Zentimeter (90. + 4).
MATCH PREVIEW
Heimspieldebüt für den FC Südtirol in der Saison 2019/2020: Im Rahmen des 2. Spieltags der Serie C (Kreis B) gastiert im heimischen Drusus-Stadion Carpi, der Absteiger aus der Serie B, der mit einem 4:1-Heimsieg gegen Cesena (Doppelpack Vano, zudem Tore von Jelenic und Carletti) auf die richtige Art und Weise in die Serie-C-Saison gestartet ist.
Auch die Weiß-Roten von Mister Stefano Vecchi – der auf sein ehemaliges Team trifft und heute zum 100. Mal in der Regular Season der Serie C auf der Trainerbank sitzt – konnten zum Auftakt drei Punkte holen: Man gewann hochverdient mit 2:1 bei Vis Pesaro und zeigte dabei eine vor allem in der ersten Halbzeit bärenstarke Leistung.
Carpi war in den letzten sechs Jahren auf Höhenflug, nachdem man 2013 in die zweithöchste italienische Spielklasse aufstieg – damals siegte man im Play-Off-Finale gegen Lecce, nachdem man im Halbfinale ausgerechnet den FC Südtirol von Mister Vecchi ausschalten konnte (1:2 in Bozen, 2:2 zuhause). Der Coach der Weiß-Roten übernahm in der Folgesaison dann selbst Carpi und blieb dort bis März 2014. Nach zwei Jahren in der Serie B kam 2015 der Aufstieg in die Serie A, der direkte Wiederabstieg, sowie drei weitere Spielzeiten im ersten Unterhaus, bevor man 2019 wieder in die Serie C zurückkehrte.
Im Drusus-Stadion gab es bereits zwei Aufeinandertreffen, beide Spiele endeten mit 2:1 – es gab dabei je einen Sieg für beide Teams: In der 1. Division der Lega Pro 2012/2013 gewannen die Weiß-Roten, in den Play-Offs derselben Saison siegten hingegen – wie bereits erwähnt – die Gäste aus der Emilia-Romagna.
Auch gegen Carpi muss Mister Vecchi auf Kapitän Hannes Fink, der eine Verletzung an der linken Achillessehne auskuriert, und Marco Crocchianti, den eine Verletzung an der rechten Schulter zu einer längeren Zwangspause verdonnert, verzichten.
Die beiden Trainer stellen ihre Elf im gleichen System auf, in einem 4-3-1-2. Coach Stefano Vecchi setzt auf Cuchietti zwischen den Pfosten, die Viererkette bilden von links nach rechts Fabbri, Vinetot, Polak und Ierardi. Im Mittelfeld agieren Tait und Morosini an der Seite von Spielmacher Berardocco. Casiraghi gibt in seinem 170. Einsatz in der Serie C erneut den Zehner, hinter den beiden Spitzen Turchetta und Mazzocchi.
Giancarlo Riolfo muss auf den verletzten Innenverteidiger Sabotic verzichten und stellt folgende Elf auf: Nobile im Tor, Pellegrini, Valori, Ligi und Sarzi in der Vierer-Abwehrkette, Saber, Pezzi und Carta im Mittelfeld, Saric als Zehner. Das Sturmduo bilden Jelenic und Vano. Es ist dieselbe Startelf wie letzte Woche.In den letzten vier Spielzeiten konnten die Weiß-Roten stets ihr erstes Heimspiel der Saison gewinnen.
Neben Mister Vecchi steht der einzige Akteur, der bei beiden Teams aktiv war, in den Reihen der Gäste: der 23-jährige Linksfuß Daniele Sarzi Puttini aus Correggio (Reggio Emilia), der sowohl als Linksverteidiger als auch als Innenverteidiger spielen kann (185 cm und 81 kg), streifte von 2015 bis 2017 das Trikot des FC Südtirol über.
Schiedsrichter der Partie wird Mattia Pascarella aus der Sektion von Nocera Inferiore sein, ihm zur Seite stehen Nicola Tinello (Rovigo) und Orazio Luca Donato (Mailand).
LIVE MATCH
Die erste Chance für die Gäste kam nach nicht einmal zwei Minuten Spielzeit: Flanke von rechts von Pellegrini, Vinetot klärte vor die Füße von Carta, der von außerhalb des Strafraums abzog: Cucchietti hielt sicher. Carpi blieb offensiv präsent in dieser Anfangsphase: Pellegrini erneut mit der guten Flanke von rechts, er fand in der Mitte Vano. Letzterer köpfte aus unmittelbarer Distanz auf den Kasten des FCS, doch Cucchietti war mit einer Glanztat zur Stelle (7.).
Nur eine Minute später dann das erste offensive Zeichen des FCS: Ligi ließ einen langen Ball der Weiß-Roten in die Spitze durch, Turchetta lief urplötzlich alleine auf Nobile zu, der aber schneller am Ball war. Morosini versuchte, nachzusetzen, doch der Keeper der Gäste war rechtzeitig wieder auf seinem Posten. In Spielminute 10 ging Carpi früh in Führung: Saber ließ Vinetot auf der rechten Seite aussteigen, und platzierte von der Strafraumgrenze einen äußerst genauen Heber ins linke Kreuzeck. 0:1.
Die erste Reaktion der Weiß-Roten auf den frühen Rückstand kam in Minute 16: Morosini brachte von rechts einen Freistoß als Flanke scharf vor das Tor der Gäste, Ierardi rutschte in der Mitte heran, schaffte es aber nicht, das Leder entscheidend ins Tor abzulenken. Nur kurze Zeit später setzte Morosini auf rechts mit einem Chip Tait gekonnt in Szene, der bis zur Grundlinie vordrang und eine flache Hereingabe in die Mitte spielte. Dort wurde Turchetta zu Boden gerissen, Schiedsrichter Pascarelli ließ aber weiterlaufen (19.). Nach einer halben Stunde Spielzeit kamen die Gäste zum ersten Mal seit dem Führungstreffer wieder offensiv zum Zuge: Biasci legte in der Mitte an der Strafraumgrenze auf rechts quer zu Saber, der direkt versuchte, abzuschließen – sein Versuch ging aber deutlich drüber.
Dann aber wieder die Mannen von Mister Vecchi, die auf das 0:1 beeindruckend reagierten und andauernd nach vorne spielten: Cucchietti mit dem äußerst weiten Abschlag in die Spitze, an der gegnerischen Strafraumgrenze musste sein herausstürmendes Gegenüber Nobile mit dem Kopf vor Turchetta klären (33.). Nur zwei Zeigerumdrehungen später hatte Turchetta die Riesenchance zum Ausgleich, der mittlerweile verdient gewesen wäre: Morosini mit dem Eckball von rechts, der in der Mitte die Nummer 7 der Weiß-Roten fand. Turchetta köpfte auf das Carpi-Gehäuse, doch Nobile lenkte das Spielgerät mit einem Reflex über die Querlatte (35.)
Eine Minute vor dem regulären Ende der ersten Halbzeit hatte Saric im Zentrum etwas zu viel Platz und auch Zeit zum Schuss, den er aus 18 Metern Distanz auch wagte: Cucchietti hielt aber sicher (44.). In der Nachspielzeit glänzte Fabbri mit einem Ballgewinn auf der linken Angriffsseite, im Anschluss legte er in die Mitte zu Tait, der sich das Spielgerät zurechtlegte und abzog – etwas drüber. Dann war die erste Halbzeit auch schon zu Ende: der FC Südtirol ging nach einem frühen Gegentor mit einem 0:1 in die Kabine. Nach dem Gegentreffer zeigten die Weiß-Roten eine deutliche Leistungssteigerung und kamen zu einigen Chancen, die man aber noch nicht in den Ausgleich ummünzen konnte.
Mister Vecchi tätigte in der Halbzeitpause einen Doppelwechsel und brachte Romero und Rover für Casiraghi und Mazzocchi. Und dieser Wechsel sollte sich sofort bezahlt machen – denn nur 40 Sekunden nach Wiederanpfiff glich der FC Südtirol aus: Ierardi mit dem Zuspiel auf rechts zu Turchetta, der eine maßgenaue Flanke in die Mitte schlug. Dort stand der soeben in die Partie gekommene Rover mutterseelenallein und köpfte ins lange linke Eck zum 1:1 ein (46.). Die Weiß-Roten hatten nun – angetrieben von einer lauten Zuschauerkulisse im Drusus-Stadion – Feuer gefangen: Morosini legte drei Minuten später auf links in die Mitte zu Torschütze Rover, der mit einem strammen und präzisen Abschluss Nobile zu einer Glanztat zwang (49.).
In Spielminute 54 zeigten die Gäste die erste Reaktion auf den Ausgleichstreffer: Saric befreite sich an der Strafraumgrenze und zog mit rechts ab, doch Cucchietti tauchte ab und hielt das Leder sogar fest. Nur zwei Minuten später ging Carpi auf einmal aber wieder in Führung: Biasci hatte auf der linken Seite viel Platz – Ierardi war zu früh rausgerückt – und bediente im Zentrum Vano in die Vertikale, der alleine auf Cucchietti zulief, das Leder kontrollierte und flach in die Maschen schoss – 1:2 (56.).
Die Mannen von Mister Vecchi zeigten sich aber erneut keineswegs vom Rückstand geschockt, sondern kamen postwendend zum Ausgleich: Morosini bekam auf der linken Seite das Spielgerät auf den Fuß, zog Richtung Mitte und vollendete präzise ins lange rechte Eck – 2:2, alles wieder auf Anfang (62.). Und die Weiß-Roten ließen nicht locker: Turchetta hatte in der 68. Spielminute die Riesenchance für den FCS auf den Fuß, in dieser Partie zum ersten Mal in Führung zu gehen. Gatto kam über das Zentrum in die Gefahrenzone und legte im richtigen Moment auf links zu Turchetta, der Zeit und Platz hatte, alleine vor Nobile abzuschließen – doch der Keeper der Gäste war per Fußabwehr zur Stelle. Die Mannen von Mister Vecchi spielten weiter entfesselt nach vorne: Ierardi mit dem langen Ball auf Romero, der für Morosini ablegte. Letzterer mit dem genialen Lochpass auf Rover, der sich im 1-gegen-1 mit Nobile präsentierte. Der Carpi-Schlussmann schaffte es aber erneut, zur Ecke abzuwehren (74.).
Dann passierte eine Weile nichts, in der Schlussphase waren die Weiß-Roten aber urplötzlich nur noch zu zehnt: Alessandro Fabbri sah nach wiederholtem Foulspiel innerhalb von neun Minuten die gelb-rote Karte (78. und 87.). Sekunden, nachdem vom vierten Offiziellen die vierminütige Nachspielzeit angezeigt wurde, gab es noch einmal Eckball für Carpi – und mit jenem Corner markierten die Gäste den 2:3-Siegtreffer: Vano stand goldrichtig und köpfte ins linke Kreuzeck ein. Doch der FCS steckte – auch in Unterzahl – immer noch nicht auf: Romero, der baumlange Stürmer der Weiß-Roten, wurde in der letzten Minute der Nachspielzeit nochmals freigespielt und fand aus halbrechter Position einen herausragenden Abschluss ins lange linke Eck, der jedoch an den linken Innenpfosten knallte und von dort aus die Linie entlang in die Arme von Keeper Nobile rollte.
Dann war Schluss: Der FCS unterlag Serie-B-Absteiger Carpi nach großem Kampf mit 2:3 und musste am zweiten Spieltag der Serie C die erste Saisonniederlage in der laufenden Meisterschaft 2019/2020 hinnehmen.
FC SÜDTIROL – CARPI 2:3 (0:1)
FC SÜDTIROL (4-3-1-2): Cucchietti; Ierardi, Polak, Vinetot, Fabbri; Tait, Berardocco (64. Gatto), Morosini (90. + 2 Trovade); Casiraghi (46. Rover), Mazzocchi (46. Romero), Turchetta (84. Petrella)
Auf der Ersatzbank: Taliento, Grbic, Davi, Alari
Trainer: Stefano Vecchi
CARPI (4-3-1-2): Nobile; Pellegrini, Varoli, Ligi, Sarzi Puttini (84. Lomolino); Saber (84. Rossoni), Pezzi, Carta (84. Fofana); Saric (64. Maurizi); Jelenic (11. Biasci), Vano
Auf der Ersatzbank: Rossini, Celeste, Sabotic, Rolfini, Grieco, Carletti
Trainer: Giancarlo Riolfo
SCHIEDSRICHTER: Mattia Pascarella aus Nocera Inferiore (Die Assistenten: Nicola Tinello aus Rovigo und Orazio Luca Donato aus Mailand)
TORE: 0:1 Saber (10.), 1:1 Rover (46.), 1:2 Vano (56.), 2:2 Morosini (62.), 2:3 Vano (90. + 1)
ANMERKUNGEN: typisch sommerlicher Nachmittag
Gelbe Karten: Ligi (CFC, 20.) Pezzi (CFC, 23.)
Gelb-rote Karte: Fabbri (FCS, wiederholtes Foulspiel, 78. und 87. Minute)