Hamilton fährt noch um Platz zwei für Mercedes hinter Red Bull

Formel-1-Finale als letzter Stresstest

Donnerstag, 23. November 2023 | 15:21 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

In Abu Dhabi heulen am Wochenende ein letztes Mal in dieser Saison die Formel-1-Motoren auf. Die Weltmeistertitel sind längst an die Dominatoren Max Verstappen und Red Bull Racing vergeben, dahinter gibt es noch ein Rennen um den Status als zweite Kraft. Mercedes und Ferrari sind vor dem Finale nur durch vier Punkte voneinander getrennt. Nach der Ankunft im Wüstenstaat ächzen die Fahrer auf der Suche nach dem verlorenen halben Tag.

Mit einer Zwölf-Stunden-Zeitverschiebung von Las Vegas nach Abu Dhabi bringt die Finalwoche die Fahrer an ihre Belastungsgrenzen – körperlich wie logistisch. “Es ist ein bisschen hart zu verstehen, in welcher Zeitzone man gerade ist. Ich werde in der Zeitzone völlig verloren sein”, sagte Verstappen. “Es ist auch nicht besonders nachhaltig. Auch nicht für den Körper”, sagte der Niederländer mit Blick auf völlig andere klimatische Bedingungen.

Doch sind es bei Weitem nicht nur die Fahrer, die sich der finalen Stresswoche stellen müssen. Sie verdienen viel Geld und reisen mitunter im Privatflieger, anders die Mechaniker. Alle seien ziemlich fertig, berichtete Charles Leclerc am Donnerstag nach Gesprächen mit dem Ferrari-Personal im Fahrerlager. Er selbst habe nach einem 16-Stunden-Flug geschlafen “wie ein Baby”, sagte der Ferrari-Star.

Im nächsten Jahr wird der Kehraus noch intensiver. 24 Rennen sind geplant und damit so viele wie noch nie. Drei Grands Prix an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden sollen zum Schluss gefahren werden – Las Vegas, Katar, Abu Dhabi. “Meine Stimme bekommt das nicht”, sagte Daniel Ricciardo: “Wir werden zerstört sein.”

23 Rennen hätten es schon heuer werden sollen. Wegen der damaligen Unwetter-Katastrophe in Italien war der Grand Prix der Emilia-Romagna im Mai abgesagt worden. Für die Logistik der Motorsport-Königsklasse spielte das aber fast keine Rolle. Die Fracht sei damals bereits vor Ort gewesen, erklärte DHL. Der offizielle Formel-1-Partner transportiert bis zu 1.400 Tonnen pro Rennen. Hochgerechnet bedeuten das 32.200 Tonnen für diese Saison – mehr als dreimal das Gewicht des Eiffelturms in Paris.

Am Donnerstag war alles fix und fertig aufgebaut, ein letztes Mal in einer sportlich schon lange entschiedenen Saison. Verstappen tritt wie fast immer als großer Favorit an. Der nunmehr 18-fache Saisonsieger hat die jüngsten drei Rennen in den Vereinigten Arabischen Emiraten jeweils gewonnen, was ihm sonst nirgends gelungen ist. Mit 53 Rennsiegen teilt sich der Niederländer noch mit Sebastian Vettel Platz drei in der Allzeit-Hitliste hinter Lewis Hamilton (103) und Michael Schumacher (91).

Dahinter tobt der Kampf. “Wir kennen unser Auto gut und wissen, dass es in Abu Dhabi nicht so konkurrenzfähig sein wird wie in Las Vegas”, spielte Ferrari-Teamchef Fred Vasseur die Chancen herunter, nachdem Leclerc in Las Vegas von der Pole Position aus Zweiter hinter Verstappen geworden war. Mercedes-Chef Toto Wolff erwartet trotzdem ein enges Rennen. “Sie haben in letzter Zeit eine gute Form gezeigt. Aber wir wissen, dass wir unsere Performance in den letzten Rennen nicht maximiert haben”, sagte der Wiener.

Ferrari baut auf Leclerc und Carlos Sainz, Mercedes auf George Russell und Lewis Hamilton. Das Umfeld des Letztgenannten soll vor einiger Zeit die Chancen für ein Red-Bull-Engagement ausgelotet haben, wie Christian Horner, der Teamchef der Bullen, gegenüber der “Daily Mail” nun ausplauderte. “Sie haben ein paar Mal angefragt. Zuletzt gab es eine Anfrage, ob Interesse bestehen würde, Anfang des Jahres”, sagte Horner, demzufolge die Hamilton-Seite auch Gespräche mit Ferrari geführt hätte.

Die Antwort von Hamilton folgte prompt. So weit er wisse, habe niemand aus seinem Team mit Horner gesprochen, sagte der siebenfache Weltmeister am Donnerstag. “Sie haben versucht, uns zu erreichen.” Horner zündle wohl nur, vermutete Hamilton, der seinen Vertrag beim deutschen Werksrennstall Ende August um weitere zwei Jahre bis Ende 2025 verlängert hat.

Gemäß Horner hätten der Brite und Red Bull aber sowieso kein “perfect match” ergeben. “Ich kann mir nicht vorstellen, wie Max und Lewis zusammenarbeiten würden”, sagte Horner zur hypothetisch explosiven Paarung. “Die Dynamik wäre nicht richtig.”