Von: apa
Raphael Haaser hat im WM-Riesentorlauf in Saalbach eine Sensation geliefert und Riesentorlauf-Gold gewonnen. Der Tiroler, zuvor bereits Vizeweltmeister im Super-G, gewann am Freitag vor den beiden Schweizern Thomas Tumler und Loic Meillard. Nach dem ersten Durchgang war Haaser, der im Weltcup noch nie gewonnen hat, Fünfter. Topfavorit Marco Odermatt wurde Vierter, Marco Schwarz kam auf Platz fünf. Es war die sechste Medaille für den ÖSV bei der Ski-WM, die zweite Goldene.
Vor 19.500 Menschen im Besucherraum gelang dem “Iceman” Haaser im zweiten Durchgang mit der viertbesten Zeit der Vorstoß auf die oberste Stufe des Siegertreppchens, während die Favoriten um Odermatt einer nach dem anderen ausließen. “Es ist unglaublich. Ich bin noch nie bei einem Weltcuprennen ganz oben gestanden, dann jetzt da daheim bei der Heim-Weltmeisterschaft. Im Riesenslalom hat es mich auch noch oft einmal ein bisschen gefuchst. Ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll”, kommentierte der 27-Jährige seinen bisher größten Erfolg. In der Vorwoche hatte Stephanie Venier im Super-G die erste österreichische Goldmedaille geholt.
Tiroler hatte “nichts zu verlieren”
Haaser hatte erst in Kitzbühel knapp eine Woche vor dem WM-Start sein Comeback nach einer Knieverletzung gegeben und war im Super-G auf Anhieb Zweiter hinter Odermatt. Im Dezember hatte er sich im Riesentorlauf von Val d’Isère eine Kreuzbandüberdehnung zugezogen, die sechswöchige Pause nach sich zog. Sein bestes Resultat im Riesentorlauf war bisher ein siebenter Platz gewesen. “Ich nehme es nach dem Motto, wenn es läuft, dann läuft’s. Ich hoffe, dass es so weitergeht. Ich habe mir gesagt, ich habe nichts zu verlieren”, sagte er. Wie Rudi Nierlich 1991 eroberte Haaser bei einer Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm RTL-Gold.
Der nach dem ersten Durchgang in Führung liegende Norweger Timon Haugan patzte im Finale und fiel auf Platz sieben zurück. Der zweitplatzierte Meillard verlor ebenfalls viel, rettete aber seine zweite Medaille bei diesen Weltmeisterschaften nach Gold in der Teamkombi. Odermatt rutschte vom dritten Rang auf Position vier zurück, Alexander Steen Olsen schied kurz vor dem Ziel aus.
Haaser gewann schließlich mit 0,23 Sekunden Vorsprung auf Tumler, Meillard lag 0,51 und Odermatt 0,58 Sek. zurück. “Klar hätte ich heute noch gern eine Medaille geholt”, meinte Odermatt, tröstete sich aber mit dem Super-G-Titel. “Ich konnte die Lücke im Super-G schließen, es ist immer noch eine super Super-WM.”
Schwarz-Ärger, Brennsteiner-Pech mit Bindung
Schwarz ärgerte sich über seinen fünften Platz. “Ich habe probiert zu attackieren im zweiten Durchgang, leider blöde Fehler gemacht, da kann man nicht um die Medaillen mitfahren. Bei jedem Weltcuprennen nehme ich gerne den fünften Platz, das sind auch irrsinnig wichtige Punkte für mich, das muss ich zugeben. Aber wenn man bei der Heim-WM Fünfter wird, scheißt es mich eher an”, sagte der Kärntner unverblümt. “Raphi ist eine geniale Geschichte, dass er so cool bleibt. Ich vergönne es ihm von Herzen”, ergänzte er.
Für die übrigen zwei Österreicher lief es weniger gut. Patrick Feurstein wurde 16., Stefan Brennsteiner fiel im ersten Durchgang nach wenigen Toren aus der Wertung. Bei dem Salzburger ging schon nach wenigen Fahrsekunden ohne Schnitzer oder erkennbare Ursache die Bindung an seinem rechten Ski auf. “Bei dem Schwung ist mir vorgekommen, ich stehe eigentlich gut, und auf einmal ist der Ski weg. Vielleicht schlampert gestanden, keine Ahnung, ich habe es mir noch nicht angeschaut”, meinte der Pinzgauer aus Niedernsill nach dem bitteren Ausscheiden.
Feurstein war mit seiner Leistung nicht zufrieden, zumal ein Patzer im unteren Teil im zweiten Durchgang die erhoffte Schadensbegrenzung verhinderte. “Es ist mir leider nicht gelungen, ein beschissener Tag. Ich habe es nicht auf den Punkt gebracht – im ersten schlecht und im zweiten war der Rückstand zu groß”, sagte der Vorarlberger. “Da gibt es nicht die richtigen Worte dafür.”
Schweizer nun mit zweistelliger Medaillenzahl
Der Schweizer Verband gewann seine neunte und zehnte Medaille bei dieser WM. Für Tumler war es die zweite in Silber nach dem Teambewerb. “Die harten Stunden, die man im Krankenhaus hat oder in der Physiotherapie oder im Krafttraining, da macht dieser Tag viel gut”, meinte der 35-Jährige, der in seiner Karriere schon viel Verletzungspech hatte. “Die Goldmedaille lassen wir euch gerne – solange wir im Medaillenspiegel vorne bleiben.” Meillard gab zu, dass er im ersten Moment etwas enttäuscht war. “Es war mehr möglich. Am Ende ist es eine fünfte WM-Medaille für mich, das ist sicher genial.”
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