Von: mk
Girlan/Vicenza – Auf die 42-jährige Karin Mederle aus Girlan wartet am kommenden Samstag eine große Herausforderung: Sie nimmt in Vicenza an einem Bodybuilding-Wettbewerb in der Kategorie „Bikini Fitness“ teil. Seit einem Monat schläft die Fitnesstrainerin keine Nacht mehr durch, berichtet die Sonntagszeitung Zett.
In der Kategorie „Bikini Fitness“ möchte sich Mederle in Vicenza gegen die Konkurrenz aus ganz Italien behaupten. Bewertet werden vor allem Bauchmuskeln, Beine, Po und Rücken, aber auch die Proportionen und das richtige Styling sind wichtig. Die Frauen sollen trotz Muskeln feminin wirken und auf der Bühne in High Heels posen.
Entscheidend bei der Vorbereitung ist neben dem Krafttraining auch die Ernährung. Bereits um 6.00 Uhr morgens jongliert Mederle in der Küche mit Zahlen: 100 Gramm Hühnerfleisch, fünf Eiweiß, 20 Gramm Haferflocken, 20 Gramm Mandeln und zwei Scheiben Ananas stehen momentan auf dem Frühstücksplan. Um 10.00 Uhr gibt es dann weitere 100 Gramm Thunfisch, 100 Gramm Gemüse und wieder fünf Eiweiß. Dazu kommen Nahrungsergänzungsmittel und fünfmal in der Woche Cardioeinheiten.
„Ich träume nachts von Pizza und Eis“, gesteht die die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Alter von zwölf und sechs Jahren gegenüber der Sonntagszeitung Zett. Den Bikini, der passend zu ihrer Haarfarbe Weiß-Schwarz sein wird, hat sie sich selbst genäht. Ein Wettbewerbsbikini kostet zwischen 400 und 600 Euro. „Das wäre es mir nicht wert“, erklärt die Girlanerin lächelnd.
Dabei nimmt sie bereits genug Strapazen auf sich. Ein bisschen Training und Diäten reichen nämlich noch lange nicht aus. „Das ist eine eigene Wissenschaft – zeitaufwendig und anstrengend“, gesteht sich die Fitnesstrainerin. Besonders schwer fällt ihr der Verzicht auf Süßes und Kohlenhydrate.
Die sechs Liter Flüssigkeit, die sie täglich zu sich nimmt, zwingen die 42-Jährige mehrmals in der Nacht zum Toilettengang. Eine Nacht lang Durchschlafen ist dabei kaum möglich. Das gehe an die Substanz, erklärt Karin gegenüber der „Zett“.
Laut ihrem Coach Ivan Pavan hat sie die härteste Woche vor dem Bewerb noch vor sich. Ihr Körperfettanteil, der aktuell bei zehn Prozent liegt, muss weiter schmelzen, damit ein Kohlenhydrateschub kurz vor dem Wettbewerb die Muskeln „aufgehen lässt wie ein Hefekrapfl.“
Was ist der Reiz für die zweifache Mutter, bei so einem Wettbewerb mitzumachen? Das Preisgeld sei es nicht. Stattdessen tut sie es für sich. „Weil ich sehen möchte, wie mein Körper ankommt und ob ich ausreichend Ehrgeiz, Disziplin und Ausdauer aufbringe“, erklärt sie gegenüber den Sonntagszeitung Zett. Außerdem sei es immer ihr Traum gewesen, einmal an so einem Bewerb teilzunehmen.
Karin betreibt Sport, seit sie denken kann, und tanzte viele Jahre Ballett. Als sie 18 war, wanderte sie nach Rimini aus, absolvierte mehrere Ausbildungen zur Fitnesstrainerin und unterrichtete unter anderem Hip-Hop. Nach der Trennung von ihrem Partner vor vier Jahren zog sie wieder zurück nach Südtirol. Seitdem gibt sie ihre umfassende Kenntnis in diesem Bereich in einem Kalterer Fitnessstudio weiter.
Ansporn bieten auch ihre 3.700 Facebook-Fans, die ihr aus ganz Italien schreiben. „Meine Freundinnen hier in Südtirol verstehen zum Teil gar nicht, was ich mache. Meine Mutter glaubt sogar ich würde dopen, wenn ich Vitamine schlucke, oder sie versucht mich, mit Süßigkeiten von meinen Plänen abzubringen“, erklärt Karin lachend gegenüber der Sonntagszeitung Zett. Doch sie legt einen eisernen Willen an den Tag. Am Samstag möchte sei es mindestens unter die besten sechs ihrer Kategorie schaffen und sich damit für einen internationalen Wettbewerb in Amerika qualifizieren.
Falls es schiefgeht, hat sie am 11. Dezember in Bologna bei einem weiteren Bewerb eine zweite Chance, die sie unbedingt nutzen möchte, bevor sie wieder in den „normalen“ Alltag zurückkehrt.